Chiena Borowskageboren am 01. Januar 1914, ausgebildete Krankenschwester in Vilnius, seit 1932 Mitglied der litauischen kommunistischen Partei, 1941 Mitgründerin der FPO im Ghetto von Vilnius. Im Ghetto gehörte sie mit ihrer Genossin Sonia Madeysker, mit Yitzak Witenberg und Berl Szereszynyevski zum kommunistischen Flügel im Führungsstab der FPO. Sie vertraten – im Unterschied zum Kampf im Ghetto – die Position des Partisanenkampfs in den Wäldern. Witenberg und Chiena Borowska hatten direkte Kontakte zu Jakob Gens, der den Widerstand im Ghetto zunächst duldete, bis es im Oktober 1942 wegen eines von Gens befohlenen Einsatzes der Ghetto-Polizei in Ašmena/Oshmyany zur Konfrontation gekommen war. Liza Magun, die kurz zuvor im Auftrag der FPO-Führung nach Ašmena geschickt worden war, hatte vergeblich versucht, die dortige Ghetto-Leitung vor der bevorstehenden Selektion zu warnen.

Nach diesem Ereignis wurden die Kontakte mit den sowjetischen Partisanen-Kommandanten intensiviert. Als im September 1943 die Pläne für einen Aufstand im Ghetto gescheitert waren und die Liquidierung des Ghettos bevorstand, entschied sich die FPO-Führung für die Flucht durch das Kanalsystem in die Rudniki Wälder. Eine der Flucht-Gruppen wurde von Chiena Borowska angeführt; sie übernahm danach die Funktion der politischen Kommissarin in der von Shmuel Kaplinski geleiteten Brigade Für den Sieg – eine der wenigen Frauen in einer Leitungsfunktion bei den Partisanen. Sie überlebte die Kämpfe gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann, Shmuel Kaplinski, und zog mit ihrer Einheit in das befreite Vilnius ein. Beide sind auf dem Jüdischen Friedhof in Vilnius bestattet.


Literatur / Medien
Ainsztein, Reuben: Jüdischer Widerstand im deutschbesetzten Osteuropa während des Zweiten Weltkrieges, Oldenburg 1993, S. 242ff.; Arad, Yitzhak: Ghetto in Flames, New York 1982, S. 189f., S. 455; Bart, Michael / Corona, Laura: Until our last breath. A Holocaust Story of Love and Partisan Resistance, New York 2008; Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 1443, S. 1463; Kruk, Herman: The Last Days of the Jerusalem of Lithuania. Chronicles from the Vilna Ghetto and the Camps, 1939–1944, hrsg. v. Benjamin Harshav, New Haven u.a. 2002, S. 278; Margolis, Rachel: Als Partisanen in Wilna. Erinnerungen an den jüdischen Widerstand in Litauen, Frankfurt/M. 2008; Porat, Dina: The Fall of a Sparrow. The Life and Times of Abba Kovner, Stanford 2010; Strobel, Ingrid: "Sag nie, du gehst den letzten Weg." Frauen im bewaffneten Widerstand gegen Faschismus und deutsche Besatzung, Frankfurt/M. 1989, S. 233–246

https://www.fold3.com/page/286160648_vilna_ghetto_partisants#description
http://eng.thepartisan.org/home/doc.aspx?mCatID=68451
http://www.eilatgordinlevitan.com/vilna/ (Foto „Chyena Borovski“ / FPO Headquarters)