Region Emilia-Romagna / Provinz Forli-Cesena
Der Ort
Der Passo del Carnaio ist ein 776 m hoher Pass im emilianischen Apennin südlich der Provinzhauptstadt Forli zwischen Santa Sofia (Valle del Bidente) im Norden und San Piero in Bagno (Valle del Savio) im Süden. Über den beide Täler miteinander verbindenden Pass führt die SP 26 (52 km ab Forli).
Das Ereignis
Am Passo del Carnaio wurden von den deutschen Besatzern im Sommer 1944 Stellungen der von den Apuanischen Alpen im Westen bei Massa–Carrara quer über den Südabhang des toskanisch-emilianischen Apennin bis Rimini verlaufenden Gotenlinie ausgebaut, die den weiteren Vormarsch der Alliierten aufhalten sollte.
Nachdem einige Tage vorher am Pass drei deutsche Soldaten von Partisanen getötet worden waren, begann das deutsch-italienische Polizei-Freiwilligen-Bataillon IV – das wenige Tage zuvor das Dorf Tavolicci mit beinahe allen Einwohnern ausgelöscht hatte - am Morgen des 25. Juli 1944 eine Durchkämmungsaktion der umliegenden Weiler. Als "Sühnemaßnahme" sollten 30 Männer – 10 Italiener für jeden getöteten Deutschen - erschossen werden. Nachdem sich unter den anfangs zusammengetriebenen Menschen, deren Häuser vorher in Brand gesteckt wurden, fast nur (später freigelassene) Frauen und Kinder befanden, wurde die Durchkämmungsaktion ausgedehnt: Insgesamt wurden am Passo del Carnaio 26 Männer erschossen. In der Nähe wurde Don Ilario Lazzeroni umgebracht, der sich als Emissionär für das Leben der Frauen und Kinder eingesetzt hatte.
Gedenken
Sacrario dell’Eccidio del Carnaio – Parco della Memoria
Am Ort der Erschießung der 26 Männer – kurz unterhalb des Passes in Richtung San Piero in Bagno – befindet sich die Gedenkstätte. Von der an der Straße errichteten kleinen Kapelle gelangt man zu Fuß nach wenigen Metern zu den drei Massengräbern, in denen die Opfer vorübergehend bis September 1945 beerdigt waren. Auf jeder der früheren Grabstätten befindet sich eine Bronzeplatte mit einigen Zeilen des Gedichtes „Prememoria“ des Schriftstellers Gianni Rodari. Die Namen der Opfer sind in die niedrigen Mauern eingemeißelt, die die Grabstätten umrahmen.