Einführung


Regionales Partisanendenkmal in PietralungaDie mittelitalienische Region Umbrien mit ihren beiden Provinzen Perugia und Terni wurde nach dem Kriegsaustritt Italiens am 8. September 1943, den Landungen der Alliierten in Süditalien und deren Vormarsch nach Norden Teil des strategisch wichtigen Hinterlandes der Front - der monatelang schwer umkämpften Gustav-Linie -, zudem Raum wirtschaftlicher Ausbeutung und Zwangsrekrutierungsmaßnahmen für die deutsche Rüstungswirtschaft.
Der Widerstand gegen die deutsche Besetzung formierte sich gleich zu deren Beginn aus dem Zusammenschluss der unterschiedlichen Strömungen der antifaschistischen Kräfte und erhielt Zulauf aus der kriegsmüden Bevölkerung, deren junge Männer sich der Rekrutierung durch das Salò-Regime verweigerten. Im oberen Tibertal operierte bei Pietralunga die „Brigata Proletaria d'urto San Faustino“, nahe Terni in den Monti Sibillini im Grenzgebiet der Regionen Umbrien, Latium und den Marken die „Brigata Garibaldina Antonio Gramsci“. Beiden Gruppierungen gelang im Frühjahr 1944, wenn auch nur für kurze Zeit, die Schaffung einer von deutschen Besatzern und Mussolinis RSI-Armee vollständig befreite Zone („Zona Libera“).
Befreiung Umbriens zwischen 10. Juni und 23. August 1944Die im November 1943 beginnenden Durchkämmungsaktionen, mit denen Wehrmacht und SS in Zusammenarbeit mit italienischer faschistischer Polizei Gebiete systematisch durchsuchte, in denen sich tatsächlich oder angeblich Partisanen versteckt hielten, gingen meist von der Regionalhauptstadt Perugia aus. Die Stadt war Sitz der für ganz Umbrien zuständigen Militärkommandantur 1018, ab März 1944 auch des „Lehrstabs zur Bandenbekämpfung“ und ab April 1944 zudem Hauptquartier von SS-Standartenführer Karl-Heinz Bürger, der als SS- und Polizeiführer Mittelitalien von dort aus für die gesamte „Bandenbekämpfung“ in den Regionen Toskana, Umbrien und Marken zuständig war.

Nachdem die alliierten Truppen die Gustav-Linie nach Ende der Schlacht am Monte Cassino am 18. Mai 1944 durchbrachen, folgte eine der größten Rückzugsbewegungen deutscher Truppen im Zweiten Weltkrieg: Innerhalb eines Monats wurde das gesamte Territorium zwischen Monte Cassino und Perugia aufgegeben. In dieser Endphase der deutschen Besatzung Umbriens kam es zu mehreren willkürlichen Massakern an der Zivilbevölkerung: Tief in das Bewußtsein der umbrischen Bevölkerung hat sich die Massenerschießung von 40 Frauen und Männern am 22. Juni 1944 in Gubbio eingebrannt.


Einrichtungen:
Das zentrale umbrische Resistenza-Institut, das ‚Istituto per la storia dell'Umbria contemporanea‘ (Isuc), befindet sich im Palazzo del Seminario, Piazza IV Novembre 23, 06123 Perugia; E-Mail: [email protected], isuc.crumbria.it.

Literatur / Medien:
Rossi, Tommaso: Tracce di Memoria – Guida ai luoghi della Resistenza e degli eccidi nazifascisti in Umbria, Foligno 2013; Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen. Täter, Opfer, Strafverfolgung, München 1996; Günther, Matthias: Die 114. Jäger-Division (714. ID) - Partisanenbekämpfung und Geiselerschießungen der Wehrmacht auf dem Balkan und in Italien, In: Deutsches Historisches Institut in Rom (Hg.): Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, Band 85, 2005, S. 397-424; Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung: Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945, Tübingen 1993; Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945, Paderborn 2012; www.antifascismoumbro.itwww.pietredellamemoria.it/regioni/umbria/

Gedenkorte der Region Umbrien:

Assisi
Collecroce
Gubbio
Marmore
Perugia
Pietralunga
Serra Partucci-Penetola
Terni

(wird weiter ergänzt)