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Kalvarija

Bezirk Marijampolė

Der Ort
Aufstieg zur Gedenkstätte KalvarijaKalvarija ist eine Kleinstadt im südlichen Teil Litauens mit etwa 4.500 Einwohner (2011).Sie liegt ca. 70 km südwestlich von Kaunas und etwa 140 km westlich von Vilnius, nahe der polnischen Grenze in der Region Suvalkija. Von Marijampolė aus erreicht man Kalvarija in ca. 30 Minuten auf der A5 oder der Straße Nr. 201.

Die Ereignisse
Im Anschluss an den Hitler-Stalin-Pakt und die deutsche Besetzung des polnischen Teils der Suvalkija 1939 fanden ungefähr 800 der Juden aus der Region in Kalvarija Zuflucht. Noch am Tag des Überfalls auf die Sowjetunion (22. Juni 1941) hatten deutsche Truppen Kalvarija eingenommen. Litauische Polizisten hatten sofort mit Repressionen und der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung begonnen, die unmittelbar zu Zwangsarbeit eingesetzt wurde. Anfang Juli 1941 wurden 90 Männer und Frauen – jüdische Intellektuelle, litauische Kommunisten und andere – in ein Hotel eingesperrt und dort tagelang misshandelt und gefoltert. Am 5. Juli wurden sie auf Lastwagen in die Nähe des Dorfes Smalninkai – ungefähr zwei Kilometer südlich der Stadt am Ufer des Orios-Sees – gebracht, wo sie noch am gleichen Tag erschossen und in vorbereiteten Gruben verscharrt wurden. Obwohl Kalvarija außerhalb der 25 km Grenzzone lag, für die das Einsatzkommando Tilsit zuständig war, wurden die "Säuberungsaktionen" von dessen Leiter, SS-Sturmbannführer Hans Joachim Böhme angeordnet, vom Leiter der Grenzpolizei Sudauen, Kriminalkommissar Macholl und litauischen Polizisten ausgeführt.

Am 30. August 1941 wurden die noch in der Stadt lebenden Juden nach Marijampolė "evakuiert", angeblich in das dortige Ghetto. Ihre Habe wurde in eine große Zahl von Wagen geladen, doch das Eigentum wurde in der Synagoge von Kalvarija wieder ausgeladen und die Juden in den leeren Wagen nach Marijampolė in das Barackenlager transportiert. Von dort aus wurden sie am 01. September 1941 mit über 8.000 Opfern am Ufer des Flüsschens Šešupė ermordet.

In Kalvarija wurden danach alle jüdischen Geschäfte in der Umgebung der Kirche zerstört, angeführt vom Priester, der mit den Steinen der abgerissenen Gebäude eine Mauer um die Kirche bauen ließ.

Gedenkstätte Kalvarija

Lager für sowjetische Kriegsgefangene
In Kalvarija wurde ein Nebenlager des Stalag 336 Kaunas eingerichtet, in dem vor allem Offiziere der Roten Armee interniert waren – die Zahlangaben schwanken zwischen 1.000 und 5.000. In einer Aufstellung vom 25. Juni 1942 wird die Zahl von 2.185 genannt. Zuvor wurden die 109 in diesen Gebäuden lebenden psychisch Kranken nach Marijampolė verlegt und gehörten zu den dort am 01. September 1941 Ermordeten. Über das Schicksal der Kriegsgefangenen gibt es keine näheren Informationen, vermutlich sind sie – wie in den anderen Lagern, an Krankheiten, Hunger und Zwangsarbeit umgekommen, eine große Zahl von ihnen wurde im Wald von Šunskai ermordet.

Gedenken 
In Marijampole biegt man links in die Kudirkos Straße (Nr.201) und folgt dieser 22,5 km bis Kalvarija und durchquert die Stadt Richtung A5/E67. Nach ca. 2,5km biegt man beim Hinweisschild (Fašizmo aukų kapai 0,5km) links ab und folgt einer Staubstraße bis zum Parkplatz am Fuß der Treppenstufen, die zur Gedenkstätte hinauf führen. Die Inschrift auf dem Gedenkstein lautet (in Litauisch): “Ewige Ehre für die Helden, die für die Freiheit und Unabhängigkeit unserer sowjetischen Heimat starben! Von Mitgliedern der kommunistischen Jugend und der Jugend des Distrikts Kalvarija". 
GPS 54.38797306 23.21843306 / 54°23.2784'N 23°13.1060'E

Literatur / Medien
Holocaust Atlas 2011, S. 106/107; Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 1357, S. 1376, FN 215;
http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page//item/82/
https://www.jewishgen.org/Yizkor/pinkas_lita/lit_00590.html
https://kehilalinks.jewishgen.org/Kalvarija/kalvarija.html