KamaresRegion Kreta - Regionalbezirk Iraklio

Der Ort
Kamares ist ein kretisches Bergdorf am Südhang des Ida-Gebirges (Psiloritis) auf ca. 600 m Höhe. Das zur Gemeinde Festos gehörende Dorf hat ca. 300 Einwohner/innen und ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf den höchsten Gipfel des Massivs, den Timios Stavros (2.456 m), und zur Kamares-Höhle, einer Kultstätte zur minoischen Zeit.
Seit dem Jahr 2000 zählt Kamares zu den Märtyrerorten Griechenlands (gem. Präsidialdekret 99/2000).
Von der Schnellstraße E 75 (New Road) zweigt man bei Iraklio in Richtung Agia Varvara ab und fährt von dort aus weiter über Zaros und Vorizia nach Kamares (ca. 60 km).

Ereignis
Kamares war, wie auch viele andere Dörfer im Ida-Gebiet, während der deutschen Besatzung Kretas mehrmals Ziel von Durchkämmungsaktionen. Mitte August 1943 durchsuchten deutsche Einheiten auf der Suche nach der Partisanengruppe um Petrakogeorgis (Georgios Petrakis), die sich zu dieser Zeit ganz in der Nähe oberhalb von Vorizia aufhielt, den Ort. Mehrere Männer wurden festgenommen.
Anfang Mai 1944, kurz nach der Entführung General Kreipes, wurde Kamares zerstört: „[...] zuerst bombardiert
und dann, Haus für Haus auf ihre methodische Art, mit Dynamit gesprengt [...]“ (Fermor, S. 112). Als Begründung dafür diente wiederum die Unterstützung der Partisanengruppe um Petrakogeorgis. In der Besatzungszeitung Paratiritis wurde am 5. Mai 1944 folgende Bekanntmachung abgedruckt:
Die Dörfer Kamares, Lochria, Magarikari und Sachtouria [...] sind zerstört und ausgelöscht worden. Die Männer wurden gefangen genommen, Frauen und Kinder in andere Dörfer verbracht. Diese Dorfbewohner haben monatelang kommunistischen Banden unter Anführung gedungener, käuflicher Individuen Unterkunft und Schutz gewährt. Dabei ist der friedfertige Teil der Bevölkerung ebenso schuldig, denn er hat diese hochverräterischen Umtriebe nicht den Behörden gemeldet.“ (zit. nach Prescher, S. 52).

Als sich kurz vor dem Abzug des Großteils der deutschen Besatzungstruppen die Anschläge häuften, erließ Friedrich-Wilhelm Müller, seit 1. Juli 1944 als Nachfolger von Bruno Bräuer Kommandant der Festung Kreta, Mitte August 1944 die Anordnung zur Durchführung erneuter Vergeltungsmaßnahmen: ,,Zurückhaltung (...) gegenüber nichtschuldigen Männern, Frauen und Kindern“ sollte laut seinem Befehl nicht geübt werden, Dörfer mit ,,besonders feindseliger Bevölkerung“ nach ihrer Evakuierung vollständig zerstört und Ortschaften, in deren Nähe Wehrmachtsangehörige überfallen wurden, ohne Vorwarnung beschossen werden. ,,Durch ,,scharfes Zupacken“ seitens der Divisionen sollte der griechischen Bevölkerung der Wille der Okkupanten ,,aufgezwungen“ und gleichzeitig bewiesen werden, daß die Wehrmacht in der Lage sei, ihre Macht auf ganz Kreta durchzusetzen“ (Xylander, S. 125).
Zu den 36 Männern und Frauen, die am 14. August 1944 in Skourvoula hingerichtet wurden, gehörten auch Menschen aus Kamares. In der Folge wurde der Ort ein zweites Mal zerstört.

Gedenken
An der Gedenkstätte vor der Kirche von Kamares sind als Opfer der deutschen Besatzung 29 Namen aufgeführt.

Literatur / Medien:
Leigh Fermor, Patrick: Die Entführung des Generals, Zürich 2015; Gilbert, Harald: Das besetzte Kreta 1941-1945, Ruhpolding 2014; Prescher, Hans: General Kreipe wird entführt, Mähringen 2007; Xylander, Marlen von: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941-1945, Freiburg 1989