SynagogeAufgrund einer Verfügung von Papst Paul IV. wurde das römische Ghetto im Jahr 1555 obligatorischer Wohnort für alle jüdischen Menschen in Rom. Im Zuge der gewonnenen Gleichberechtigung wurden die das Ghetto umschließenden Mauern und auch viele Gebäude nach 1870 abgerissen und von 1901 bis 1904 die große Synagoge errichtet.
Anfahrt: u. a. mit der Bus-Linie 280 bis „Monte Savello/Sinagoga“, Höhe Brücke „Ponte Fabricio“ bei der kleinen Tiber-Insel.

Die Ereignisse
Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten circa 12.000 jüdische Menschen in Rom, davon circa 8.000 im ehemaligen Ghetto, einem verarmten Stadtviertel am Tiber. Am 26.09.1943 teilte Obersturmbannführer Herbert Kappler, der SS- und Gestapochef in Rom, Vertretern der jüdischen Gemeinde mit, dass sie bis zum 28.09.1943, um 12 Uhr 50 kg Gold an die deutschen Besatzer überreichen müssen, andernfalls würden 200 Familienoberhäupter deportiert (Judenverfolgung). Die jüdische Gemeinde trug diese 50 kg auch dank der Hilfe nichtjüdischer römischer Menschen zusammen und überreichten sie pünktlich an Kappler.

Kaum zwei Wochen nach der Besetzung Roms durch die Deutschen wurden die wichtigsten Führer der Gemeinde, Ugo Foà und Dante Almansi, von SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, dem SD-Chef in der italienischen Hauptstadt, vorgeladen. Ihnen wurde befohlen, innerhalb von 36 Stunden 50 Kilo Gold zu liefern. Falls das Lösegeld rechtzeitig gezahlt wurde, sollte den Juden der Stadt kein Leid geschehen. ... Das Gold wurde bei Mitgliedern der Gemeinde rechtzeitig gesammelt und am 7. Oktober an das RSHA (Reichssicherheitshauptamt in Berlin – Red.) abtransportiert. Foà und Almansi glaubten Kapplers Zusicherungen ... Und tatsächlich schienen die Deutschen in den darauffolgenden Tagen mehr auf Plündern aus zu sein als auf alles andere. Besonders hatten sie es auf die unermesslichen Schätze der Biblioteca della Comunità Israelitica, der Bibliothek der israelitischen Gemeinschaft, abgesehen. ... Anfang Oktober nahmen Spezialisten des Einsatzstabs Rosenberg die Sammlung in Augenschein. Während einige kostbare Geräte, die der Hauptsynagoge des Ghettos gehörten, in den Wänden der Mikwe, des Bades, das zur rituellen Reinigung diente, versteckt werden konnten, war die Bibliothek nicht zu retten: Am 14. Oktober luden die Männer Rosenbergs die Bücher in zwei Eisenbahnwaggons und verfrachteten sie nach Deutschland. ...“ (Friedländer, S. 589 f.)

Dennoch wurde am 16. Oktober 1943 das jüdische Ghetto in Rom von Einheiten der Ordnungs- und Sicherheitspolizei unter der Leitung des eigens zu diesem Zweck angereisten „Judenreferenten”, des SS-Hauptsturmführers Theodor Dannecker, durchkämmt und 1.259 Personen – überwiegend Frauen und Kinder – verhaftet:

Judenaktion heute nach büromäßig bestmöglichst ausgearbeitetem Plan gestartet und abgeschlossen. Einsatz sämtlicher verfügbarer Kräfte der Sicherheits- und Ordnungspolizei. [...] Abriegelung ganzer Straßenzüge sowie in Anbetracht Charakters der offenen Stadt als auch der unzulänglichen Gesamtzahl von 365 deutschen Polizisten nicht durchführbar. Trotzdem wurden im Verlauf der Aktion, die von 5.30 Uhr bis 14.00 Uhr dauerte, 1.259 Personen in Judenwohnungen festgenommen und in Sammellager in hiesiger Militärschule gebracht. Nach Entlassung der Mischlinge, der Ausländer einschl. eines Vatikanbürgers, der Familien in Mischehen einschl. [sic!] jüdischen Partners, der arischen Hausangestellten und Untermietern verbleiben an fest zuhaltenden [sic!] Juden 1007. [.. .]" (Funkspruch Nr. 5586, Pers. Stab Reichsführer-SS, zit. nach Prauser, S. 274).

Nachdem die Verhafteten zunächst im Collegio militare in Trastevere gefangen gehalten wurden, pferchte man sie am 18. Oktober am Bahnhof Tiburtina in Viehwaggons, von wo aus sie via Brenner in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert wurden. Keines der Kinder überlebte, nur 15 Männer und eine Frau, Settimia Spizzichino, kehrten nach dem Krieg zurück.
Zwischen dem 17. Oktober 1943 und dem 4. Juni 1944 wurden über weitere 1.000 Juden in Rom verhaftet und deportiert.

Gedenken
Gedenktafel für jüdische WiderstandskämpferAn der Synagoge (Lungotevere Cenci) sind mehrere Gedenktafeln angebracht: Eine gedenkt der 6 Millionen Opfer des Holocaust weltweit, der italienischen und aller jüdischen Opfer aus Rom; auf einer zweiten Gedenktafel sind alle 75 Juden namentlich aufgeführt, die zu den insgesamt 335 Menschen gehörten, die nach dem Attentat in der Via Rasella am 24. März 1944 in den Ardeatinischen Höhlen ermordet wurden; eine dritte Gedenktafel ist jenen jüdischen Menschen gewidmet, die ihr Leben in Rom im Widerstandskampf gegen deutsche NS-Herrschaft und italienischen Faschismus verloren, unter ihnen auch Leone Ginzburg.
Gleich um die Ecke erinnert der Name eines kleinen Platzes an der Via del Portico d'ottavia an die Razzia vom 16. Oktober 1943. Hier, wo am „Largo 16 ottobre 1943“ die zusammengetriebenen Juden in die bereitstehenden LKWs steigen mussten, wurde zum 20. Jahrestag der Razzia eine Gedenktafel angebracht, die die Geschehnisse erläutert. Direkt darunter wurde im Jahr 2001 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Neugeborenen angebracht, die in den nationalsozialistischen Lagern ermordet wurden.
Stolpersteine vor der Via della Reginella 10Vor vielen Hauseingängen im ehemaligen Ghetto liegen seit einigen Jahren Stolpersteine, so vor der Piazza Mattei 3 und in der Via della Reginella vor den Häusern 2, 10 und 19.


Literatur / Medien: 
Robert Katz: Rom 1943–1944: Besatzer, Befreier, Partisanen und der Papst, Essen 2006; Amedeo Osti Guerrazzi, Anthony Majanlahti: Roma occupata 1943 – 1944, Mailand 2012; Steffen Prauser: Mord in Rom - Der Anschlag in der Via Rasella und die deutsche Vergeltung in den Fosse Ardeatine im März 1944, In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 50, 2002; Friedländer, Saul: Die Jahre der Vernichtung. Das Dritte Reich und die Juden 1939–1945, München 2006; 194.242.233.149/ortdb/Gentile-ItinerareLazio.pdf (Online-Publikation des Deutschen Historischen Instituts, Rom); www.resistenza.eu/rom-befreiung-von-den-nazis;