Region Piemont / Provinz Turin
Der Ort
Mompantero ist ein direkt an Susa angrenzender kleiner Ort mit ca. 650 Einwohner/innen. Zum Gemeindegebiet gehören ausgedehnte Gebiete an den orografisch linken Hängen des piemontesischen Susatals, die sich bis zu einer Höhe von 3.538 (Gipfel des Rocciamelone) an der Grenze zu Frankreich erstrecken.
Zu erreichen ist Mompantero ab Turin über die A 32 Richtung Bardonecchia ("Trafori") Ausfahrt Susa-Est und die SP 25 (55 km). Hinter dem Ortseingang von Susa zweigt von der SS 25 rechts eine schmale kurvenreiche Straße in Richtung Rifugio Cà d’Asti ab. Nach circa 17 km erreicht man die Abzweigung zum Alpeggio Costa Rossa und fährt auf einer Staubpiste weiter.
Die Ereignisse
Die Region um den Rocciamelone, dem höchsten Wallfahrtsberg der Alpen, war ab Mai 1944 das Einsatzgebiet der von Giulio Bolaffi kommandierten Partisaneneinheit (ab August 1944 IV Divisione Alpina Giustizia e Libertà ‚Stellina‘, in der Ada Gobetti die Funktion der Politkommissarin ausübte). Dieser Einheit gehörten zeitweise bis zu 600 Männer und Frauen an.
Im Morgengrauen des 26. August 1944 überbrachten Stafetten den sich am Colle Croce di Ferro aufhaltenden Männern der IV Divisione GL Stellina die Nachricht, dass etwa 250 italienische SS-ler unter deutscher Führung auf dem Weg zum Pass seien, um im Val di Viù eine Durchkämmungsaktion vorzunehmen. Ihr Kommandant Giulio Bolaffi, Kampfname: Comandante Aldo Laghi, schickte zwei Kundschafter vor. Sie entdeckten die Truppe in der Nähe der Grange Sevine auf den Wiesen lagernd. Die beiden Kundschafter beließen es nicht bei der bloßen Observierung, sondern eröffneten das Feuer. Vom Angriff vollkommen überrascht, flüchteten die SS-ler in die Gebäude und nahmen die anwesenden Bewohner – Frauen und Kinder – als Geiseln. Bis Verstärkung anrückte, auch zwei Einheiten der 42. Garibaldi-Brigade kamen zu Hilfe, versuchten die Kundschafter, den Eindruck einer erdrückenden Übermacht zu erwecken. Der Plan ging auf: Am Ende langwieriger Verhandlungen unter der Leitung von Bolaffi ergab sich die SS unter der Bedingung, dass alle Männer und die deutsche Führung unversehrt abziehen konnten. Waffen und Munition hatten sie den Partisanen auszuliefern. Die Geiseln blieben unversehrt.
Gedenken
Grange Sevine
Hinter der Grange Sevine, zu der ein mit 'Sentiero del Partigiano' bezeichneter Wanderweg führt, steht ein Gedenkstein für die Divisione Stellina, die „Geschichte geschrieben hat bei der Veteidigung von Gerechtigkeit und Freiheit“ (übersetzte Inschrift).
Alpeggio Costa Rossa
Im Jahr 1974 wurde auf dem mit dem Auto anfahrbaren Almgelände von Costa Rossa eine weitere Gedenkstätte für die Divisione Stellina errichtet.
Rifugio Stellina
Die Berghütte der Gemeinde Mompantero wurde nach der Partisaneneinheit benannt. Im Inneren befinden sich viele historische Fotos der Divisione Stellina.
Berglauf Memorial Partigiani Stellina Valsusa
Im Susatal wird jedes Jahr am Wochenende um den 26. August herum mit dem Gedenklauf "Memorial Partigiani Stellina Valsusa" von Susa zur Gedenkstätte Costa Rossa der Battaglia delle Grange Sevine und der Divisione Stellina gedacht.
Einrichtungen:
In Mompantero befindet sich das der Einheit gewidmete Resistenzamuseum.
Museo Storico della Resistenza, Piazza Giulio Bolaffi 1, Mompantero, Tel. 0122 – 622.323, www.memoranea.it/luoghi/Piemonte-TO-Mompantero-Museo-Storico-della-Resistenza; geöffnet nur nach Voranmeldung.
Literatur:
Bade, Sabine / Wolfram Mikuteit: Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch, Konstanz 2018, S. 151-156; Boccalatte, Luciano / D’Arrigo, Andrea / Maida, Bruno: 38–45 – Una guida per la memoria. Luoghi della guerra e della resistenza nella provincia di Torino, Istituto piemontese per la storia della resistenza e della società contemporanea ‚Giorgio Agosti‘, Turin 2007; Bolaffi Benuzzi, Stella (Hg.): Giulio Bolaffi. Un partigiano ‚ribelle‘, Borgone Susa 2010