Woiwodschaft Lublin/Wojew. Lubelski

heutige psychiatrische Klinik; Foto: deathcamps.orgDie Ereignisse

Anfang 1940 waren in der Psychiatrischen Klinik in Chełm 450 Patienten: 128 Frauen, 304 Männer und 18 Kinder. Am 12. Januar befahl ein SS-Trupp dem Personal, die Klinik zu verlassen; 12 Pfleger sollten bleiben. Abends wurde den Pflegern gesagt, die Patienten aus den Betten zu holen und zum Eingang zu bringen. Gegenüber dem Eingang waren mehrere Maschinengewehre aufgebaut. Die Patienten wurden auf der Schwelle erschossen; wer zu fliehen versuchte, wurde im Klinikpark getötet. Das größte Problem für die SS waren die Kinder. Sie waren von ihren Betreuer*innen versteckt worden, wurden aber schließlich alle entdeckt und erschossen.
Die Leichen der Opfer blieben über Nacht im Klinikpark liegen. Früh am nächsten Morgen hielten die SS-Männer Polen an, die zufällig mit ihren Pferdewagen vorbeikamen. Sie mussten die Leichen zu – vorher angelegten – Massengräbern in der Nähe bringen. Mit der Schneeschmelze kamen manche Leichen zum Vorschein; polnische Einwohner*innen mussten sie noch einmal beerdigen; ausführlicher Bericht bei Klee, „Euthanasie“, S. 114f..

Hintergrund
Im Deutschen Reich wurden nach einem Schreiben Hitlers ab 1939 viele kranke, behinderte oder sozial stigmatisierte Menschen getötet, sie galten als ‚nutzlose Esser‘. Diese „Aktion T 4“ wurde nach Protesten offiziell eingestellt, insgeheim aber weitergeführt. U.a. im besetzten Polen, vor allem in den annektierten Gebieten Warthegau und Danzig-Westpreußen besonders nach 1941 (vgl. NS-Euthanasie im besetzten Polen).
Viele T 4-Mitarbeiter gehörten später zum Personal der deutschen Vernichtungslager in Polen.

 

Gedenkstein an Krankenmord; Foto: deathcamps.org

Gedenken
Die Klinik wurde später als SS-Kaserne genutzt. Nach dem Krieg sind dort Wohnhäuser, eine Schule und Betriebsgebäude gebaut worden. An den Krankenmord erinnert ein Gedenkstein mit der Inschrift (übersetzt): „Massengrab für Patienten der Psychiatrischen Klinik in Chełm,
von den Deutschen ermordet am 12. Januar 1940.

Literatur/Medien
Robert Kuwalek: Liquidation of the Psychiatric Hospital in Chełm, 2006, Holocaust Education & Archive Research Team.
Klee, Ernst: "Euthanasie" im NS-Staat. Die "Vernichtung lebensunwerten" ebens, Frankfurt/M. 1985.
Klee, Ernst: Was sie taten, was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord, Frankfurt/M. 1986, bes. S. 218ff., 224ff.
https://kriegsverbrechen1939.blogspot.com/2018/03/das-massaker-im-krankenhaus-in-chem.html
http://www.deathcamps.org/euthanasia/chelm.html
https://www.holocausthistoricalsociety.org.uk/contents/euthanasia/chelm.html
http://www.holocaust-chronologie.de/chronologie/1940/januar.html
www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/295244/ns-euthanasie (mit Literaturliste)
Vgl. https://euthanasiegeschaedigte-zwangssterilisierte.de/nl-beh/newsletter-behindertenpolitik-nr37-beginn-euthana