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La-Chapelle-en-Vercors

Region Rhône-Alpes, Departement Drôme

 

Der Ort
Dorf von knapp 700 Einwohner/innen im zentralen Vercors, von der Wehrmacht im Juli 1944 völlig zerstört, nach der Befreiung wieder aufgebaut. Von Vassieux-en-Vercors 10 km (D 178); von Valence 66 km (D 532/1532 →Grenoble bis Beauvoir, dort D 518  →La Chapelle, Die); von Grenoble 65 km (D 1532 →Valence bis Sassenage, dort D 531 →Villard/Pont de la Goule Noire, dann D 103/D 518).

  

Die Ereignisse
Am 22. Januar 1944 starteten etwa 300 deutsche Soldaten zu einer Repressal-Aktion von Valence nach La Chapelle, ausgelöst durch den Tod eines Offiziers und die Verwundung eines Soldaten bei Maquisangriffen. Am  - heute zugemauerten – Ausgang der Grands Goulets-Straße in Les Baraques versuchten Maquisards vergeblich, die Kolonne aufzuhalten. Nach stundenlangem Kampf zogen sich die 20 Maquisards zurück, die Soldaten steckten den Weiler in Brand. In La Chapelle fanden sie den verwundeten, von frz. Gendarmen gepflegten Soldaten. Wohl deshalb zündeten sie „nur“ einige Häuser an, aber nicht den Ort. 

Gedenktafel Les Baraques Gendarmerie Gendarmerie: Gedenktafel an E. Hervé

Im Juli 1944 war der Ort Sitz des Unterpräfekten (Bernard Malossane) der „Französischen Republik“ (vgl. Saint-Martin-en-Vercors), des Vercors-Militärgerichts, das in der Schule tagte, und des Gefängnisses mit bis zu 100 Inhaftierten, meist der Kollaboration Verdächtigte, das in einem stillgelegten Fabrikgebäude untergebracht war.

Hôtel Bellier (heutiger Zustand) Tafel am Totendenkmal Totentafel in Kirche

Gedenken
Das zerstörte Dorf wurde ab 1947 neu aufgebaut, im alten Stil der Steinhäuser, aber größer.
An einem Felsen vor dem Eingang zur Grand Goulets-Straße erinnert eine Tafel an den vergeblichen Versuch der Résistance, einen deutschen Konvoi an der Einfahrt auf das Vercors-Plateau zu hindern (D 518, kurz vor Kreisel mit D 103A, etwa 5 km von La Chapelle). Im Hotel Bellier waren 1944 die Büros der „Französischen Republik (im Vercors)“ untergebracht (an der Hauptstraße Avenue de Provence).
Die Gendarmerie wurde ebenfalls neu gebaut (Avenue de Provence/Avenue du Château). Die Brigade wurde als einzige in Frankreich wegen ihrer Unterstützung des Widerstands und der „Französischen Republik (im Vercors)“ mit der Résistance-Medaille ausgezeichnet (Gedenktafel neben dem Eingang). Die Gendarmen René Célerin und René Garcin, nach dem die Kaserne 2011 benannt wurde, erhielten das Croix de Guerre. Der Gendarm Edouard Hervé schloss sich der Résistance an, wurde mit den  Verwundeten des Maquis-Krankenhauses in die Grotte de la Luire verlegt und dann am 28. Juli 1944 von den Deutschen im Weiler Rousset erschossen (Gedenktafel neben dem Eingang). Tafeln am Totendenkmal sowie in der Kirche  - sie wurde nicht zerstört - nennen die Namen der Einwohner/innen, die im Krieg 1939-1945 durch Bomben umgekommen sind oder von den Deutschen erschossen wurden (Place Pietri).

Cour des Fusillés: Tafel an Außenmauer Blick in den 'Hof der Erschossenen' Informationstafel auf deutsch

Cour des Fusillés/Hof der Erschossenen
Von dem deutschen Großangriff auf den Vercors wurden der Ort und seine Einwohner/innen mehrfach betroffen. Am 14. Juli 1944 wurde eine Reihe von Häusern durch deutsche Bomben zerstört. Nach dem Massaker von Vassieux-en-Vercors plünderten und zerstörten die deutschen Truppen viele auf dem Weg nach La Chapelle liegende Häuser und Höfe. Im Ort versammelten sie die Bevölkerung in zwei Gruppen auf dem Platz. Alte Männer, Frauen und Kinder wurden in den Schulen eingeschlossen, die jungen Männer im Hof der Ferme Albert. In der Nacht wurden 16 junge Männer zwischen 17 und 38 Jahren einer nach dem anderen erschossen.
Am folgenden Tag legten die Soldaten Feuer an die Häuser, das Dorf brannte total nieder. Ab 1947 wurden 350 Gebäude wieder aufgebaut.

 

Gedenken
Am Beginn der Avenue de Provence zeigt ein Schild den Weg zu 'Cour et Mur des Fusillés' (Hof und Mauer der Erschossenen). An der Außenseite beschreibt eine Tafel die Vorgeschichte des Massakers: „Am 21. Juli 1944 bewegten sich 600, mit Lastenseglern in der Ebene von Vassieux gelandete Deutsche plündernd auf der Straße über den Proncel-Pass nach La Chapelle. Am 25. Juli erreichten sie La Chapelle, wo sie sich 16 unschuldiger Geiseln bemächtigten, die sie unter abscheulichen Umständen in diesem Hof massakrierten.“ Rechts daneben liegt der Eingang zu einem Raum, in dem das Geschehen in einem eindrucksvollen Video dargestellt wird. 

Gedenktafel an die 16 Erschossenen Gläserne Gedenktafel an die 16 Erschossenen

Eine Informationstafel des 'Site national historique du Vercors' schildert Hintergründe und Ablauf des Massakers; eine Zusammenfassung gibt es auf deutsch. Zwei Tafeln gedenken der Erschossenen und nennen ihre Namen und ihr Alter. Der Text aus den 1950er Jahren nennt als Autoren des feigen Mordes die Deutschen; die gläserne Tafel von 1994 spricht davon, dass die 16 Geiseln von den Nazis abgeschlachtet wurden.
Jährlich findet am Wochenende um den 25. Juli eine Gedenkzeremonie statt.

 

 

Literatur/Medien
Vergnon, Gilles: Résistance dans le Vercors. Histoire et lieux de Mémoire, Grenoble 2012
Petit Futé. Guide des lieux de mémoire, Paris 2005, S. 341
http://museedelaresistanceenligne.org/media619-Plaques-aux-Baraques-en-Vercors
http://www.museedelaresistanceenligne.org/expo.php?expo=2&theme=9&stheme=59
http://www.lachapelleenvercors.fr/426/
http://jaimelesmuseesetvieillespierres.blogs.midilibre.com/archive/2011/02/19/vercors-la-cour-des-fusilles-a-la-chapelle-en-vercors.html (Fotos des Hofs der Erschossenen)
http://fr.wikipedia.org/wiki/La_Chapelle-en-Vercors