In Kelheim/Donau (Bayern) geboren und am 25. Dezember 1991 in München verstorben, Dr. jur., bereits in den 1920er Jahren in rechtsextremen Organisationen aktiv, trat als Polizeichef in Stuttgart 1933 in die SA und die SS ein und wechselte 1937 zur Gestapo Berlin. Nach dem „Anschluss“ Österreichs (März 1938) Gestapo-Chef in Innsbruck, 1939/40 zunächst SD-Chef in Krakau, danach Befehlshaber der Sicherheitspolizei in den besetzten Niederlanden (1940 – 1943), wo Harster für die Deportation von über 100.000 niederländischen Juden mit verantwortlich war. Er wurde deshalb 1949 von einem holländischen Gericht zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, aber schon sechs Jahre später nach Deutschland abgeschoben.
Von September 1943 bis Mai 1945 war Harster in Italien Befehlshaber der Sicherheitspolizei mit Sitz in Verona, war jedoch nicht dem obersten Polizeichef in Italien, Karl Wolff, sondern direkt dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin unterstellt. Der SD-Schaltstelle in Verona unterstanden Außenkommandos in den Groß- und Außenposten in mittleren Städten, die über Verona direkt mit dem Büro Eichmann in Berlin verbunden waren. In Rahmen dieser Organisationskette wurde unter der Leitung Harsters, der auch Befehlshaber für das Durchgangslager Fossoli war, ab Januar 1944 die Judenverfolgung im besetzten Italien organisiert.
Nach der Entlassung aus niederländischer Haft machte Harster 1956 bis 1963 Karriere im Bayerischen Innenministerium, bis 1963 ein um ihn herum entstandenes Netz ehemaliger SS-Angehöriger bekannt wurde und u. a. auch gegen ihn wegen Beteiligung an der Ermordung der niederländischen Juden Anklage erhoben wurde. Harster wurde 1967 zu 15 Jahren Haft verurteilt, aber bereits 1969 wieder aus der Haft entlassen. Eine Strafverfahren wegen Harsters Verfolgungsarbeit in Italien wurde nie eingeleitet.
Literatur / Medien:
Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2003; Voigt, Klaus: Zuflucht auf Widerruf. Italien 1933-1945. Stuttgart 1993, Band 2, S. 343. de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Harster