Renzo Ravenna stammte aus einer begüterten, weitgehend assimilierten jüdischen Familie Ferraras. Nachdem er hoch dekoriert aus dem Ersten Weltkrieg zurückkam, begann er in Ferrara eine Karriere als Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker, protegiert von seinem Freund Italo Balbo – die Nummer Zwei des faschistischen Regimes und der wichtigste Gegenspieler Mussolinis. Ravenna nahm 1922 am „Marsch auf Rom“ teil, wurde Stadtrat und Chef der Partito Fascista und 1926 schließlich Bürgermeister von Ferrara, das in seiner Amtszeit einen ökonomischen und kulturellen Aufschwung erlebte. Erst als der Druck aus Rom auf Grund der 1938 erlassenen Rassegesetze immer stärker wurde, schied Ravenna 1938 aus dem Amt, doch es gelang ihm, das alte Netzwerk von Freunden aus dem katholischen und dem faschistischen Milieu aufrecht zu erhalten, bis er vor den Deutschen im Herbst 1943 mit seiner Familie in die Schweiz fliehen musste. 1945 kehrte er wieder nach Ferrara zurück und versuchte bis zu seinem Tod 1961 seinen Freund Italo Balbo zu rehabilitieren.

Literatur / Medien:
Hans Woller: Rezension von: Ilaria Pavan: Il podestà ebreo. La storia di Renzo Ravenna tra fascismo e leggi razziali., Bari/Roma, 2006, in: sehepunkte 9 (2009) Nr. 6 (15.5.2009); www.sehepunkte.de/2009/06/druckfassung/16234.html; rivista.fondazionecarife.it/index.php?option=com_k2&view=item&id=27:il-podest%C3%A0-ebreo&tmpl=component&print=1&lang=en; www.sissco.it/index.php?id=1293&tx_wfqbe_pi1[idrecensione]=3030