Im faschistischen Italien gab es – verglichen mit der in Deutschland nach dem Machtantritt der Nazis 1933 sofort einsetzenden massiven Judenverfolgung – bis zur Verabschiedung der italienischen  „Rassegesetze“ (1938) keinen offen praktizierten Antisemitismus. Dennoch ist es eine Legende, diese Gesetze seien erst auf Druck aus Berlin oder aus Anpassung an das „rassistische Vorbild Berlin“ erlassen worden. Die Gesetze von 1938, die italienische Juden zu Bürgern zweiter Klasse machten, entsprachen einer 1936 eingeleiteten Wende Mussolinis hin zu der Position, Judentum sei mit einem Bekenntnis zu Nation und Faschismus unvereinbar. Ein rassistisch-antisemitisches Manifest der faschistischen Partei vom Juli 1938 schloss diesen in den 1930er Jahren zu verfolgenden Prozess der Verschärfung ab. Vorausgegangen war die Duldung gegenüber den jüdischen Bürgern des Staates auch innerhalb der faschistischen Partei. Das faschistische System wurde von großen Teilen des Bürgertums, in das die italienischen Juden seit langem integriert waren, als Modernisierungsbewegung verstanden, seine rassistische Tendenz war ausgeblendet worden. Deshalb traf die mit Berufs- und Ausbildungsverboten, mit Ausschluss aus Vereinen und Verbänden und vielfacher Diskriminierung ab Herbst 1938 praktizierte antijüdische Wendung viele Juden völlig unvorbereitet. Dennoch blieb es bis zum 8. September 1943, dem Tag der faktischen Machtübernahme des NS-Regimes in Italien (Kriegsaustritt Italiens) bei dem wichtigen Unterschied zwischen Italien und der systematischen Vernichtungsgewalt gegenüber den Juden in Deutschland: in Italien wurden Juden auch nach den Rassegesetzen von 1938 nicht mit polizeilicher Gewalt verfolgt, wenngleich vom Kriegseintritt Italiens 1940 an ausländische und auch italienische Juden in ca. 50 Lager interniert wurden. Der Antisemitismus hatte, im Unterschied zu Deutschland, keine breite Basis in der Bevölkerung. Deshalb wurde der von Italien ab 1940 besetzte Teil Südfrankreichs zum Sammelplatz von zehntausenden französischen, deutschen und aus anderen Ländern geflohenen Juden, die dort bis zum Kriegsaustritt Italiens 1943 vor der französischen und deutschen Polizei Schutz suchen konnten.

Mit dem Kriegseintritt Italiens am 10. Juni 1940 änderte sich die Lage der ca. 3.800 Juden aus Deutschland und aus den von Deutschland besetzten Ländern. Sie kamen in Internierungslager. Ab Mai 1942 wurden die italienischen Juden zu Zwangsarbeit verpflichtet, die – bei 15.500 Verpflichteten wurden ca. 2.000 „herangezogen“ – „ohne besonderen Eifer durchgeführt wurde“ (Longhi, S. 63).

Nach dem 8. September 1943 allerdings entschieden sich Mussolini und seine Komplizen dafür, die italienischen Juden der deutschen Deportationsmaschine auszuliefern und der Gestapo bei der Verfolgung der Juden freie Hand zu lassen. Der „Duce“ wurde endgültig zum Gehilfen Hilters. Die ersten Massenaktionen und -morde erfolgten bereits Mitte September 1943 in Meran und Meina am Lago Maggiore. Ab Herbst 1943 kam es zu großen Verhaftungsaktionen in den großen Städten wie TriestMailand, Rom, Genua und Florenz. Ein Netz regionaler Sammellager entstand (z.B. in Borgo San Dalmazzo) und bisherige Kriegsgefangenenlager wurden umfunktioniert, von denen die Transporte - ab Frühjahr 1944  vor allem über das Lager Fossoli bei Modena, das unter direkter SS-Kontrolle stand (Harster, Thito) – in die Vernichtungslager im Deutschen Reich und in dessen östliche Besatzungsgebiete führten. In dieser Phase der Eskalation, in der vom Vatikan und von Papst Pius XII. keinerlei Protest erfolgten, schlossen sich einige tausend Juden den Partisanen an; zahlreiche Juden gehörten jedoch seit 1922, verstärkt in den Exiljahren ab 1926, zur antifaschistischen Opposition und zu den aktiven Widerstandsorganisationen (vgl. antifaschistische Parteien, Resistenza). Tausende Juden fanden Schutz in Verstecken bei Familien und in kirchlichen Einrichtungen, was den „Erfolg“ der von den SS-Dienstellen betriebenen Jagd auf Juden erheblich beeinträchtigte und zur Rettung einer großen Zahl der Verfolgten führte (vgl. DELASEM). Insgesamt wurden fast 6.800 Juden deportiert, unter ihnen 2.370 Nichtitaliener (Voigt, Bd. 2, S. 375).

Das Museo Monumento al Deportato in Carpi bei Modena ist dem Andenken der jüdischen und nichtjüdischen Opfer der Deportationen gewidmet.

Die Juden Roms erlitten ein besonderes Schicksal. Nach der Besetzung Italiens durch die Deutschen im September 1943 wurde Theodor Dannecker von Adolf Eichmann nach Italien entsandt und etablierte ein mobiles „Einsatzkommando Italien“ in Verona. Er organisierte die erste Phase der Judenverfolgung zwischen Oktober 1943 und Januar 1944, wobei er sich zunächst auf die große jüdische Gemeinde von Rom konzentrierte. Deren Vernichtung leitete der SS-Chef der Stadt  Herbert Kappler damit ein, dass er der Jüdischen Gemeinde für eine angebliche Verschonung vor der Deportation Gold als Lösegeld abpresste. Danach plünderten die Deutschen die unermesslichen Schätze der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde, die sie schließlich nach Deutschland transportierten. Mitte Oktober folgte die Deportation von über 1.000 Angehörigen der jüdischen Gemeinde nach Auschwitz. Von ihnen haben nur wenige überlebt. Etwa 7.000 italienische Juden fielen dem Mordprogramm der Deutschen zum Opfer.   

Die Zeitspanne der deutschen Besatzung von September 1943 bis Mai 1945 war eine Periode der – von der deutschen Besatzungsverwaltung mit Unterstützung der italienischen Salò-Administration betriebenen – Jagd auf Juden. Gleichzeitig war sie eine Zeit wirksamer Rettungs- und Schutzaktionen für Einzelne, für Familien und für ganze Gruppen verfolgter Juden durch Nachbarn, von kirchlicher Seite aus, von Seiten der Resistenza und durch Hilfsnetze in vielen Kommunen (ein herausragendes Beispiel: Villa Emma in Nonantola; ein persönliches Beispiel: Gino Bartali). Die Hilfsbereitschaft gegenüber verfolgten Juden hatte u.a. ihren Grund in der in Jahrhunderten selbstverständlich gewordenen Integration der Juden Italiens, in deren Beteiligung an der liberalen und demokratischen Entwicklung des Landes und darin, dass der italienischen Bevölkerung ein rassistischer Antisemitismus weitgehend fremd war (Delasem).

Literatur / Medien:
Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung: Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Saló 1943–1945. Tübingen 1993, S. 530 ff.; Friedländer, Saul: Die Jahre der Vernichtung. Das Dritte Reich und die Juden 1939–1945. München 2006, S. 188 ff.; Sarfatti in: Klinkhammer,  Lutz / Osti Guerazzi, Amedeo / Schlemmer, Thomas (Hg.): Die „Achse“ im Krieg. Politik, Ideologie und Kriegführung 1939–1945, Paderborn 2010, S. 231 ff.; Voigt, Klaus: Zuflucht auf Widerruf – Juden und andere Verfolgte des Hitlerregimes in Italien 1933–45, 2 Bde., Stuttgart 1993; Osti Guerrazzi, Amedeo: Kain in Rom. Judenverfolgung und Kollaboration unter deutscher Besatzung 1943/44, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 54 (2006), 231–268; Reichard, Sven / Nolzen, Armin (Hg): Faschismus in Italien und Deutschland. Studien zu Transfer und Vergleich. Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 21, Göttingen 2005; Thomas, Linda: Die Juden im faschistischen Italien: Die Razzien im römischen Ghetto und im Ghetto von Venedig, Frankfurt a.M. 2008; Longhi, Silvano: Die Juden und der Widerstand gegen den Faschismus (1943–1945), Berlin 2010; Steinberg, Jonathan: Deutsche, Italiener und Juden. Der italienische Widerstand gegen den Holocaust, Göttingen 1992; de.wikipedia.org/wiki/Italienische_Sozialrepublik; www.wernerbrill.de/downloads/AntismitismusItalien.pdf; www.sehepunkte.de/2010/05/15505.html; digilander.libero.it/lacorsainfinita/guerra2/schede/campiebreiitalia.htm; www.arsenal-berlin.de/forumarchiv/forum97/f005d.html (zum Film von Peter Voigt: Bella Italia - Zuflucht auf Widerruf (1996)