Region Reggio Emilia / Provinz Emilia-Romagna


Denkmal auf der Piazza della VittoriaDie Stadt
Reggio nell'Emilia (auch Reggio Emilia) mit ca. 170.000 Einwohner/innen (2010) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, die aus 45 Gemeinden besteht. Sie liegt am südlichen Rand der Poebene, ca. 60 km westlich von Bologna an der Autobahn A 1.
Die Tradition einer kämpferischen Arbeiterbewegung war die Basis des antifaschistischen Widerstandes schon während der faschistischen Herrschaft vor 1943 und für den Kampf gegen die deutsche Besatzung bis zur Befreiung 1945. Reggio Emilia wurde vom Staatspräsidenten mit der „Medaglia d'oro al valor militare“ ausgezeichnet, als Anerkennung für den hohen Blutzoll der Bevölkerung während der 20 Monate der Resistenza. Nach 1945 besaß die Kommunistische Partei (PCI) bis in die 1990er Jahre die absolute Mehrheit in der Stadt.

Denkmal für die beim Streik am 28. Juli 1943 getöteten Streikenden

Die Ereignisse
Die Region Emilia Romagna war für die Faschisten ein „rotes Tuch“. Sowohl die bäuerliche Landbevölkerung während der Jahrzehnte der „mezzadria“ (Halbpachtsystem) als auch die städtische Arbeiterschaft waren von Anfang an Gegner des faschistischen Regimes. In den ersten Jahren  nach dem Ersten Weltkrieg kam es – oftmals im Auftrag der Land- und Fabrikbesitzer – zu zahlreichen gewaltsamen Angriffen der faschistischen „Squadri“ auf widerständige Bauern und Arbeiter, deren Wohnorte und Organisationen. Der Sturz Mussolinis im Juli 1943 wurde vor allem in den norditalienischen Städten, auch in Reggio Emilia, begeistert gefeiert, politische Gefangene wurden aus den Gefängnissen befreit. Sofort begannen in Reggio Emilia Streikaktionen gegen die Fortsetzung des Krieges. Die Proteste wurden von der faschistischen Polizei blutig niedergeschlagen, am 28. Juli 1943 wurden bei einer solchen Gewaltaktion der Polizei neun demonstrierende Arbeiter erschossen.

Nach der deutschen Besetzung Italiens und nach der Errichtung des Salò-Regimes wurde die Präsenz der faschistischen Gewalt in den Städten verstärkt, Antifaschisten wurden gejagt, verhaftet und ermordet. In Reggio Emilia organisierte das CLN unter der Leitung von Giuseppe Dossetti den Widerstand, auf dem Land war es u. a. die Familie Cervi in Gattatico. In der Bergregion des emilianischen Apennin (Provinz Reggio Emilia) bildeten sich die ersten Partisaneneinheiten. Die deutsche Besatzung verschärfte mit Unterstützung faschistischer Einheiten den Kampf gegen die „Banden“ (Partisanenbekämpfung) und die Repression gegen die Bevölkerung. So wurden zum Beispiel auf Befehl des Polizeichefs von Reggio Emilia, Enzo Savorgnan, die sieben Brüder Cervi und andere Gegner verhaftet und am 28. Dezember 1943 auf dem Poligono di Tiro in Reggio Emilia hingerichtet. Die Durchkämmungsaktionen, wie jene in Monchio und Cervarolo, verliefen meist – wie in den anderen Regionen – nach dem gleichen Muster: Umzingelung der Dörfer, Festnahme und Deportation der arbeitsfähigen Männer, Ermordung der Bewohner, Anzünden der Häuser.

Gedenken

Viale Timova
In der Viale Timavo erinnert ein Denkmal an den Streik vom 28. Juni 1943 und an die neun getöteten Arbeiter. Vom Bahnhof aus kommt man über die Viale dei Mille in die anschließende Viale Timavo. Das Denkmal steht am Rand einer kleinen Grünanlage.

 

 

Eingang der Synagoge mit Gedenktafeln

Piazza della Vittoria
Auf der Piazza della Vittoria – im Stadtzentrum – befinden sich zwei Gedenkorte: neben dem symbolischen Monument mit einer Figurengruppe stehen 10 Metallplatten mit Namen und Portraits von 620 getöteten Partisanen der Emilia-Romagna.

 

Gedenktafeln an der Synagoge
An der Synagoge in der Via Aquila 3 A hängen rechts und links des Eingangs zwei Tafeln, eine mit den Namen der zehn aus Reggio Emilia in die Vernichtungslager deportierten Juden und Jüdinnen.  

 

 

Gedenktafel für die Partisaninnen (Cocconi)Corso Garibaldi
Zu Ehren der Partisanninen der Provinz Reggio Emilia wurde 1959 auf den Corso Garibaldi 59 eine Gedenktafel angebracht.

Fahne der Brigata Bolero

Fahnen ehemaliger Partisaneneinheiten
Wie lebendig die Erinnerung an die Resistenza in Reggio Emilia geblieben ist, zeigt auch das Straßenbild mit Fahnen von Partisaneneinheiten.

Die Brigata Garibaldi  operierte unter ihrem Kommandanten Corrado Masetti (Kampfname Bolero) im Gebiet zwischen Bologna und dem Monte San Pietro. Masetti wurde in einem Kampf in Casteldebole am 30. Oktober 1944 getötet,danach nannte sich die Brigade “Brigata Bolero”.
Die Mitglieder der "Brigata Fiamma Verde" waren in der Mehrzahl Katholiken. Die Partisaneneinheit operierte im Winter 1943–1944 in Brescia. Eine gleichnamige Einheit wurde auch in Reggio Emilia von Don Domenico Orlandi gegründet. Eines ihrer führenden Mitglieder war Giuseppe Dossetti, Präsident der CLN und nach dem Krieg Abgeordneter im Parlament.  

Villa Cucchi (resistenzamappa)Villa Cucchi
Die Villa Cuchhi in der Via Franchetti 10 war eine der schrecklichsten Folterstätten des faschistischen Saló-Regimes, an der Agenten des Ufficio Politico Investigativo (UPI), einer Abteilung der Republikanischen Nationalgarde (GNR), operierten. 

 

Denkmal für die Opfer von Sesso

Sesso
Dieser Ortsteil von Reggio Emlia, ca. 9 km nördlich der Stadt, wurde am 17. Dezember 1944 von einer großen Einheit der faschistischen Miliz umzingelt. Bei der Durchkämmungsaktion wurden vier junge Leute getötet. Die Miliz kehrte nach einem Gegenangriff der Partisanen wenige Tage später zurück und ermordete über zwanzig weitere Bewohner von Sesso, unter ihnen mehrere Mitglieder einer einzigen Familie. Das Denkmal für die Opfer befindet sich auf der Piazza Valiani. 

Istoreco
Das Geschichtsinstitut in Reggio Emilia leistet eine für deutschsprachige Interessenten speziell zugängliche Arbeit der Vermittlung der Geschichte, da seine Publikationen und Angebote zum Teil in deutscher Sprache erfolgen. Neben der Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Resistenza engagiert sich das Istoreco in Fragen der Erinnerungspolitik u.a. mit Projekten der antirassistischen Jugendarbeit und im internationalen Kulturaustausch. Eine Internetseite zum europäischen Widerstand mit Interviews von Widerstandskämpfern ist im Aufbau (www.resistance-archive.org). Die Homepage des Istoreco enthält – zum Teil deutschsprachig - weitergehende Informationen.

Adresse: Istoreco / Istituto per la storia della resistenza e della società contemporanea in provincia di Reggio Emilia - Via Dante 11 - 42121 Reggio Emilia - Tel. 0522 437327-442333; e-mail: [email protected]; www.istoreco.re.it; www.sentieripartigiani.it

Literatur / Medien:
„Storia e Memoria in città. Reggio Emilia 1943–1945“. Eine vom Istoreco herausgegebene Broschüre für 6 Stadtrundgänge in Reggio Emilia; www.istoreco.re.it/storia-resistenza/; www.broschuere.resistenza.de/widerstand/resistenza.htm; it.wikipedia.org/wiki/Reggio_nell%27Emilia; www.anpireggioemilia.it/agenda-della-resistenza/1944-20-dicembre-rappresaglia-di-sesso/; www.chieracostui.com/costui/docs/search/schedaoltre.asp?ID=9665 (Foto Cocconni)