Die Ereignisse
„Carriero“, jüdisches Viertel
Cavaillon gehörte ab 1274 zum ‚Comtat vénaissin‘, d.h. den päpstlichen Landen in Frankreich, ein fruchtbares Gebiet links der Rhone gegenüber von Avignon. Seit dieser Zeit ist die Anwesenheit von Juden nachgewiesen. Nach einer vorübergehenden Ausweisung konnten sich Juden im Comtat niederlassen. Der Papst schützte die Juden vor Verfolgungen - gegen strenge Auflagen. Ab dem Ende des 16. Jahrhunderts mussten sie in den vier Städten Avignon, Carpentras, Cavaillon, L‘Isle-sur-la-Sorgue in der ‚carriero‘ - dem jüdischen Viertel - wohnen, dessen Tore abends geschlossen wurden - das in Italien gebräuchliche Wort ‚Ghetto‘ wurde nicht benutzt. Die Auflagen endeten, als Cavaillon und das gesamte Comtat 1791 nach einem Plebiszit Teil der französischen Republik wurde.
Die im 15. Jahrhundert errichtete Synagoge wurde im 18. Jahrhundert umgebaut, damals gab es etwa 200 jüdische Einwohner*innen. Seit dem 19. Jahrhundert wurde sie nicht mehr als Gotteshaus genutzt, 1963 wurde sie in ein Museum umgewandelt. Heute ist dort das jüdisch-comtadinische Museum (Musée Juif Comtadin) untergebracht; Besichtigung ist möglich (Rue Hébraïque, in der Altstadt); Fotos vom Inneren vgl. https://fr.wikipedia.org/wiki/Synagogue_de_Cavaillon.
Deutsche Besatzung
Cavaillon lag zunächst in der unbesetzten Zone, ab November 1942 italienisch, schon ab Juni 1943 waren deutsche Truppen in der Stadt. Ende Dezember 1943 nahm die 8. Kompanie der 3. Division Brandenburg Quartier im Hotel Splendid, ab 1944 im Hôtel Moderne. Sie war spezialisiert auf Infiltration der Résistance und verdeckte Einsätze. Sie war direkt dem AOK der 19. Armee in Avignon unterstellt. Die Führung - Offiziere und Unteroffiziere - waren Deutsche, die Mannschaften Franzosen und andere Legionäre, gaben sich oft als Partisanen oder einem Chantier de Jeunesse Entkommene aus, oft wurden sie mit der franz. Milice verwechselt.
Im Juli verhafteten sie acht Bürger aus Cavaillon als Repressalie für Übergriffe der Résistance, verhörten und folterten sie in ihrem Hauptquartier im Hotel Splendid; dann verschleppten sie sie am 5. Juli 1944 ins 46 km entfernte Monieux und brachten sie bei der Kapelle am Col des Abeilles um, s. Monieux (an der D 1 von Ville-sur-Auzon nach Sault). Am 13./14. Juli brachten sie Gefangene von Cavaillon nach Cadenet und erschossen sie dort (vgl. Cadenet). In Cavaillon erschossen sie den Friseurmeister Raphaël Michel, ehem. Gemeinderat, der Geld für die Maquisards gesammelt hatte; s. Gedenktafel an seinem Geburtshaus).
Befreiung am 24. August 1944 von US-Truppen.