Bezirk Vilnius

Der Ort
TrakaiTrakai, ca. 30 km westlich von Vilnius gelegen, ist eine Sehenswürdigkeit, die ausländische Touristen und Einheimische gleichermaßen anzieht. Es liegt mitten in einer malerischen Seenlandschaft. Die im Galve-See liegende Insel-Burg ist die ehemalige litauische Hauptstadt, von der aus im 13. und 14. Jahrhundert das bis zum Schwarzen Meer reichende Herrschaftsgebiet regiert wurde. Trakai zählt heute über 5.200 (2010) Einwohner, es gibt immer noch die kleine religiöse Minderheit der Karäer, deren Vorfahren zusammen mit Tataren von Großfürst Vytautas (Litauische Geschichte) im 14. Jahrhundert als Palastwachen und als Handwerker von der Krim nach Litauen geholt worden sind. Die Karäer sind eine zwar jüdische, von der bekannten jüdischen Tradition streng zu unterscheidende Glaubensgemeinschaft, die ethnisch zu den Turkvölkern gerechnet wird. Ihre Angehörige wurden deshalb von den Nationalsozialisten nicht verfolgt. Trakai ist von Vilnius aus mit dem Pkw über die A 14 / E 28 in Richtung Mariampole zu erreichen.

Die Ereignisse
Gedenkort TrakaiTrakai und Umgebung gehörte während der deutsche Besatzungszeit zum Gebietskommissariat Vilnius-Land unter Gebietskommissar Horst Wulff, der im August 1941 die litauischen Kreischefs anwies, die „Ghettoisierung“ der Juden in der Region voran zu treiben. Anfang September wurden die in Trakai lebenden Juden (ungefähr 400) in ein Ghetto gesperrt, das am See in der Nähe von Trakai mitten in einer Gruppe von Sommerhäusern errichtet worden war. Wenig später kamen auch die jüdischen Familien aus umliegenden Orten – Aukštadvaris , Onuskis, Rūdiškės, Žydkaimis und Lentvaris – hinzu. Ende September erschien das Sonderkommandos Vilnius, angeführt von Martin Weiß von der Außenstelle des SS-Einsatzkommandos 3 in Vilnius. Am Morgen des 30. September wurden die im Ghetto gefangen gehaltenen Juden in Kolonnen, bewacht von bewaffneten Polizisten, „Weißarmbindern“ und Angehörigen des Sonderkommandos, in den Wald bei der Siedlung Varnikai getrieben und dort im Laufe des Tages erschossen. Der „Jäger-Bericht“ führt in seiner Statistik für den 30. September 1941 die Ermordung 1446 Opfern auf: 366 Männer, 483 Frauen und 597 Kinder.

Gedenken
Der Gedenkort ist zu erreichen, wenn man von Vilnius auf der A 16/E28 kommend, vor dem Ortseingang Trakai rechts Richtung Lentvaris fährt (Str. Nr. 4727). Nach ca. 450 Metern folgt man dem Hinweisschild (Holokausto Auku Atminimo Vieta 2,9 km) nach links auf die Straße Nr. 4751 nach Varnikai bis zum nächsten Hinweisschild nach ca. 2,3 km (Holokausto Auku Atminimo Vieta 0,6 km), dann rechts auf einen Schotterweg bis zu einer Weggabelung nach ca. 230 m; dort weist ein kleines Holzschild (Holokausto Auku Kapai) den Weg nach rechts in Richtung Wald. Nach ca. 250 Metern kommt linker Hand ein schwarzer Markstein (100 m), der zum Gedenkort weist. Am Ort des Massakers erinnert ein Holzobelisk an die Bluttat. Die Inschrift auf den Tafeln lautet: „Hier wurde das Blut von 1.446 jüdische Kindern, Frauen und Männern vergossen. Nazis und ihre lokalen Helfer haben sie am 30. September 1941 brutal ermordet. Möge die Erinnerungen an diejenigen, die in Unschuld ums Leben kamen, geheiligt bleiben." (Yiddisch und Litauisch) 
GPS 54.65012639 24.96170472 / 54°39.0076'N 24°57.7023'E

Literatur /Medien
Holocaust Atlas 2011, S. 280 / 281; Dieckmann (2011) Bd. 2, S. 902 f.; Jäger-Bericht Bl. 6, abgedruckt in: Wette, Karl Jäger, 2011, Anhang
http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page//item/39/
https://www.litvaksig.org/information-and-tools/online-journal/the-genocide-of-the-jews-in-the-trakai-region-of-lithuania
http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Trakai