Der Ort
Das Gebäude, in dem sich das Lodzer „Museum des Martyriums und des Kampfes – Radogoszcz“ (Muzeum Tradycji Niepodległoścowych w Łodzi, Oddział Radogoszcz) befindet, hatte Anfang der 1930er Jahren der jüdischeKaufmann und Unternehmer Samuel Abbe (1876-1937) in dem Dorf Radogoszcz am nördlichen Stadtrand von Lodz als vierstöckige Fabrik errichtet. Es befindet sich an der ul. Zgierska 147 (Tram 4, 11A, 11B 'Zgierska' - plac Pamięci Narodowej')
Die Ereignisse
Noch im August 1939 wurde das Gebäude von der Polnischen Armee übernommen. Ab November 1939 machten es die deutschen Besatzer zum Gefängnis der Gestapo, SS und Polizei. Schon kurz nach der Eröffnung wurden Häftlinge des Gefängnisses, meist Vertreter der polnischen Intelligenz, darunter auch Juden, in den umliegenden Wäldern erschossen – wahrscheinlich als Teil der Intelligenzaktion.
Danach diente das Gefängnis auch als Übergangslager für Polen, die in das Generalgouvernement deportiert wurden. Als die „Transithäftlinge“ im Juli 1940 das Lager verlassen hatten, wurde Radogoszcz „Erweitertes Polizeigefängnis“ (dazu vgl. Thalhofer, a.a.O., S. 191ff.). Bis dahin waren 500 bis 2.000 Häftlinge getötet worden. Die Bewacher bestanden hauptsächlich aus sog. „Volksdeutschen“. Insgesamt haben 30.000 bis 40.000 Personen das Lager durchlaufen. Wegen Nahrungsmangel und fehlender medizinischer Hilfe starben viele von ihnen.
Kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee in Lodz in der Nacht 17./18.1.1945 setzten die Wachmannschaften das Gefängnis in Brand. Mehr als 1.500 Menschen starben bei dem Massaker qualvoll. Kaum 30 haben überlebt.Insgesamt wird die Zahl der Opfer dieses Gefängnisses auf 20.000 Menschen geschätzt.
Gedenken
„Radogoszcz“ ist seit den ersten Nachkriegsjahren für die polnische Stadtbevölkerung von Lodz ein Ort nationalen Gedenkens. Am 9. September 1961 wurden auf dem Gelände des ehemaligenGefängnisses ein Mausoleum und ein Denkmal enthüllt. In der Nähe eines mehr als 20 Meter hohen Obelisken steht ein Sarkophag aus Granit mit einer Urne, die Asche der ermordeten und verbrannten Opfer enthält. Auf der Vorderseite des Sarkophags befindet sich eine Tafel mit folgendem Text (übersetzt): "Hier liegen wir, ermordet am Vortag der Freiheit/Das Feuer nahm uns unsere Namen und Körper/Möge ein so unmenschlicher Tod /Sich nie wiederholen."
Museum
Heute befindet sich in dem einstigen Gefängnis das „Museum des Martyriums und des Kampfes – Radogoszcz“, eine Abteilung des Museums der Unabhängigkeitstraditionen. Es erinnert an die Geschichte des Gebäudes und an das Massaker im Januar 1945. Außer der Dauerausstellung zum Thema gibt es seit 2003 eine weitere Präsentation mit dem Titel „Łódź und Umgebung während des Krieges und der Besatzung 1939 - 1945“. Gedenktafeln wurden unter anderem von ehemaligen Soldaten der Heimatarmee (AK), der Vereinigung der [von den Sowjets] nach Sibirien Deportierten und der Vereinigung der vom Nationalsozialismus Geschädigten gestiftet.
Am Obelisk finden an den Jahrestagen des Kriegsbeginns und des Endes der deutschen Besatzung in Lodz Gedenkfeiern statt. 1990 wurde am Sarkophag ein hohes Kreuz als religiöses Symbol für die Leiden der Häftlinge von Radogoszcz errichtet.
Adresse/Kontakt: Muzeum Tradycji Niepodległoścowych w Łodzi, Oddział Radogoszcz [Museum der Unabhängigkeitstraditionen in Lodz, Abteilung Radogoszcz], 91-490 Łódź, ul. Zgierska 147, GPS 51.8099272, 19.4364203; Tram 4, 11A, 11B, Halt 'Zgierska - pl. Pamięci Narodowej'. Tel. 42.657 93 34; 655 36 66; http://www.muzeumtradycji.pl ; email: [email protected]
Öffnungszeiten: Montag geschlossen, Dienstag, Mittwoch und Freitag 09:00-17:00, Donnerstag 09:00 – 18:00, Samstag 10:00 - 16:00, Sonntag 11:00-17:00. Eintritt frei.
Literatur/Medien
R. Iwanicki, R./Janaszek, G./Rukowiecki, A.: Lodzer Martyrologium. Museumsführer Radogoszcz – Museum und Gedenkstätte", Lodz 2005, Museum der Unabhängigkeitstraditionen Lodz, Abteilung Radogoszcz https://www.erinnerungsorte.org/erinnerungsorte-a-z/mpc/Memorial/mpa/show/mp-place/lodz-muzeum-tradycji-niepodleglosciowych-oddzial-radogoszcz/
https://en.wikipedia.org/wiki/Radogoszcz_prison
(B. Kosmala 2019; Erg. Uhh 2021)
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(Karte googlemaps Lodz, Ballon auf
- Muzeum Tradycji Niepodległościowych - Oddział Martyrologii – Radogoszcz' (= Museum der Unabhängigkeitstraditionen), ul. Zgierska 147 = GPS 51.8099272, 19.4364203)