Bezirk Kaunas

Ort des Massakers

Der Ort
Krakės, heute eine Kleinstadt mit ca. 1000 Einwohnern (2001), ist der Mittelpunkt einer Reihe von kleinen bäuerlichen Gemeinden im Distrikt Kėdainiai. Sie liegt ca. 25 km nordwestlich von Kėdainiai. Von Kaunas aus fährt man auf der A1 in Richtung Klaipeda, verlässt die A 1 nach ca. 25 km und fährt auf der Str. 229 bis Kėdainiai; kurz vor Kėdainiai biegt man links auf die Straße Nr. 144 in Richtung Šiauliai, von dort ca. 20 km weiter bis zur Ortschaft Bokstai, dann auf der Straße Nr. 3501 wenige km nach Krakės.

Gedenkstätte Krakės Das Ereignis
Ende Juni 1941 – noch vor dem Einmarsch der deutschen Truppen – begannen litauische "Weißarmbinder" in Krakės mit der Verfolgung und Ermordung von Kommunisten und Juden. Wurden Kommunisten nicht zu Hause angetroffen, wurden auch Angehörige verhaftet und getötet. Mitte August wurden die jüdischen Einwohner der Stadt in ein vom Bürgermeister angeordnetes Ghetto zwischen Vilniaus- und Vasario-Straße unter dem Vorwand einer ansteckenden Epidemie eingesperrt. Die jüdischen Männer wurden von den Frauen getrennt in einem nahe des Dorfes Peštiniukai gelegenen Kloster interniert und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Nach Dokumenten der lokalen Behörden lebten am 17. August l941 im Ghetto 452 Juden. Die Zahl erhöhte sich beträchtlich, als gegen Ende des Monats die Juden aus den umliegenden Dörfern in das Ghetto getrieben wurden. Am 1. September 1941 traf auf Befehl des Rollkommandos Hamann das 13. „Selbstverteidigungs-Bataillon“ unter dem Kommando von J. Barzda zur Ermordung der Juden in Krakės ein. In der folgenden Nacht wurden in der Nähe des Kloster, ungefähr 1,5 km von Krakės entfernt, Gruben ausgehoben. Zunächst wurden die Männer vom Klosterhof in Gruppen zu den Gruben gejagd und dort erschossen, dann folgten die aus dem Ghetto zu Fuß herbeigetriebenen Frauen und anschließend die mit Karren herbeigeschafften Alten und Kinder – laut Jäger-Bericht vom 2.9.41 insgesamt 1125 Opfer. Zu den Tätern gehörten auch der Polizeichef von Krakės, Teodoras Kerza, litauische Polizisten von Krakės und "Weißarmbinder". 

Gedenkstein für die Familie AnterzorskyGedenken
Von Krakės aus fährt man auf der Straße Nr. 3501 in Richtung Betygalo, vorbei am Friedhof bis zum Ortsausgang. Nach ca. 900 Meter biegt man bei einem braunen Wegweiser ("Masiniu Zudynio Vieta 1km") links in den Feldweg ein, nach 500 Meter wieder links in einen Weg bis zu einem schwarzen Markstein (400 m) und weiter zu der von Tannenbäumen umrahmten Gedenkstätte. Dort stehen zwei Gedenksteine, ein nach 1945 errichteter mit folgender Inschrift (Hebräisch und Litauisch): „An die, die durch die Hand der deutschen Besatzer am 5. September 1941 starben“, und ein 1993 errichteter mit der Inschrift (Jiddisch und Litauisch): „Am 2. September 1941 ermordeten an diesem Platz Hitlers Mörder und ihre lokalen Helfer 1125 Juden, Kinder, Frauen und Männer“. 

Besuch von Überlebenden ca. 1948 (museumoffamilyhistory)

Ein dritter Gedenkstein wurde von Überlebenden errichtet und erinnert an ihre hier ermordeten Familienmitglieder. 
GPS 55.40439500 23.70659139 / 55°24.2637'N 23°42.3955'E

 

Literatur / Medien
Lithuanian Holocaust Atlas 2011, S. 62/63
http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page//item/56/
Dieckmann (2011) Bd, 2, S. 881f.; Jäger-Bericht in Wette: Karl Jäger (2011), Bl. 4
https://kehilalinks.jewishgen.org/krakes/Krakes.htm
http://www.jewishgen.org/yizkor/pinkas_lita/lit_00613.html 
http://www.iajgs.org/cemetery/lithuania/gudzunai.html
http://www.yahadmap.org/#village/krak-s-krok-kaunas-lithuania.1038
http://www.museumoffamilyhistory.com/pfh.krakes-cem-visit.htm
(Foto 1948 Besuch von Überlebenden)