Region Attica / Regionalbezirk Attica Ost
Der Ort
Cap Sounion ist die südlichste Landspitze Atticas. Bekannt wegen der Ruine des antiken Marmortempels des Meeresgottes Poseidon, gehört das Gebiet zu dem 1971 gegründeten Sounio National Park.
Von Athen führt die EO91 zum Cap Sounion (60 km).
Das Ereignis
Entwaffnung und Gefangennahme der italienischen Truppen
Die deutsche Wehrmacht war auf den Kriegsaustritt des vormaligen „Achsen-Partners" Italien vorbereitet und konnte nach dem 8. September 1943 innerhalb weniger Tage und Wochen überfallartig und häufig mit brutalen Methoden eine Million Angehörige der italienischen Armee entwaffnen. Nach einem Befehl Hitlers vom 20. September 1943 galten diese Soldaten nicht als Kriegsgefangene im Sinne der Genfer Konvention von 1929, sondern erhielten den Sonderstatus von sogenannten „Italienischen Militärinternierten“ (IMI). Wer sich von ihnen nicht der deutschen Wehrmacht anschloss und nicht untertauchen bzw. dem bewaffneten Widerstand anschließen konnte, wurde nach Deutschland deportiert und zur Zwangsarbeit für die Kriegswirtschaft eingesetzt.
Auf der Insel Rhodos, die seit dem Vertrag von Lausanne im Juli 1923 zum Hoheitsgebiet Italiens zählte, standen am 8. September 1943 allerdings lediglich 6.500 deutsche Soldaten knapp 40.000 italienischen Soldaten gegenüber, die sich aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nicht widerstandslos entwaffnen lassen wollten. Nach kurzen Verhandlungen erteilte der Kommandeur der deutschen Truppen auf Rhodos, Generalleutnant Ulrich Kleemann, den Befehl zu einer schlagartigen Überfallaktion. Nach achtundvierzigstündigen Kämpfen musste der Oberbefehlshaber der italienischen Streitkräfte in der Ägäis, Admiral Campioni, am 11. September 1943 die deutschen Kapitulationsbedingungen annehmen. Bis Ende September entwaffneten die deutschen Truppen auf Rhodos nach eigenen Angaben 36.173 italienische Militärangehörige (Schreiber, S. 168).
Der Untergang der „Oria"
Der rasche Abtransport der italienischen „Militärinternierten" von der Insel Rhodos scheiterte an ausreichenden Beförderungsmitteln. Die Alliierten verfügten in der Ägäis über die uneingeschränkte Seeherrschaft, was bereits die Versorgung der auf den Inseln stationierten deutschen Truppen stark erschwerte. Unter den 27 Transportschiffen, die die Alliierten zwischen September und Dezember 1943 versenkten, war auch der Frachter „Donizetti", auf dem alle in Rhodos eingeschifften ca. 1.500 italienischen IMIs am 23. September ertranken.
Weit höher lagen die Opferzahlen beim Untergang eines weiteren Gefangenentransports von Rhodos: Das von drei Torpedobooten begleitete norwegische Frachtschiff „Oria" zerschellte auf der Fahrt nach Piräus während eines orkanartigen Sturmes am 12. Februar 1944 an den Klippen der Insel Patroklos nahe Cap Sounion. Von den über 4.000 italienischen Militärinternierten (die Zahlen schwanken zwischen 4.046 und 4.190), die sich an Bord befanden, überlebten nur einige wenige, wobei die Opferzahlen etwas auseinandergehen. Nach deutschen Angaben der Seetransporthauptstelle in Piräus konnten 6 deutsche Soldaten, 7 Besatzungsmitglieder und 49 italienische Gefangene gerettet werden, nach Aussage italienischer Augenzeugen überlebten 21 italienische Gefangene, 6 Deutsche und ein Besatzungsmitglied (Schreiber, S. 272).
Gedenken
70 Jahre nach dem Untergang der Oria wurde im Februar 2014 an der Straße etwa 7 km vor Cap Sounion gegenüber der Insel Patroklos, an deren Klippen das Schiff zerschellt ist, auf Initiative von Familienangehörigen der Opfer eine Gedenkstätte mit Inschriften in italienischer und griechischer Sprache errichtet.
Literatur / Medien:
Schreiber, Gerhard: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich. 1943–1945. Verraten – verachtet – vergessen, München 1990; de.wikipedia.org/wiki/Oria_(Schiff,_1920); www.piroscafooria.it