Region Zentralmakedonien / Regionalbezirk Chalkidiki

Gedenkstätte in MarathoussaDer Ort
Marathoussa (auch: Marathousa) liegt ganz im Norden der Halbinsel Chalkidiki, gehört zum Gemeindebezirk Zervochoria und hat ca. 500 Einwohner/innen.
Zu erreichen ist Marathoussa über die Thessaloniki und Kavala verbindende Nationalstraße 2, von der südlich des Volvi-Sees bei Nea Apollonia für die letzten 8 km auf die Landstraße abgebogen wird (60 km ab Thessaloniki, 110 km ab Kavala).

Das Ereignis
Anfang Juni 1944 hatte Fritz Schubert, dessen „Sonderkommando Schubert“ zunächst auf der Insel Kreta und nun in Makedonien mit äußerster Brutalität - unter den Augen und mit Billigung der Wehrmacht - mit willkürlichen Erschießungen maßlosen Terror unter der Zivilbevölkerung verbreitete, seinen Stützpunkt nach Nea Apollonia verlegt.
Nach einem Zusammenstoß zwischen ELAS-Partisanen und Männern Schuberts griffen einen Tag später, am 19. Juni 1944, deutsche und griechische Schubertaioi Marathoussa an. Dass vielen Männern und Frauen im Ort unterstellt wurde, sie würden sich in der Nationalen Befreiungsfront (Ethniko Apelevtherotiko Metopo, EAM) engagieren, war der einzige Anlass für den Überfall, bei dem in Marathoussa 26 Menschen umgebracht wurden.

Kalogrias zitiert aus dem Augenbericht, den Menschen aus Marathoussa, darunter der Bürgermeister und der Priester, Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes (IRK) - die vorher von den Männern Schuberts daran gehindert wurden, den Überlebenden humanitäre Hilfe zu leisten - nach dem Massaker gaben:
Gedenkstätte (Detail)Gegen 10 Uhr kehrten die Männer des Bataillons wieder nach Marathousa zurück und begannen, das Dorf in Aufruhr zu bringen, indem sie alle, die sich noch dort aufhielten, umbrachten. So wurde etwa fünfzehn Personen die Kehle durchgeschnitten. Ein gewisser Anastasios Komaris wurde aufgefunden mit von einem Bajonett durchbohrter Kehle. Die Spitze des Bajonetts ragte aus seinem Schädel heraus. Ein Mann namens Konst. Tsakalani, 80 Jahre alt und gelähmt, verbrannte lebendig auf seiner Matratze, da er nicht in der Lage war, von dort zu fliehen. Eine alte Frau, Heleni Terzoglou, 90 Jahre alt, wurde mit Messerstichen in den Hals ermordet. Das ganze Dorf wurde niedergebrannt, ebenso die Ernte und die ganze Habe der Bewohner. Nichts wurde verschont. Sogar die Tiere wurden niedergemetzelt. So wurden Schweine und Schafe mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Andere wurden mitgenommen. Ebenso wurden Wertgegenstände geraubt.
Von 82 Häusern sind nur zwei Häuser und die Kirche übriggeblieben. Aber selbst diese ist entweiht worden, hat man doch alle Ikonen durcheinander geworfen draußen gefunden"(zit. nach Kalogrias, S. 82).

Gedenken
Die Gedenkstätte für die Opfer des 19. Juni 1944 befindet sich von Norden kommend noch vor dem Ortseingang von Marathoussa direkt neben der Straße.

Nach 1945
Fritz Schubert gelang es, am Ende der deutschen Besatzungsherrschaft Griechenland zu verlassen, kehrte jedoch mit einem Heimkehrertransport zurück, wurde verhaftet und im August 1947 in Athen wegen Mordes, begangen von Kreta bis Makedonien (dort u.a. in ChortiatisAsvestochori und Giannitsa), 27 mal zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 22. Oktober 1947 am Gefängnis Heptapyrgion (auch: Yedi Kule) in Thessaloniki vollstreckt. Fritz Schubert gehörte zu den wenigen Tätern, die nach Abzug der deutschen Besatzungstruppen vor Gericht gestellt wurden (siehe: Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland).

Literatur / Medien:
Kalogrias, Vaios: Makedonien 1941-1944, Okkupation Widerstand Kollaboration, Ruhpolding 2008