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Chełm – Stalag 319

Woiwodschaft Lublin/Wojew. Lubelski

Kriegsgefangenenlager Stalag 319
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 errichtete die Wehrmacht ein Kriegsgefangenen-Lager für Soldaten der Roten Armee. Ende 1942/Anfang 1943 kamen zeitweise belgische, britische und französische Kriegsgefangene dazu; ab September 1943 auch italienische Soldaten, die sich nach dem Kriegsaustritt Italiens geweigert hatten, weiter an der Seite der Deutschen zu kämpfen (vgl. Stichwort Militärinternierte). Insgesamt waren in dem Lagerkomplex etwa 200.000 Soldaten gefangen.

Denkmal für Kriegsgefangene „Unterkünfte“ sowj. Kriegsgefangener; Foto: USHMM

Infolge der miserablen Lebensbedingungen – viele sowj. Soldaten mussten monatelang in primitiven Erdlöchern oder Unterständen ausharren - Hunger, mangelnder Ernährung, Kälte, Krankheiten und fehlender Hygiene kamen, besonders im Winter 1941/42, tausende sowjetische Kriegsgefangene ums Leben. 1943/44 wurden sowjetische und italienische Kriegsgefangene, denen die Wehrmacht den Schutz der Internationalen Konvention verweigerte, hingerichtet, außerdem Juden und Polen, mehrere 10000 Soldaten. Vor dem Einmarsch der Roten Armee wurden die Leichen im Rahmen der sog. 'Aktion 1005' exhumiert und im Borek-Wald verbrannt. Die Deutschen wollten damit die Spuren ihrer Verbrechen beseitigen (vgl. Angrick, a.a.O., S. 819ff., 831ff.)

Denkmal kriegsgefangene Italiener Massengräber

Gedenken
Auf dem ehemaligen Lagergelände am Stadtrand wurde 1963 ein Friedhof (mit 48 Massengräbern) und ein Denkmal errichtet (ul. Okszowska). Im Borek-Wald wurde ein Friedhof mit 278 Massengräbern für die hier verbrannten Leichen der Verhungerten und Erschossenen angelegt; ein Denkmal erinnert an die Verbrechen. Hier finden jährlich Gedenkzeremonien statt, Ende Juli am Jahrestag der Auflösung des Lagers (Las Borek).
Auch an den anderen Standorten des Stalag – z.B. Rampa Brzeska des Bahnhofs und am Nebenlager Wlodawa - werden Kränze niedergelegt und Kerzen angezündet.

Literatur/Medien
Angrick, Andrej: „Aktion 1005“. Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942-1945, Band 2, Göttingen 2018, S. 819ff., 831ff.
https://erinnerungsorte.org/miejsca/chelm-kriegsgefangenlager-stalag-319-und-der-wald-borek/
https://www.guida-auschwitz.org/2017/07/13/la-storia-dimenticata-di-borek-chelm/
https://en.wikipedia.org/wiki/Che%C5%82m