Stolperstein für 2000 deportierte CarabinieriDer Stadtteil Prati erstreckt sich auf den ehemaligen Prati del Castello (Burgwiesen) am rechten Tiberufer nördlich der Engelsburg. In Prati wurde am 9. September 1943 - einen Tag nach dem Kriegsaustritt Italiens - das Comitato di Liberazione Nazionale (CLN) gegründet.
Anfahrt: U-Bahn-Linie A „Ottaviano“

Die Ereignisse
Deportation der römischen Carabinieri
Die traditionell königstreuen Carabinieri, die auch mit der Verhaftung Mussolinis am 25. Juli 1943 betraut waren, stellten für die deutschen Besatzer ein Sicherheitsrisiko dar.
In Abstimmung mit Rodolfo Graziani, dem Verteidigungsminister der faschistischen Republik von Salò, und ausgestattet mit einem von SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler initiierten und von Generalfeldmarschall Kesselring erlassenen Befehl, stürmte die Polizia Africana Italiana (PAI, Kolonialpolizei) in der Nacht zum 6. Oktober 1943 die Carabinieri-Kasernen Roms. Zwischen 1500 und 2000 (exakte Zahlen liegen nicht vor) Carabinieri wurden in ihren Quartieren oder auf der Flucht gefangen genommen, in Viehwaggons gepfercht und einen Tag später zur Zwangsarbeit in deutsche Lager deportiert.

Gedenktafel für Teresa GullaceDer Tod von Teresa Gullace
Der Mann von Teresa Gullace (8.9.1907 – 3.3.1944), Hausfrau und Mutter von 5 Kindern, war Ende Februar 1944 während einer Razzia zur Suche nach arbeitsfähigen Männern verhaftet worden. Bis zur beabsichtigten Deportation zur Zwangsarbeit wurde er in einer Infanterie-Kaserne in der Viale Giulio Cesare gefangen gehalten. Am 3. März 1944 hatte sich Teresa Gullace zusammen mit vielen anderen Frauen, Müttern und Kindern der Inhaftierten - unterstützt von GAP-istinnen, u.a. Carla Capponi und Marisa Musu - vor der Kaserne eingefunden, um die Freilassung der Gefangenen zu fordern. Als Teresa ihren Mann Girolamo Gullace hinter einem Zellenfenster entdeckte, versuchte sie, sich ihm zu nähern (um ihm Essen zuzureichen oder mit ihm zu reden) und die Kette der wachehaltenden Soldaten zu durchbrechen. Daraufhin wurde sie von einem deutschen Unteroffizier erschossen.

Gedenken
Alle 13 Stolpersteine für die deportierten CarabinieriStolpersteine für deportierte Carabinieri
Vor dem Eingang der Carabinieri-Kaserne „Capitano Orlando De Tommaso“ - benannt nach einem Offizier, der bei den Kämpfen zur Verteidigung Roms an der Porta San Paolo am 10. September 1943 gefallen ist - in der Via Carlo Alberto della Chiesa wurden während der ersten Stolperstein-Verlegung Italiens am 28. Januar 2010 12 Stolpersteine für namentlich bekannte junge Opfer der Deportation vom 7. Oktober 1943 verlegt. Stellvertretend für all jene umgekommenen Carabinieri, deren Namen nicht bekannt sind, wurde darüberhinaus ein Stolperstein für „2000 deportierte Carabinieri“ verlegt.

Gedenktafel für Teresa Gullace
Nur wenige Meter von der Kaserne entfernt befindet sich an der Ecke Via Giulio Cesare / Via Carlo Alberto della Chiesa eine Gedenktafel für Teresa Gullace, die zu einer Symbolfigur des antifaschistischen Widerstands geworden war.

Gründung des CLN
An dem Haus an der Piazza della Libertà 4, in dem am 9. September 1943 das Comitato di Liberazione Nazionale gegründet wurde, erinnert eine Gedenktafel an dieses Ereignis.

Literatur / Medien:
Osti Guerrazzi, Amedeo / Majanlahti, Anthony: Roma occupata 1943 – 1944, Mailand 2012, S. 121-127; www.arteinmemoria.com/memoriedinciampo/instal/gcesare3_t.htm; www.arteinmemoria.com/memoriedinciampo/scuole_2010/scuola_belli.htm; it.wikipedia.org/wiki/Teresa_Gullace