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Retterinnen und Retter

Major Karl Plagge 1941 (privat)

Feldwebel Anton Schmid

Die Zahl der einzelnen Retterinnen und Retter, die Jüdinnen und Juden im besetzten Litauen geschützt, versteckt und auch gerettet haben, ist angesichts der damit verbundenen Lebensgefahr erstaunlich: die israelische Gedenkstätte Yad Vashem hat bis 2016 allein 889 litauische Bürger und Bürgerinnen als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet; nach Recherchen des Jüdischen Museums Vilnius wurden weit über 2.000 Frauen, Kinder und Männer gerettet. Für die Stadt Vilnius sollen – neben vielen hier nicht Genannten – wenige der außergewöhnlichen Retterinnen und Retter genannt werden: Ona Šimaitė, Bibliothekarin an der Universität Vilnius, die wegen ihrer solidarischen Hilfe in das KZ Dachau deportiert wurde und überlebt hat. In der Ignoto-Straße 5 erinnert an der Mauer des früheren Klosters der Benediktinerinnen eine Tafel an den Priester Juozas Stakauskas, den Lehrer Vladas Žemaitis und an die Benediktiner-Nonne Marija Mikulska, die eine ganze Gruppe von Juden unter Lebensgefahr aufnahmen und versorgten.

Drei von den tausenden in Vilnius damals stationierten Wehrmachtsangehörigen sind nach 1945 als Retter bekannt geworden: Oskar Schönbrunner, Karl Plagge aus Darmstadt und Anton Schmid aus Wien – sie waren „Retter in Uniform“, von denen es nur sehr wenige gab. Anton Schmid wurde wegen seiner Unterstützung des jüdischen Widerstands im April 1942 hingerichtet. Die litauischen Retterinnen und Retter und die drei deutschen Wehrmachtsangehörigen wurden später von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt (Retter/innen).



Gedenken

Gedenktafel für Šimaitė

Ona Šimaitė (Kostanian)

Ona Šimaitė
An Ona Šimaitė erinnert eine Gedenktafel in einem Innenhof der Universität Vilnius (Universiteto-Straße 7).

  


Gedenktafel für Stakauskas, Žemaitis u. Mikulska (Guzenberg)

Juozas Stakauskas, Vladas Žemaitis und Nonne Marija Mikulska

An diese „Gerechten unter den Völkern“ erinnert eine Gedenktafel an der Mauer des ehemaligen Benediktinerklosters in der Ignoto-Straße 5. 


 




Gedenkstein im ehemaligen HKP-Lager


Karl Plagge 
In der Subačiaus-Straße 47 und 49, zwischen den beiden Wohnblöcken, sind zwei Denkmäler den 1944 Ermordeten des früheren HKP Wohn- und Arbeitslagers gewidmet. Mehr als 200 der in diesem Lager inhaftierten Zwangsarbeitern und ihren Familienangehörigen konnte Karl Plagge, der Leiter des HKP, das Leben retten. In Darmstadt ist seit 2006 die „Major-Karl-Plagge-Kaserne“ der Bundeswehr nach ihm benannt.

 


Gedenkstein für Anton Schmid (Guzenberg)

Anton Schmid
Auf dem Friedhof Antakalnis (Antokol), einem Begräbnisort für berühmte Persönlichkeiten aus Kultur und Politik, wird der 1944 gefallenen sowjetischen Soldaten und der 1991 bei der Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit getöteten Litauer gedacht. Dort erhielt Anton Schmid 2011 ein symoblisches Grab mit einem Gedenkstein, auf dem die Worte aus seinem letzten Brief an seine Familie eingraviert sind: „Ich habe nur Menschen gerettet“. 2000 wurde ihm vom Litauischen Präsidenten posthum ein Ehren-Orden verliehen. In Schleswig-Holstein wurde im Jahr 2000 eine Bundeswehr-Kaserne nach Anton Schmid benannt.

 

Oskar Schönbrunner
Im  „Grünen Haus“ des Jüdischen Museums in der Pamenkalnio-Sraße wird an Oskar Schönbrunner erinnert. 

Chiune SugiharaJan Zwartendijk


Jan Zwartendijk und Chiune Sugihara
An die beiden Diplomaten Jan Zwartendijk und Chiune Sugihara, die bis zur Schließung ihrer Botschaften in Kaunas 1940 tausende Visa für verfolgte Juden ausgestellt und damit mehrere tausend Menschen gerettet haben, erinnern in Vilnius zwei Gedenkstätten unterhalb und rechts neben dem  „Grünen Haus" des Jüdischen Museums.


 

Zwartendijk-Denkmal neben dem Grünen Haus Gedenkstein auf der Gedenkstätte Zwartendijk Sugihara-Denkmal vor dem Grünen Haus

Literatur / Medien
Bak, Samuel: In Worte gemalt: Bildnis einer verlorenen Zeit, Weinheim 2007, S. 258ff.; Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 1324ff.; Guzenberg, Irina: Vilnius. Sites of Jewish Memory. A Concise Guide, Vilnius 2013, S.56–61 (Fotos: S. 58, 59); Kostanian-Danzig, Rachel: Spiritual Resistance in the Vilna Ghetto, Vilnius 2002 (Foto S. 77); Lustiger, Arno: Feldwebel Anton Schmid, in: Wette, Wolfgang (Hg.): Retter in Uniform, Frankfurt/M. 2003, S. 45ff.; Paldiel, Mordecai: The Path of the Righteous: Gentile Rescuers of Jews During the Holocaust, Hoboken 1993, S. 237–264; Šukys, Julija: Epistolophilia: Writing the Life of Ona Šimaitė, Lincoln u.a. 2012; Viefhaus, Marianne: Zivilcourage in der Zeit des Holocaust. Karl Plagge aus Darmstadt, ein "Gerechter unter den Völkern", hrsg. von der Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V. und dem Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt, 2005; Viefhaus, Marianne: Für eine Gemeinschaft der "Einsamen unter ihren Völkern". Major Karl Plagge und der Heereskraftfahrpark 562 in Wilna, in: Wette, Wolfram (Hg.): Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS, Frankfurt/M. 2003, S. 97–113; Wette, Wolfram: Feldwebel Anton Schmid: Ein Held der Humanität, Frankfurt/M. 2013

http://www.darmstaedter-geschichtswerkstatt.de/plagge-projekt/
https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Schmid_(Feldwebel) (Foto)
ttps://en.wikipedia.org/wiki/Ona_%C5%A0imait%C4%97