1. Gewerkschaftsbünde
Vor 1939 gab es zwei Gewerkschaftsbünde („confédérations“): die christlich orientierte CFTC (Confédération francaise des travailleurs chrétiens) und die größere, sozialistisch-kommunistische CGT (Confédération générale du travail), die zuletzt starken Zulauf bekommen hatte, u.a. wegen Unterstützung der Volksfront.
Nach dem deutsch-sowjetischen Abkommen vom August 1939 (auch ‚Hitler-Stalin-Pakt‘ genannt) schloss die CGT Befürworter des Paktes im September aus, u.a. Pierre Semard, den Generalsekretär der Eisenbahnergewerkschaft. Nach dem Verbot der KPF durch die französische Regierung verloren zahlreiche Mitglieder und Funktionäre ihr Abgeordnetenmandat, wurden verfolgt und kriminalisiert; ein Teil ging in den Untergrund. Die Vichy-Regierung löste die ‚confédérations‘ auf, die Einzel-, Berufs- oder Branchengewerkschaften nicht, diese waren aber in ihrer Arbeit stark eingeschränkt. Im Oktober 1941 trat die ‚Charte du Travail‘ (Charta der Arbeit) in Kraft: Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände wurden aufgelöst, eine Einheits-Zwangsgewerkschaft gebildet (aber nicht durchgesetzt), Streiks und Aussperrungen verboten. Arbeitsminister wurde der kollaborierende René Bélin, ehemals CGT-Funktionär. Ein Teil der Gewerkschafter arbeitete bis 1943 – trotz prinzipieller Ablehnung – in der Zwangsgewerkschaft mit („Politik der Präsenz“).

2. Gewerkschaften und Gewerkschafter im Widerstand
Am 15. November 1940 bekundeten 12 CGT- und CFTC-Gewerkschafter ihre Opposition zu den Vichy-Plänen in einem ‚Manifest der Zwölf“; sie sprachen sich für freie Gewerkschaften, für ihre wirtschaftliche und soziale Rolle als antikapitalistische Berufsorganisationen und gegen den Antisemitismus Vichys und der Besatzer aus.
Im Bergarbeiterstreik 1941 in Nordfrankreich legten 100.000 Bergleute zwei Wochen die Arbeit nieder, viele Gewerkschafter wurden inhaftiert und deportiert. Der Streik markierte den Übergang der CGT und der KPF zum politischen Kampf gegen die deutsche Besatzung, verstärkt nach dem Überfall auf die Sowjetunion. 1941 waren die meisten der von den Deutschen erschossenen 88 Geiseln Gewerkschafter (vgl. Châteaubriant, Nantes, Mont-Valérien; Jean-Pierre Timbaud). Viele wurden als ‚Kommunisten‘ deportiert (vgl. Compiègne-Gare, Transport vom 6. April 1942).
Gewerkschafter engagierten sich in den Widerstandsbewegungen und -netzen sowie bei Proteststreiks gegen Vichy und die Besatzer und gaben die Untergrundzeitung ‚La Vie Ouvrière‘ heraus (z.B. Oullins/Lyon 1942, Lothringen: Groupe Mario; z.B. Christian Pineau: Libération Nord).

3. Befreiungskämpfe und Befreiung
Aufgrund von starken gewerkschaftlichen Aktionen wurde je ein Vertreter der CGT (Louis Saillant) und der CFTC in den Nationalen Widerstandsrat - CNR aufgenommen. Das war mitentscheidend für die sozialen Reformpunkte im Programm des CNR von 1944 und der ersten Sozial- und Wirtschafts-Gesetze der Französischen Republik 1944/45.
Auch in den Befreiungskämpfen waren Gewerkschafter und Gewerkschaften aktiv. Beispiele: Marseille – „Brotstreik“ im März, Generalstreik ab 18. August 1944; Paris: Streik der Eisenbahner, Polizisten und Generalstreik im August 1944; Vors. des Befreiungskomitees: André Tollet; Toulouse: Abkommen über Arbeiterrechte im Betrieb.
Nach der Befreiung wurden CGT und CFTC (und drei weitere Gewerkschaften) wegen der Rolle ihrer Mitglieder in der Résistance als „repräsentative Gewerkschaften“ anerkannt und erhielten besondere Rechte; der Status wurde 2016 modifiziert.

Literatur/Medien
Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006, bes. S. 97, 113, 170ff., 202ff.
Manifeste des Douze, in: Le Patriote Résistant, N° 925 décembre 2017, Spécial Concours national de la Résistance et de la Déportation 2017-2018, p. V – VII.