Region Lombardei / Provinz Brescia
Die Stadt
Brescia liegt am Südrand der Alpen an der Autobahn A4 circa 100 km östlich von Mailand und ist mit knapp 200.000 Einwohner/innen die zweitgrößte Stadt der Lombardei und der Hauptort der gleichnamigen lombardischen Provinz. Die Stadt wird von dem mittelalterlichen Kastel auf dem Colle Cidneo dominiert; der archäologische Bereich des Forum Romanum und die Basilica di San Salvatore gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. In der Altstadt wurden zwischen 1928 und 1932 die Gebäude um die Kirche Sant'Ambrogio abgerissen und an der neugeschaffenen Piazza della Vittoria ein dichtes Ensemble faschistischer Protzbauten mit wuchtigem Liktorenturm und einer mit faschistischen Reliefs verzierten Redekanzel geschaffen.
Die Ereignisse
Nach dem Kriegsaustritt Italiens wurde Brescia am 10. September 1943 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Das Hauptquartier der Militärkommandatur 1011 wurde in der Via Cavour installiert. Die SS-Sicherheitspolizei residierte in der Via Panoramica (zwischen Juni 1944 und Januar 1945 leitete SS-Hauptsturmführer Erich Priebke, der vorher in Rom an der Erschießung von 335 Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen beteiligt war, deren Außenkommando in Brescia). Ab Anfang Dezember 1943 war Brescia Sitz der neuen faschistischen Miliz des Salò-Regimes, der Guardia Nazionale Repubblicana (GNR) unter ihrem Kommandanten Renato Ricci; ebenfalls in Brescia hatte das Justizministerium der Marionettenregierung von Salò ihren Sitz und das Ispettorato speciale polizia antipartigiani (I.S.P.A.), das Aufgaben der Geheimpolizei OVRA übernahm. Die faschistische Legion „Leonessa“ residierte an der Piazza della Loggia 6.
Direkt nach der deutschen Besetzung Brescias formierte sich im Untergrund der Widerstand von Kommunisten, Sozialisten, Aktionisten und der katholischen Brigate Fiamme Verdi. GAP-Gruppen (Gruppo di Azione Patriottica) verübten in Brescia zahlreiche Anschläge auf Einrichtungen der italienischen Faschisten und der deutschen Besatzer. Nach der Ermordung eines Milizangehörigen am 13. November 1943 wurden anhand bereits vorgefertigter Listen mit Personen, denen „antifaschistische Umtriebe“ unterstellt wurden, die Häuser der Altstadt durchkämmt und drei Männer auf der Piazza Rovetta erschossen. Der deutsche Botschafter Rudolf Rahn telegrafierte nach Berlin, dass ihre Leichen dort bis zum nächsten Tag liegen gelassen wurden, „um der Bevölkerung Folgen der Anschläge auf die Faschisten vor Augen zu führen“ (Telegramm an das Auswärtige Amt vom 25. November 1943).
Partisanengruppen formierten sich darüberhinaus in den drei nördlich von Brescia gelegenen Tälern Val Camonica, Val Sabbia und Val Trompia. Bei Durchkämmungsaktionen festgenommene Personen wurden meist im Gefängnis Carcere Canton Mombello gefangen gehalten und viele von ihnen nach „Verhören“ an unterschiedlichen Stellen der Stadt hingerichtet, u.a. auf dem Erschießungsplatz im Castello.
Den meisten Angehörigen der kleinen jüdischen Gemeinde von Brescia gelang die Flucht, bevor Anfang Dezember 1943 die Verhaftungen im Rahmen der Judenverfolgung begannen. Von den 23 vorwiegend ausländischen Jüdinnen und Juden, die meist über Fossoli in deutsche Konzentrationslager deportiert wurden, überlebten nur zwei.
Gedenken
Palazzo Loggia
In der Vorhalle des Palazzo Loggia befinden sich mehrere Gedenktafeln für die Opfer des Befreiungskampfes, u.a. die Tafel mit dem Wortlaut der der Stadt Brescia verliehenen Medaglia d'Argento al Valor Militare.
Piazza Rovetta
Gleich neben dem Palazzo Loggia befindet sich an dessen Seitenwand an der Piazza Rovetta eine Gedenktafel für die Opfer der Vergeltungserschießungen vom 13. November 1943 Arnaldo Dall’Angelo, Guglielmo Perinelli und Rolando Pezzagno.
Mit einer großen Gedenktafel ehrt die Stadt Brescia zudem an derselben Wand alle Opfer des Befreiungskampfes aus Brescia, neben Partisanen auch die Opfer von Deportationen aus politischen und rassistischen Gründen und die aus Brescia stammenden Mitglieder der in Kephalonia und Korfu im September 1943 von deutschen Gebirgsjägern ermordeten Soldaten der Division Acqui.