Zu den Zielen und Instrumenten der deutschen Besatzungsherrschaft in Italien gehörten die wirtschaftliche Ausbeutung und die Ausbeutung der Arbeitskräfte des Landes für die deutsche Kriegwirtschaft (vgl. Zwangsarbeit). Die Arbeiterschaft vor allem der industriellen Zentren Oberitaliens – Genua, Turin, Mailand, Bologna, Mestre/Venedig und Triest – setzte sich mit zunehmendem Erfolg hiergegen mit Streiks zur Wehr. Nach einer ersten Streikwelle schon im März 1943, in der die Anerkennung von Betriebsräten durchgesetzt worden war, begann nach der deutschen Besetzung Italiens im Dezember 1943 eine neue Serie von Streiks, die zu einer Gefahr für die Deckung des Militärbedarfs (u.a. Rohstoffe, Flugzeuge, Kraftwagen, Textilien) anwuchs. Der deutsche Bevollmächtigte Rahn reagierte mit einem Programm zur Niederschlagung der Streiks, das neben der Militär und der faschistischen Verwaltung auch die italienischen Unternehmer einbezog. Es bestand aus einer Kombination von Zugeständnissen und Terror: Lohnerhöhungen einerseits, Einstellung der Lohnzahlung andererseits, sowie Aussperrung, Verhaftung, Deportationen zur Zwangsarbeit in Deutschland.
Die überall im besetzten Gebiet befohlenen Arbeitseinsätze, brutale Rekrutierungen und öffentliche „Einberufungen“ ganzer Jahrgänge – ob von deutschen Militärkommandanten oder den Behörden des Salò-Regimes – führten auch bei drakonischen Strafandrohungen weniger zum Erfolg, sondern zu wachsendem Widerstand in der Bevölkerung. Aus lokalen Streiks gegen Deportation zur Zwangsarbeit, gegen die Demontage ganzer Fabriken und gegen den Abtransport von Maschinen, Rohstoffen und Material nach Deutschland entwickelten sich große Streikbewegungen, die im März 1944 zum Generalstreik eskalierten: Als es dabei zu Sabotageakten kam, verstärkte die deutsche Besatzungsverwaltung die Zwangsmaßnahmen. Die Strafaktionen, vor allem die Deportation von Streikteilnehmern zur Zwangsarbeit nach Deutschland, zeigten jedoch nur vorübergehend Wirkung. Bereits im Juni 1944 brachen neue Streiks aus, die inzwischen von politischen Widerstandszellen in den Betrieben koordiniert und geleitet wurden: der Widerstand in den Betrieben war nun Teil des politischen Widerstandnetzes insgesamt geworden (vgl. Resistenza).

Literatur / Medien:
Andrae, Friedrich: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945. München- Zürich 1995, S. 71 ff; Seckendorf, Martin: Zum 6o. Jahrestag der Befreiung Italiens. Ein neues Dokument. www.2i.westhost.com/bg/2_1.html; Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung (Hg.). Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Saló 1943 – 1945. Tübingen, S. 123 ff.; Kuby, Erich, Verrat auf deutsch. Wie das Dritte Reich Italien ruinierte. Hamburg 1982, S. 450 ff.