Region Kampanien / Provinz Caserta

Der Ort
Bellona ist eine kleine kampanische Gemeinde mit 6.054 Einwohner/innen (Stand 2016).
Unter Mussolini waren während des italienischen Faschismus die benachbarten Dörfer Bellona und Vitulazio zur Gemeinde Villa Volturno zusammengeschlossen.
Im Jahr 1998 zeichnete Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro Bellona aufgrund des von deutschen Truppen verübten Massakers mit der Medaglia d'Oro al Valor Militare aus.
Der Ort liegt nordwestlich von Caserta und ist von dort über die Autobahn A1 bis Ausfahrt Capua, weiter auf der SP 141/SP 38 erreichbar (ca. 25 km).

Das Ereignis
Während des durch die Landung der Alliierten südlich von Neapel (am 9. September 1943 bei Salerno) erzwungenen Rückzugs der deutschen Besatzungstruppen lag Bellona zwischen den nur zeitweise gehaltenen Verteidigungslinien Viktor/Volturno und Barbara südlich der Gustav-Linie. Anfang Oktober 1943 befand sich im damals ca. 2.500 Einwohner/innen zählenden Dorf der Gefechtsstand der „Kampfgruppe Maucke" der 15. Panzergrenadier-Division. Am Abend des 5. Oktober 1943 drangen Soldaten in ein Haus in Bellona ein, betranken sich, belästigten die anwesenden jungen Frauen und konnten nur mit Mühe zum Gehen überredet werden. Als sie am nächsten Abend zurückkamen und zwei junge Frauen gewaltsam mitnehmen wollten, kam es zu einem Handgemenge, bei dem ein deutscher Soldat starb und ein anderer verletzt wurde.
Daraufhin trieb eine Kompanie des Panzergrenadierregiments 15 am nächsten Morgen, dem 7. Oktober, eine große Anzahl von Jungen und Männern (die Zahlen schwanken zwischen 70 bei Gentile (S. 104) und 100 im Atlante delle Stragi Naziste) zusammen, selektierte einige von ihnen als Arbeitskräfte und trieb die restlichen 54 Jungen und Männer in den Steinbruch an der Hauptstraße, wo sie sofort erschossen wurden.
Das jüngste Opfer dieser barbarischen „Vergeltungsmaßnahme" war 12 Jahre alt.
Nach Abzug der deutschen Truppen Mitte Oktober 1943 wurden in der Umgebung von Bellona weitere Leichen gefunden, mehrere Jugendliche und auch Greise.

Gedenken
Mausoleo Ossario dei 54 Martiri
Bereits zwei Monate nach dem Massaker entstand die Idee, am Ort des Geschehens eine Gedenkstätte zu errichten. Am 7. Oktober 1945 wurde zunächst die Gedenkstele eingeweiht, in die Zeilen von Benedetto Croce eingelassen sind:

Anche in questa piccola terra

sorge una delle innumerevoli stele
che in ogni parte d'Europa
segneranno nei secoli il grido
dell'offesa umanità
contro una gente creduta amica
nell'epoca del civile avanzamento e nella quale orrenda si è discoperta
armata di tecnica moderna
la Belva primeva.

Danach wurde der Steinbruch sukzessive von der Associazione Nazionale Famiglie Italiane Martiri Caduti per la Libertà della Patria (A.N.F.I.M.) zum eindrucksvollen Mausoleo Ossario dei 54 Martiri ausgebaut, das zum 25. Jahrestag des Massakers, am 7. Oktober 1968 eingeweiht wurde.
Via 54 Martiri 152


Literatur / Medien:

Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Bd 65: Krieg in der Geschichte, Paderborn 2012; Auszug aus der deutsch-italienischen Datenbank „Atlante delle Stragi Naziste e Fasciste in Italia" über das Massaker in Bellona; de.wikipedia.org/wiki/15._Panzergrenadier-Division