Bezirk Telšiai
Mažeikiai liegt an der litauisch-lettischen Grenze und zählt heute ca. 40.000 Einwohner. Das ehemals kleine Dorf entwickelte sich mit dem Bau der für Warentransporte wichtigen Eisenbahnverbindung zwischen dem Ostseehafen Liepāja (Lettland) nach Romny (Ukraine) in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Stadt. Man erreicht Mažeikiai von der A11 bei Kuršėnai aus (25km westlich von Šiauliai) über die Straße Nr. 155 nach ca. 50km.
Die Ereignisse
In Mažeikiai lebten 1941 ungefähr 900 Juden. Am 25. Juni erreichten die deutschen Truppen die Stadt und fanden eine seit längerem aktive antisowjetische Untergrundorganisation vor. Deren Angehörige organisierten zusammen mit litauischer Polizei im Verlauf des Julis die Ghettoisierung der ortsansässigen und der Juden aus zahlreichen umliegenden Ortschaften. Im ganzen Kreisgebiet wurden provisorische Ghettos in Synagogen und Scheunen eingerichtet, in denen die Juden der jeweiligen Orte zusammengedrängt wurden. Frauen mit den Kindern und Männer wurden voneinander getrennt, die Männer aus Mažeikiai wurden nach einigen Tagen Gefangenschaft in der Synagoge in ehemalige Kornspeicher am Ufer des Flusses Venta eingesperrt. Von dort mussten sie schwere Verlade- und Transportarbeiten am Bahnhof und auf der Bahnstrecke leisten. Die jüdischen Frauen und Kinder wurden in einen wenige Kilometer entfernten Gutshof bei Tirkšliai geschafft.
Am 3. August 1941 wurden die Männer von litauischer Polizei und „Weißarmbindern“ aus den Unterkünften zu vorbereiteten Gruben in der Nähe des jüdischen Friedhofs, 3km vor der Stadt, getrieben und unter dem Befehl eines Deutschen von einem litauischen Kommando ermordet, eine Opfergruppe nach der anderen.
Das Massaker an den jüdischen Frauen folgte am 9. August an demselben Mordplatz, an dem die Männer wenige Tage zuvor umgebracht worden waren. Mit ihnen zusammen wurden die Juden aus zahlreichen Nachbarorten getötet. Das Morden dauerte mehrere Tage. Nach Berichten aus einem späteren Strafverfahren in Litauen gegen einen litauischen Mordschützen lag das Kommando insgesamt bei der deutschen SS, Einzelheiten allerdings über Täter und Befehlsgewalt bleiben bis heute unklar.
Eine sowjetische Ermittlungskommission berichtete im Dezember 1944 von fünf Massengräbern und schätzte damals die Zahl der Opfer auf 4.000; diese Zahl wird heute auf ca. 2.500 geschätzt.
Gedenken
In Mažeikiai fährt man auf der Sedos-Straße (Straße Nr. 164) in Richtung Tirkšliai. Nach ca. 2km biegt man bei einem schwarzen Hinweisschild („Žydų genocido ir II - ojo pasaulinio karo aukų kapavietė“) in den letzten Weg vor dem Waldende nach links. Der kleinen Teerstraße folgt man 150m zum Gedenkort. Auf dem Gedenkstein für die jüdischen Opfer ist die Inschrift zu lesen (in Jiddisch und Litauisch): „An diesem Ort haben Nazis und ihre Helfer zwischen dem 3. und 8. August 1941 4.000 Juden und Angehörige anderer Nationalitäten ermordet.“ An dem Gedenkort wird namentlich auch an dort ermordete Kommunisten erinnert.
56.28744139 22.33672306 / 56°17.2465'N 22°20.2034'E
Literatur / Medien:
Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 855 f.; Holocaust Atlas 2011, S. 212.
http://www.holocaustatlas.lt/Mažeikiai//item/80/
https://de.wikipedia.org/wiki/Mažeikiai
https://www.jewishgen.org/yizkor/lithuania/.html (The Holocaust in Mazeikiai, Yahadut Lita, Vol. 4)
https://kehilalinks/Mazeikiai/.html (Memorial Website to the destroyed Shtetl of Mazheik)
http://www.iajgs.org/cemetery/lithuania/mazeikiai.html (International Jewish Cemetary Project)
http://www.yadvashem.org/Mažeikiai (Yad Vashem Online Guide of Murder Sites of Jews in Former USSR )