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Choisel

Region Pays de la Loire, Departement Loire-Atlantique

Lager Choisel Juli 1941; ©  *)

Der Ort
Das Lager Choisel lag auf dem Gebiet von Châteaubriant, nahe der ehemaligen Pferderennbahn; an Kreuzung Rue Guy Môquet/Rue du Camp de Choisel; meist wird es Camp de Choisel genannt, manchmal Camp de Châteaubriant.

Geschehen
Im Juni 1940 brachte die deutsche Wehrmacht etwa 45000 Kriegsgefangene dort in vier Lagern unter, neben französischen auch britische Soldaten. Sie wurden im Januar 1941 in Kriegsgefangenenlager in Deutschland transportiert – mit Ausnahme der schwarzafrikanischen Soldaten, die die Nazis nicht in Deutschland haben wollten (vgl. Tirailleurs sénégalais).
Einige Wochen später wurden 'tsiganes/nomades' (Sinti und Roma) aus dem Departement hierhergebracht, 339 wurden im Juni in das Lager Forge nach Moisdon-la-Rivière verlegt, ebenso etwa 75 “Unerwünschte” (Schwarzmarkthändler, Zuhälter, Prostituierte).
Ab April 1941 wurden die ersten politischen Gefangenen interniert, Mitte des Jahres waren es etwa 600: Kommunisten und Gewerkschafter (teils schon in der 3. Republik verhaftet), Oppositionelle, Résistants, die das Vichy-Regime verfolgt hatte; sie waren aus den Haftanstalten Poissy, Clairvaux oder Paris hierher verlegt worden.

 

Gefangene, später in Châteaubriant erschossen; ©  *)Geiseln nach dem Attentat in Nantes
Ab dem 21. August 1941 waren sie “Geiseln” – die gemäß der Anordnung des Militärbefehlshabers in Frankreich, Otto von Stülpnagel, bei schweren Taten gegen das Reich erschossen werden konnten.
Kurz nach dem tödlichen Attentat auf den deutschen Offizier Karl Hotz in Nantes durch zwei kommunistische Résistants ordnete von Stülpnagel die Erschießung von zunächst fünfzig Geiseln an – und weiteren fünfzig, falls die Täter nicht bald gefunden würden. Ein deutscher Offizier stellte aus dem Gefangenenregister von Choisel 200 Namen zusammen, aus denen der Vichy-Innenminister Pierre Pucheu eine Liste mit 67 Namen machte – alle Kommunisten – und der Wehrmacht präsentierte, die die Listen noch einmal veränderte und schließlich 27 Kommunisten aus dem Lager Choisel sowie 23 Résistants aus Nantes umfasste.

Die Geiseln wurden am 22. Oktober 1941 im Lager Choisel abgeholt, nach einer kurzen Zeit für einen Abschiedsbrief an den Händen gefesselt auf einem Lastwagen zum Steinbruch La Sablière in Châteaubriant gefahren – sie sangen die Marseillaise und die Internationale – und dort erschossen (Näheres s. Châteaubriant).

 

Erschießung von neun Patrioten/Wald von Juigné

Monument im Wald von Juigné; © *)  Baum am Erschießungsort; © *) Stele an der Straße; Quelle: http://monumentsmorts.univ-lille3.fr/monument/31979/juignedesmoutiers-autre/

Nach Attentaten in Paris verlangte die Wehrmacht die Erschießung von 100 Geiseln. Neun Geiseln wurden aus dem Lager Choisel geholt. Am 15. Dezember 1941 inspizierten deutsche Soldaten den Exekutionsort. Mittags holten Feldgendarmen die neun Geiseln ab, sie konnten einen Abschiedsbrief schreiben und wurden dann auf Lastwagen gebracht. Sie sangen die Maseillaise. Diesmal ging die Fahrt nicht durch Châteaubriant sondern in den Wald von Juigné an den Ort 'La Blisière'. Um 15 Uhr wurden sie erschossen. Das Exekutionskommando nahm die Särge zurück nach Nantes.

Stele ehem. Lager Choisel; © *) Weitere Erschießungen und Auflösung des Lagers
Im Frühjahr 1942 wurden mindestens acht junge Häftlinge als Geiseln in Nantes erschossen.
Im Mai wurden die Häftlinge in andere Lager verlegt: die Juden in das Internierungslager Pithiviers (Loiret, Centre), die politischen Gefangenen in die Lager Voves (Eure-et-Loire, Centre) oder Aincourt (Val-d'Oise, Île de France). Viele von ihnen wurden später in die Konzentrationslager deportiert.
Neben dem ehem. Lagergelände wurde eine Erinnerungsstele errichtet (Ecke Rue Guy Môquet/Rue Camille Corot; GPS 47.727991 1.377977).

Literatur/Medien
http://www.cheminsdememoire.gouv.fr/fr/les-fusilles-de-chateaubriant
http://www.chateaubriant.org/520-livre-la-vie-au-camp-de-choisel
http://www.chateaubriant.org/523-livre-les-neuf-fusilles-de-la#outil_sommaire_1
https://fr.wikipedia.org/wiki/Camp_de_Choisel
https://fr.wikipedia.org/wiki/Repr%C3%A9sailles_apr%C3%A8s_la_mort_de_Karl_Hotz

 

*) © Collection Musée de la Résistance nationale à Champigny - Fonds Amicale Châteaubriant-Voves-Rouillé-Aincourt