Region Provence-Alpes-Cote d'Azur, Departement Var

Denkmal-InschriftRésistance-DenkmalDer Ort

Ehemaliges Fischerdorf, heute Touristenort, ca. 5.800 Einwohner*innen (2016), zwischen Toulon (40 km, D 98) und St. Tropez (38 km, D 559).

Die Ereignisse

1943/44 wurden junge Männer von den Deutschen zu Arbeiten am „Südwall“ verpflichtet. Viele sammelten sich in Maquis, u.a. der Brigade des Maures unter Alix Macario. Die Eheleute Trolley de Prévaux und Gaston Pascalis waren aktiv im britisch-französisch-polnischen Nachrichten-Netzwerk 'F 2 Anne' und lieferten der Résistance und den Briten wertvolle Informationen, insbesondere über deutsche Schiffsbewegungen im Mittelmeer. Das Netzwerk brachte 1942 u.a. den polnischen Widerstandskämpfer Jan Karski, Träger von präzisen Informationen über den Massenmord an den europäischen Juden in den deutschen Vernichtungslagern, über Spanien nach England. Er erstattete dem britischen Premierminister Churchill und dem US-Präsidenten Roosevelt Bericht, ohne sie allerdings zu einem Eingreifen bewegen zu können. Pascalis und die Eheleute Trolley de Prévaux wurden im Sommer 1944 von der Gestapo verhaftet und in Bron bei Lyon erschossen (vgl. hier).



Gedenken

Straßenschild Julius Munk in Frankfurt/Main

Das – 2010 erneuerte und um einige Namen ergänzte – Résistance-Denkmal in der Ortsmitte nennt u.a. auch zwei Österreicher: den ehemaligen Wiener Polizeiarzt Dr. Julius Anton Munk (1901-1945) und den Dichter Emil Rheinhardt (1889-1945). Dr. Julius Anton Munk, schloss sich 1942/43 der Résistance an, wurde Arzt der Maquisards im Maures-Gebirge, im Juni 1944 von der Gestapo verhaftet und über das KZ Dachau in das KZ Katzbach in den Adler-Werken in Frankfurt/Main, Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof, deportiert. Er versuchte, das Leben kranker Zwangs- und Sklavenarbeiter zu retten.
Er starb am 18. April 1945 - eine Woche nach Befreiung des KZ Buchenwald – an den Strapazen des
Todesmarsches von Frankfurt und an Typhus. In Frankfurt wurde 2016 eine Grünanlage auf dem Gelände
des ehemaligen KZ nach ihm benannt (Abschnitt der Straße „Im Galluspark“, GPS 50.099567, 8.637417).


Gedenktafel an exilierte Dichter, u.a. Rheinhardt, in SanaryRheinhardt war 1929 über Italien nach Le Lavandou gekommen, lebte nach 1933 kurze Zeit in Sanary-sur-Mer, politisch engagierte er sich nach der Einverleibung Österreichs nach NS-Deutschland. Wegen seiner Verbindungen zur Résistance wurde er im April 1943 von den italienischen Besatzern inhaftiert und im Herbst 1943 der Gestapo übergeben. Sie deportierte ihn in das KZ Dachau, wo er im Februar 1945 an Fleckfieber starb.


Literatur/Medien

Dictionnaire historique de la Résistance, Paris 2006, S. 150f.
Grandjonc, Jacques/Grundtner, Theresa (Hg.): Zone der Ungewissheit. Exil und Internierung in Südfrankreich 1933-1944, Reinbek 1996
Gritti, Claude: Le temps de l’occupation au coeur des Maures, Le Lavandou 2008
Yung-de Prévaux, Aude: Jacques und Lotka. Eine Liebe in den Zeiten der Résistance, Köln 2001
http://felina.pagesperso-orange.fr/doc/tln/resistance_guillon.htm
http://resistance.azur.free.fr/dossier/maquisards.htm
http://section-ldh-toulon.net/la-Resistance-dans-le-Var-par-Jean.html
http://maitron-en-ligne.univ-paris1.fr/spip.php?article176963
https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Karski
https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Alphons_Rheinhardt
https://kz-adlerwerke.de/de/orte/julius-munk-anlage/knorn.html