Simon Malkès an seinem 14. Geburtstag (privat)Simon Malkès, geboren 1927 in Vilnius, lebte mit seine Eltern Abram und Rasia Malkes zunächst in Vilnius, später in dem kleinen, noch nicht mit Strom versorgten Ort Holszany ca. 70km südwestlich von Vilnius, wo sein Vater ein Elektrizitätswerk aufbaute. 1939 wurde Abram Malkes als „Kapitalist“ von den Sowjets enteignet und inhaftiert, entging jedoch – anders als andere seiner Familienangehörigen – der Deportation nach Sibirien. Simon kehrte mit seiner Mutter nach Vilnius zurück. Nach dem Einmarsch der Deutschen im Juli 1941 wurde Simons Vater mit anderen Gefangenen der Sowjets aus dem Gefängnis entlassen. Im September 1941 gehörte die Wohnung der Familie im Zentrum der Stadt zum neu errichteten „Großen Ghetto“, sie musste sich die enge Wohnung mit sieben weiteren Menschen teilen. Vater und Sohn meldeten sich bei der Auflistung der „Arbeitsfähigen“ als Autoelektriker und wurden dem von Karl Plagge geleiteten Heereskraftfahrpark (HKP) zugeteilt. Sie wurden dort – wie Simon Malkès berichtet – „wie Menschen“ behandelt. Kurz vor der Liquidierung des Ghettos im September 1943 wurden über tausend jüdische Familien, unter ihnen auch die Familie Malkes, auf Anweisung von Karl Plagge aus dem Ghetto geholt und in das von ihm errichtete Arbeitslager in der Subocz-Straße gebracht. Dort wurden verschiedene Werkstätten eingerichtet, u.a. die Autoelektrik, in der nun Simon und sein Vater arbeiteten, und eine Schneiderei, in der seine Mutter beschäftigt wurde. Obwohl die Lebens- und Arbeitsbedingungen im HKP sowie auch im Arbeitslager erträglich waren, erlebte Simon auch dort Übergriffe der SS wie die „Kinderaktion“ im März 1944. Wenige Monate vor der Befreiung (Juli 1944) erkrankte Simons Mutter lebensgefährlich und musste dringend operiert werden. Karl Plagge brachte sie, die Jüdin, unter falscher polnischer Identität im Stadtkrankenhaus unter, wo sie bis zur Befreiung durch die Rote Armee blieb und überlebte.

Nicht nur Rasia Malkes verdankte Karl Plagge ihre Rettung. Nachdem Plagge am 1. Juli 1944 die Lagerhäftlinge vor der drohenden Übernahme des Lagers durch die SS gewarnt hatte, konnten auch Simon und sein Vater die letzten Mordaktionen der SS in einem von ihnen vorbereiteten Versteck überleben. Perella Esterowicz (Pearl Good) und deren Eltern überlebten ebenfalls in diesem Versteck.

Simon MalkèsIm Januar 1945 übersiedelte Familie Malkes nach Łódź. Simon holte sein Abitur nach und begann am Polytechnikum Ingenieurwissenschaften zu studieren, wechselte 1949 an die Universität von München und zog nach Abschluss seines Maschinenbau-Studiums nach Paris, wo inzwischen auch seine Eltern lebten. Seit 1952 lebt er mit der Familie in Paris und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Ingenieur. Sein Engagement und das von weiteren Überlebenden aus dem ehemaligen HKP-Lager und ihren Nachkommen, die sich zu einem Plagge-Netzwerk zusammengeschlossen haben, führten 2005 in Yad Vashem zur Ehrung von Karl Plagge als „Gerechter unter den Völkern“. 2014 erschien Simons Biographie „Der Gerechte aus der Wehrmacht. Das Überleben der Familie Malkes in Wina und die Suche nach Karl Plagge“  in Deutsch.

Literatur / Medien
Good, Michael: Die Suche. Karl Plagge, der Wehrmachtsoffizier, der Juden rettete, Weinheim u.a. 2006; Malkès, Simon: Der Gerechte aus der Wehrmacht. Das Überleben der Familie Malkes in Wilna und die Suche nach Karl Plagge, hrsg. von Beate Kosmala, Berlin 2014; Malkès, Simon in: Viefhaus, Marianne: Zivilcourage in der Zeit des Holocaust. Karl Plagge aus Darmstadt, ein "Gerechter unter den Völkern", hrsg. von der Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V. und dem Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt, 2005, S. 52–53

http://www.searchformajorplagge.com
http://www.darmstaedter-geschichtswerkstatt.de/plagge-projekt
http://defendinghistory.com/tag/malkes-simon (Foto)
http://www.redworks.info/BRECHTSCHULE/erinnerungskultur/simon-malkes/