Gedenkstätte in SternesRegion Kreta / Regionalbezirk Chania

Der Ort
Sternes liegt ca. 20 km östlich von Chania im Süden der Halbinsel Akrotiri oberhalb der Souda-Bucht.

Das Ereignis
Einige Tage, nachdem der vom 20. Mai bis 1. Juni 1941 durchgeführte deutsche Angriff auf Kreta (siehe: Luftlandeschlacht um Kreta, Operation Merkur) nur unter sehr großen Verlusten ,,erfolgreich“ abgeschlossen werden konnte, und ohne dass es vorher in Sternes zu Kampfhandlungen gekommen war, ließ Oberleutnant Ulrich Matthaeas, Kompaniechef des Fla.-M.G.-Bataillons, am 5. Juni 1941 in Sternes 10 wehrlose Zivilisten erschießen. Unter dem Vorwand von verübten Sabatogeaktionen (aufgestochene Reifen, Zucker im Tank) und weil sie der Aufforderung, alle Waffen abzugeben, nicht nachgekommen seien, ließ Matthaeas die Bevölkerung von Sternes, darunter ca. 150 Männer, auf dem Marktplatz zusammentreiben, wählte durch Abzählverfahren 10 Männer aus und ließ sie anschließend von einem Exekutionskommando am Ortsrand erschießen. Der anwesende Stabsarzt Dr. Bauer, der bis zuletzt versucht hatte, Matthaeas von den grundlosen Erschießungen abzuhalten, verweigerte daraufhin die Leichenschau.

Nach 1945
1958 wurde gegen Matthaeas eine Voruntersuchung eingeleitet: Im Zusammenhang mit seinem Eintritt in die neugegründete Bundeswehr waren die Ereignisse auf Kreta bekannt geworden.
Bei seinen Befragungen gab Matthaeas an, auf Befehl seines - bereits toten - Vorgesetzten Oberst Heidrich, dem Kommandeur des Fallschirmregiments 3, gehandelt zu haben, der sich dabei auf den Befehl General Students vom 31. Mai 1941 zu Vergeltungsmaßnahmen an der Zivilbevölkerung berufen haben soll. Belege ließen sich dafür allerdings nicht finden, und auch die allermeisten der befragten Zeugen - insgesamt umfassen die Ermittlungsunterlagen ca. 500 Seiten - konnten dies nicht bestätigen. Gilbert resümiert nach der Auswertung der Unterlagen: ,,Wie das Massaker in Kondomari fand das in Sternes nach dem Ende der Kämpfe statt. Es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen den Opfern und den bewaffneten Zivilisten, die gegen die gelandeten Fallschirmjäger vorgingen. Als Tatmotiv darf man bei Trebes wie bei Matthaeas Rache vermuten. Ihre Einheiten hatten schwere Verluste erlitten. Sie rächten sich dafür an wehrlosen Dortbewohnern.“ (Gilbert, S. 69).
Dessenungeachtet hob das zuständige Gericht bei der Verfahrenseinstellung ,,mangels nachweislichen Verschuldens“ am 23. November 1960 auf den vermeintlichen Befehl von Oberst Heidrich ab und beendete damit das Verfahren gegen Matthaeas.

Gedenken
Die Gedenkstätte steht an der durch Sternes verlaufenden Hauptstraße.

Literatur / Medien:
Gilbert, Harald: Das besetzte Kreta 1941-1945, Ruhpolding 2014; Kadelbach, Ulrich: Schatten ohne Mann. Die deutsche Besetzung Kretas, Mähringen 2002;