Region Kreta / Regionalbezirk Iraklio

IraklioDie Stadt
Die Hafen- und Universitätsstadt Iraklio (auch: Iraklion und Heraklion), erbaut auf den Ruinen des antiken Heraklea, ist mit über 170.000 Einwohner/innen die größte Stadt der griechischen Insel Kreta und seit 1971 Hauptstadt der Region Kreta (vorher Chania).
Iraklio liegt an der Schnellstraße E 75 (New Road), die entlang der kretischen Nordküste verläuft; der internationale Flughafen von Iraklio „Nikos Kazantzakis“ wird von vielen europäischen Charter -und Linienfluggesellschaften angeflogen.

Die Ereignisse
Am 14. Mai 1941 wurde Iraklio von der deutschen Wehrmacht zur Vorbereitung des Überfalls auf Kreta (siehe: Luftlandeschlacht um Kreta, Operation Merkur) bombardiert und teilweise zerstört. Weitere deutsche Bombardierungen folgten, die schwersten am 23. Mai 1941, der als „schwarzer Freitag“ in die Stadtgeschichte einging. Insgesamt fielen während des Zweiten Weltkriegs über zwei Drittel der von der venezianischen Stadtmauer umschlossenen Altstadt Iraklios deutschen und alliierten Bomben zum Opfer.
Der Stab der deutschen Besatzungstruppen, ab 1942 im Bereich Iraklio die 22. Infanterie-Division der Wehrmacht, hatte seinen Sitz im nahen Ano Archanes, deren Kommandeur wohnte in Knossos.

Gedenkstätte am Flughafen von IraklioDas Unternehmen Albumen
Mitte Juni 1942 wurde im Rahmen des britischen Unternehmens Albumen eine Sabotageaktion gegen den Flughafen von Iraklio durchgeführt. Es handelte sich dabei um den erfolgreichsten Angriff auf einen deutschen Flugplatz während der gesamten deutschen Besatzung Kretas. Das Spezialkommando war an Bord des griechischen U-Boots Triton an der Küste nahe Iraklio an Land gebracht worden. Unter dem Kommando von George Jellicoe gelang es Kostis Petrakis und von den freifranzösischen Kräften FFL-Forces françaises libres Georges Bergé, Jacques Mouhot, Pierre Léostic und Jack Sibard in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 1942 ca. 20 (die Angaben differieren) deutsche Flugzeuge (Ju 88) in die Luft zu sprengen. Der erst 17-jährige Pierre Léostic wurde während des Unternehmens getötet, den anderen gelang die Flucht, auf der allerdings auch die weiteren Franzosen gefasst wurden und in Kriegsgefangenschaft gerieten. George Jellicoe und Kostis Petrakis wurden am 23. Juni 1942 von Trypiti Beach an der kretischen Südküste nach Marsa Matruh/ Ägypten gebracht.
Monument des Nationalen WiderstandesAls „Vergeltung“ für diese Sabotageaktion wurden in Iraklio von den Deutschen am 14. Juni 1942 50 Geiseln aus allen gesellschaftlichen Schichten der Stadt umgebracht. Die Exekutionen fanden westlich von Iraklio an der Kirche Ekklisia Agii Pantes zwischen Gazi und Amoudara statt. Bereits einige Tage zuvor waren am 3. Juni 1942 wegen der Ermordung von griechischen Kollaborateuren 12 Bürger Iraklios - darunter der ehemalige Bürgermeister Minas Georgiadis - umgebracht worden.

Gedenken
Monument des Nationalen Widerstandes
An der Leoforos Dimokratias steht kurz hinter der hier kaum sichtbaren östlichen Stadtmauer das Monument des Nationalen Widerstands. Bronzeplatten am hinteren Sockel zeigen Bilder der Luftlandeschlacht; auf einem Marmorblock stellt eine Reliefkarte die Landung deutscher Truppen auf Kreta grafisch dar.

Ekklisia Agii PantesGeorgiadis Park
Direkt hinter dem Monument des Nationalen Widerstands steht im Georgiadis Park eine Büste des ehemaligen Bürgermeisters von Iraklio Minas Georgiadis, der am 3. Juni 1942 zusammen mit 11 anderen Bürgern Iraklios als „Sühne“ für die Ermordung von Kollaborateuren von den Deutschen hingerichtet wurde.

Flughafen „Nikos Kazantzakis“
Direkt gegenüber des An- und Abflugterminals befindet sich auf einer Grünfläche die Gedenkstätte für die Männer, die hier am Flughafen im Rahmen des Unternehmens Albumen in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 1942 ca. 20 deutsche Flugzeuge in die Luft gesprengt haben.

Leoforos 62 Martyron
Nach den insgesamt 62 Geiseln aus Iraklio, die am 3. und am 14. Juni 1942 umgebracht wurden, ist die Straße benannt, die hinter dem Chania-Tor im Westen aus der Stadt herausführt.

Gedenktafel mit den Namen der 62 Märtyrer an der Ekklisia Agii PantesEkklisia Agii Pantes
Alle erschossenen Geiseln des 3. und 14. Juni 1942 sind auf einer Tafel an der Kirche Agii Pantes namentlich aufgeführt. Seit dem 50. Jahrestag der Sabotageaktion auf dem Flughafen von Iraklio ehrt zudem eine Gedenktafel der Forces françaises libres alle kretischen Märtyrer.
Zu erreichen ist die Ekklisia Agii Pantes von Amoudara über den Leoforos Andrea Papandreou, von dem gegenüber des Hotels Santa Marina Beach eine schmale Straße abzweigt (Hinweisschild), die zur Kirche führt.

Einrichtungen:
IMK Historical Museum of Crete
Historisches Museum IraklioIm Obergeschoss des Historischen Museums befindet sich eine Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg, dem Kampf um Kreta und zum Widerstand mit Erklärungstexten in griechischer und englischer Sprache. Außerdem wird eine Rekonstruktion des Arbeitszimmers des aus Rethymno stammenden damaligen Ministerpräsidenten Emmanouil Tsouderos gezeigt, der Ende Mai 1941 über Kreta Griechenland verließ und von 1941 bis 1944 im Exil amtierte.
IMK Historical Museum of Crete, A. & M. Kalokerinos House, Sofokli Venizelou Ave. 27/ Lysimachou Kalokerinou St. 7, 71202 Iraklio, Tel: +30 2810 283219, Mail: [email protected], www.historical-museum.gr; Öffnungszeiten: von April bis Oktober Montag bis Samstag 9.00-17.00 Uhr, von November bis März Montag bis Samstag 9.00-15.30 Uhr; Eintritt 5 Euro. Der verfügbare deutschsprachige Audio-Guide (3 Euro) bietet weit weniger Informationen als die englischen Texte.

The Battle of Crete and National Resistance Museum
Das 1994 errichtete Museum der Schlacht um Kreta, bisher Ecke Doukos Beaufort und Merambelou, wurde geschlossen und soll an einem anderen Standort neu errichtet werden (Stand: Ende 2015).

Literatur / Medien:
Gilbert, Harald: Das besetzte Kreta 1941-1945, Ruhpolding 2014; Society of Cretan Historical Studies (Hg.): From Mercury to Ariadne, Crete 1941-1945, Iraklio 2010; Kadelbach, Ulrich: Schatten ohne Mann, Mähringen 2002; Xylander, Marlen von: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941-1945, Freiburg 1989; en.wikipedia.org/wiki/Operation_Albumen