1. Täter
Lagerkommandanten waren Irmfried Eberl, Franz Stangl und Kurt Franz. Sie und viele SS-Männer hatten Erfahrungen mit der „Aktion T4“ (Ermordung von kranken und behinderten Menschen durch Gas). Die Wachmänner waren meist „Trawniki“ volksdeutscher oder ukrainischer Herkunft. Im Lager waren 56 deutsche SS-Männer tätig (jeweils für mehrere Monate; Namensliste bei Berger, S. 401ff.), gleichzeitig waren jeweils etwa 30 anwesend.
Außerdem waren in Treblinka 100 bis 120 Trawniki-Männer eingesetzt. Sie waren in Lagern für sowjetische Kriegsgefangene, z.B. in Chelm (Woiw. Lublin), von deutschen Werbern gefragt worden, ob sie für die Deutschen arbeiten wollten. Sie hatten die Wahl zwischen verhungern oder sich melden. Sie wurden im SS-Ausbildungslager Trawniki, Distrikt Lublin, auf ihre Aufgaben vorbereitet und ausgebildet. Anfangs wurden sie als Wachleute beschäftigt, später auch bei der Ankunft von Deportations-Transporten, bei der Erschießung von kranken und gehunfähigen Deportierten eingesetzt. Sie galten z.T. als undiszipliniert und offen für Korruption. Aber: Sie waren ein „unersetzliches Element im Vernichtungsprozess“, in einer „Grauzone zwischen Freiwilligkeit und Zwang“ (Berger, S. 221 bzw. 223).
2. Nach 1945/Strafverfolgung der Täter
Lagerkommandant Irmfried Eberl nahm sich 1948 in der Untersuchungshaft das Leben. Franz Stangl kam über die „Rattenlinie“ nach Brasilien, wurde dort 1967 von einem ehem. Häftling erkannt, nach Deutschland ausgeliefert und 1970 in Düsseldorf wegen Massenmordes zu lebenslanger Haft verurteilt; er starb 1971 im Gefängnis. Kurt Franz wurde im Düsseldorfer Treblinka-Prozess 1965 zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, aus gesundheitlichen Gründen 1993 entlassen und starb 1998. SS-Obergruppenführer Karl Wolff, Chef des Persönlichen Stabes von Himmler, wurde 1964 wegen Beihilfe zum Mord (Deportationen nach Treblinka) zu 15 Jahren Haft verurteilt; er wurde 1969 wegen ‚Haftunfähigkeit‘ aus dem Zuchthaus entlassen, er starb 1984.
T4/SS-Männer
Josef Hirtreiter wurde 1951 vom Landgericht Frankfurt/M. zu lebenslänglicher Haft verurteilt (er hatte Häftlinge durch den „Schlauch“ in die Gaskammer getrieben; er misshandelte und erschoss jüdische Häftlinge, darunter auch Kleinkinder.
Im Düsseldorfer Treblinka-Prozess 1965 wurden vier der 10 angeklagten SS-Männer zu lebenslanger Haft verurteilt: der letzte Kommandant Kurt Franz, auch wegen eigenhändig begangener Erschießungen und Aufhängen; Heinrich Arthur Matthes (Chef des ‚oberen Lagers‘ = Vernichtungsbereich) Willi Mentz (Lazarett u.a. Kommandos), August Miete (Sortierkommando und 'Lazarett'). Gustav Münzberger erhielt 12 Jahre; Franz Rum zu 3 Jahren, starb vor Rechtskraft des Urteils; Richard Horn, eingesetzt im 'oberen Lager' wurde freigesprochen (vgl. Berger, S.407)
Der ehemalige Lagerkommandant Franz Stangl wurde 1970 in Düsseldorf zu lebenslänglicher Haft verurteilt, er starb 1971 im Gefängnis – vor Eintritt der Rechtskraft.
3. Der Überlebende Richard Glazar zu den Düsseldorfer Treblinka-Verfahren:
„In den beiden Prozessen sagten als Zeugen 54 Überlebende des Aufstands von Treblinka aus......Vierundfünfzig von achthundertausend? neunhunderttausend? einer Million? Auch ich sagte als Zeuge aus.
Die ganze Zeit wartete ich auf einen 'Auftritt'. Zu meiner größten Genugtuung kam es nicht dazu. Keiner von denen stand auf, stellte sich stramm, die Augen geradeaus und erklärte: Ja, ich habe es getan aus Überzeugung, ich war und bleibe dieser Idee ergeben und bin bereit, zu jeder Zeit dafür gerade zu stehen. Keiner.
Zu meiner Enttäuschung saßen auf der Anklagebank nicht die „Bauherren“ des Lagers Treblinka, die das Vorhaben ausgebrütet hatten, auch nicht jene, die es mit dickem Stiften entworfen, nicht die, die mit feinem Stift die Konstruktion, die Abdichtungsdetails der Gaskammern gezeichnet hatten – und selbstverständlich auch nicht die, die 'den Werkbetrieb aus der Chefetage von irgendwo draußen managten'.“
Literatur/Medien
Gutman, Israel u.a. (Hg.).: Enzyklopädie des Holocaust, Berlin 1993, S.1432
Rüter, C.F. u.a. (Hg.): Justiz und NS-Verbrechen, Amsterdam und München; Band VIII Nr. 270, XXII Nr. 596 und XXXIV Nr. 746
Berger, Sara: Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka, Hamburg 2013, bes. S. 363ff., 292ff.
Glazar, Richard: Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben in Treblinka, Frankfurt am Main 1992, S. 188
Lehnstaedt, Stephan: Der Kern des Holocaust. Bełżec, Sobibór, Treblinka und die Aktion Reinhardt, München 2017, S. 156ff.
https://www.zeit.de/1967/10/der-feine-herr-von-treblinka/komplettansicht (F. Stangl)