Region Kreta - Regionalbezirk Iraklio

Gedenkstätte für Napoleon SukadzidisDer Ort
Arkalochori ist eine südöstlich von Iraklio liegende kretische Ortschaft mit ca. 3.000 Einwohner/innen.
Zu erreichen ist Arkalochori von Iraklio über die Schnellstraße in Richtung Viannos (ca. 30 km).

Ereignis
In Arkalochori ist Napoleon Sukadzidis (1909-1944) aufgewachsen. Der Gewerkschaftler wurde bereits unter der Metaxas-Diktatur auf die abgelegene Insel Agios Efstratios (Ai Stratis) verbannt und später im Gefängnis Akronafplia in Nafplio (Peloponnes) gefangen gehalten. Von dort wurde er 1943 in das von der SS geleitete Konzentrationslager Chaidari bei Athen verlegt. Dort, im „Herz der Hölle“, wie das KZ Chaidari oft genannt wurde, fungierte Sukadzidis als Übersetzer und vermittelnder Verbindungs- und Vertrauensmann zwischen Gefangenen und Kommandantur. Die Art, mit der er diese Aufgabe gegenüber SS-Schergen und Lagerkommandanten ausübte, brachte ihm die Hochachtung seiner Mitgefangenen ein. Sukadzidis gehörte zu den 200 politischen Gefangenen des KZ, die am 1. Mai 1944 auf dem Schießstand von Kesariani hingerichtet wurden. Sukadzidis war irrtümlich auf die Liste der Todeskandidaten geraten (seine Dienste wurden noch benötigt), lehnte aber ab, sich gegen einen anderen Gefangenen austauschen zu lassen.

Worte an die Mitgefangenen, Foto: Arn StrohmeyerGedenken
Auf einem zentralen Platz an der Hauptstraße von Arkalochori steht eine überlebensgroße Bronzeskulptur von Napoleon Sukadzidis, der die rechte Faust in den Himmel reckt. Neben seiner Statue befindet sich eine Marmortafel mit eindrücklichen Worten Sukadzidis' über die Pflicht des Menschen, die er am Vorabend seines Todes an seine Kameraden richtete. Überliefert hat diese Worte sein überlebender Mitgefangener Themos Kornaros, der ihm und den anderen Häftlingen Chaidaris mit dem Buch Leben auf Widerruf ein literarisches Denkmal gesetzt hat:
Aufgabe des wahren Menschen ist es nicht, irgendwie sein Leben zu fristen. Er muß verstehen, es richtig an der Seite der anderen zu leben, um fähig zu sein, ihnen zu helfen, sie höher zu führen, ihnen zu nutzen, ohne ihnen jemals zur Last zu fallen und hinderlich zu sein auf ihrem Weg zum Rechten und Guten. Doch ein Kämpfer ist nicht nur ein wahrer Mensch, sondern auch das leuchtende, geläuterte Bewußtsein, das zum Führer wird. Wenn es sein muß, hart und unerbittlich dem Feind gegenüber, der ein Feind ist und sich der Ungerechtigkeit, die er begeht, bewußt ist“ (Übersetzung gem. Leben auf Widerruf).

Diese Tafel wurde bei einem Überfall auf die Gedenkstätte für Napoleon Sukadzidis zerschlagen und ist noch nicht wiederhergestellt (Stand: Herbst 2015).

Literatur / Medien:
Kornaros, Themos: Leben auf Widerruf, Berlin 1964; Strohmeyer, Arn: Lange verfemt, fast vergessen und jetzt wieder gelesen - Der kretische Schriftsteller Themos Kornaros (archiv.vm2000.net/65/dichter.site/dichter.html)