Auch psychisch erkrankte Menschen gehörten zu den Opfern während der deutschen Besatzungsherrschaft. Die Daten sind spärlich. Im Jahr 1943 waren (nach Dieckmann 2011) 500 psychisch erkranke Patienten in litauischen Einrichtungen registriert. Der damals in einer medizinischen Zeitschrift veröffentlichte Vorschlag eines litauischen Arztes, „unheilbare Patienten“ töten zu lassen, stieß in der Ärzteschaft Litauens und bei der litauischen Bischofskonferenz auf Ablehnung, weshalb der Vorschlag nicht verfolgt wurde. Allerdings waren zuvor wahrscheinlich psychisch erkrankte Patienten bereits wegen Unterversorgung verstorben, weil ihnen die deutsche Besatzungsverwaltung angemessene Ernährung verweigerte. Jüdisch-litauische Patienten wurden jedoch umgebracht, z.B. ca. 300 Kranke in zwei Anstalten von Vilnius bereits im Jahr 1941. Mehrere hundert weitere jüdische Patienten wurden ebenfalls 1941 vom SS-Einsatzkommando 3 ermordet: der sog. Jäger-Bericht vom 1. Dezember 1941 führt in seiner Auflistung durchgeführter Exekutionen auf:
„22.8.41 Aglona – Geisteskranke: 269 Männer, 227 Frauen, 48 Kinder – 544“ sowie „1.9.41 Mariampole – … 109 Geisteskranke …“, ohne die Erschießungsopfer ausdrücklich als Juden zu bezeichnen.

Literatur / Medien
Bartusevičius u.a. (Hg.): Holocaust in Litauen, 2003, (Jägerbericht S. 303–314); Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 989, S. 1397ff.; Klee, Ernst / Dreßen, Willi / Rieß, Volker (Hg.): "Schöne Zeiten" – Judenmord aus der Sicht der Täter und Gaffer, 2. Aufl., Frankfurt/M. 1988, (Jägerbericht S. 52–62)