Serafim Triantafilou (auch Seraphim Triandaphylu), geboren 1912 in Megala Kalyvia (Thessalien), war Rechtsanwalt in Athen. Nach dem Einfall der deutschen Truppen 1941 schloss er sich der Nationalen Befreiungsfront (EAM) an, wurde politischer Kommissar eines Bataillons der 1. Division der Griechischen Volksbefreiungsarmee (ELAS), arbeitete als Redakteur von Untergrundzeitungen und führte Kurierdienste zwischen Athen und den ELAS-Einheiten im Hinterland aus.
Am 11. März 1944 wurde Triantafilou von der SS verhaftet, in das Gefängnis in der Merlinstraße gebracht und dort grausam gefoltert. Auf dem Weg zur Hinrichtung gelang ihm am 26. März 1944 die Flucht. Kurz darauf wurde er gefasst und auf der Stelle erschossen.
Seinen einige Tage vor der angesetzten Hinrichtung verfassten Abschiedsbrief hatte er vor der Flucht einem anderen Todeskandidaten übergeben, der ihn vom LKW warf. Die Zeilen wurden in die Sammlung Letzte Briefe europäischer Widerstandskämpfer aufgenommen:
„Merlinstraße, den 18. März
Lieber Nikos!
Ich weiß nicht, ob Ihr erfahren habt, daß sie mich in der Merlinstraße gefangenhalten. Wir sehen nichts, wir hören nur den Lärm der Stadt wie von einem Grab aus. Und doch, Nikos, durch dieses Dunkel hindurch sehen wir hell das Licht scheinen, das kommt. Du bist Kämpfer und Dichter, und Du wirst uns besingen. Ich bin untröstlich, daß ich keine Bombe besitze, um die Deutschen in die Luft zu sprengen. Sobald Du nach Trikkala kommst, geh durchs Dorf und küsse mir meinen alten Vater. Sein Schweiß hat mich bis hierher gebracht. Lebe wohl, Nikos, ich beneide jene nicht, die leben, aber jene, die in einer freien Welt leben werden. Seraphim
An den Rechtsanwalt Nikos Pappas, Kononstraße 143, Pankrat“

Am Monumento alla Resistenza Europea in Como/ Italien, der Gedenkstätte für den europäischen Widerstand gegen das NS-Regime, sind 18 kurze Passagen aus den letzten Briefen zum Tode verurteilter europäischer Widerstandskämpfer/innen in ihrer jeweiligen Originalsprache eingelassen. Stellvertretend für alle griechischen Opfer des NS-Regimes sind dort Auszüge aus dem Abschiedsbrief von Serafim Triantafilou zu lesen.

Literatur / Medien:
Malvezzi, Piero und Pirelli, Giovanni (Hg.): Und die Flamme soll Euch nicht verbrennen – Letzte Briefe europäischer Widerstandskämpfer, mit einem Vorwort von Thomas Mann, Berlin 1956, S. 282