Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, Departement Alpes-de-Haute-Provence

Der Ort
Gemeinde von 5854 Einwohner/innen (2015) am Zusammenfluss von Durance und Asse. Bahnhof: La Brillanne-Oraison (3,5 km), Züge Lyon, Grenoble ↔Marseille. Mit dem Auto von Digne 40 km (N 85 →Nice bis Les Mées, dort auf D 4 →Oraison).

Die Ereignisse
Im Frühjahr erwartete die Résistance die alliierte Landung in Frankreich (sie kam am 6. Juni in der Normandie und am 15. August 1944 in der Provence) und schuf die Comités Départementaux de la Libération (CDL), deren Hauptaufgabe die Koordination unter den Widerstandsbewegungen war, und als militärische Seite die FFI-Forces Françaises de l'Intérieur. Louis Martin-Bret war Chef der MUR -Vereinte Widerstandsbewegungen und der CDL der beiden Alpen-Departements (s.a. Manosque).

Denkmal der verhafteten und erschossenen Widerstandskämpfer

Verhaftung führender Résistants
Am 16. Juli 1944 trafen sich die Verantwortlichen der Résistance-Bewegungen zu einer Beratung über die - unterschiedlich eingeschätzten – Ziele und Aktionen im Café de France in Oraison; sie kamen aus unterschiedlichen Richtungen und zu unterschiedlichen Zeiten. Gegen 15 h drangen deutsche Soldaten und 'Geheime' sowie als Maquisards verkleidete französische Angehörige der Division Brandenburg (einer Einheit der deutschen Spionage-Abwehr, sie wurden irrtümlich für Milice-Männer) in das Lokal ein und verhafteten 18 Personen: die führenden Mitglieder der CDL, lokale Résistants aus Oraison und anderen Dörfern und zwei junge Frauen (Verbindungsleute).
Sie wurden zum Gestapo-Sitz nach Marseille (425 Rue Paradis) gebracht, verhört und gefoltert. Am 19. Juli wurden die sechs CDL-Mitglieder und sechs weitere Gefangene zusammen mit 25 anderen Résistants nach Signes (Var) gebracht, wo sie erschossen wurden. An dem Ort, der heute 'Tal der Erschossenen' oder 'Tal der Märtyrer' (Vallon des Fusillés oder Vallon des Martyrs) genannt wird, befinden sich eine Gedenkstätte und eine nationale Nekropole; vgl. Signes (Var).

Gedenktafel „Aux Martyrs de Signes“ am Totendenkmal

Hintergrund
Die Aktion war von Ernst Dunker-„Delage“, KDS/Gestapochef von Marseille, geplant und durch den Verrat eines Résistance-Offiziers möglich geworden: Der Sabotagespezialist, war im Februar 1944 per Fallschirm abgesetzt worden mit der Aufgabe, Maquis auszubilden und zu koordinieren. Nach seiner Verhaftung, Verhör und Folter-Drohung hatte er Dunker angeboten, ihm gegen eine hohe Summe die führenden Résistants der Provence zu liefern. Der Offizier wurde 1945 von Dunker erschossen. Dunker wurde 1945 verhaftet, 1947 von einem franz. Militärgericht zum Tode verurteilt und am 6. Juni 1950 in Marseille hingerichtet.

Gedenken
Denkmal für die elf Widerstandskämpfer, die in Oraison verhaftet und in Signes erschossen worden sind:
- im Norden von Oraison, an der Ecke D 4 und Rue Léon Angel/Avenue Francois Richard.
- Tafel am Totendenkmal für die vier aus Oraison stammenden, „von den Deutschen und frz. Milicemännern feige am 19. Juli 1944 ermordeten  'Märtyrer von Signes‘“ (Roger Chaudon, Dr. André Dumas, Emile Latil und Terce Rossi; am Eingang des Friedhofs; Avenue François Aymes)



Literatur/Medien
Memorial de la Résistance et des Combats de la Seconde Guerre Mondiale dans les Basses Alpes, Digne 1992, S. 127 – 128
http://museedelaresistanceenligne.org/media7930-Rapport-de-gendarmerie-sur-larrestation-du-CDL-des-Basses-Alpes
http://museedelaresistanceenligne.org/media7956-Maurice-Favier
http://canal-d.tv/videos/massacre-de-signes-1944-2014-70-eme-commemoration/#.VIyRPuLdKM0.gmail
https://fr.wikipedia.org/wiki/Guet-apens_d%27Oraison
https://de.wikipedia.org/wiki/Oraison