Drei Teilungen Polens; Quelle wikipedia

 


1772, 1793, 1795
Teilungen Polens: Das Gebiet der Polnisch-Litauischen Union wird unter Russland (größter Anteil von ca. 63%), Preußen und Österreich schrittweise aufgeteilt. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges existiert kein souveräner polnischer Staat.

1918/1919
Am 11. November 1918 wird der polnische Staat als Zweite Republik Polen (poln. II Rzeczpospolita) wieder gegründet und im Versailler Friedensvertrag 1919 anerkannt. Polen erhält fast die gesamte Provinz Posen, 70% Westpreußens (sog. Korridor), den Ostteil von Oberschlesien und Galizien. Danzig wird zur „Freien Stadt“ erklärt und dem Völkerbund unterstellt. Die Ost- und Nordgrenze Polens wird nicht bestimmt.

Polen 1921-1939; Quelle: wikipedia

1920/1921
Marschall Józef Piłsudski lehnt die – von England und Frankreich vorgeschlagene - sog. Curzon-Linie als polnische Ostgrenze ab und löst mit einer Offensive im April 1920 den Polnisch-Sowjetischen Krieg aus. Die sowjetischen Truppen werden zurückdrängt. In einer Militäraktion auf litauischem Gebiet kommt auch die Region um Wilna (lit.: Vilnius) zu Polen. Im Frieden von Riga vom 18. März 1921 wird die polnisch-sowjetrussische Grenze ca. 150 km östlich der Curzon-Linie festgelegt.

1921, 19. Februar
Polen und Frankreich schließen einen Allianzvertrag mit dem Versprechen, sich im Falle eines nicht provozierten Angriffs durch dritte Staaten gegenseitig beizustehen.

1921-1926
Am 17. März 1921 wird die neue Verfassung von der Polnischen Verfassungsgebenden Nationalversammlung - verabschiedet. Polen ist parlamentarische Republik mit Zweikammer-System.

1926, 12. – 15. Mai
In einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise führt Piłsudski mithilfe seiner Anhänger im Militär einen Staatsstreich durch. In der Folge beherrscht er das Land diktatorisch in wechselnden Funktionen, unter anderem als Verteidigungsminister.

1932, 25. Juli
Unterzeichnung des polnisch-sowjetischen Nichtangriffspakts.

1933
Hitler verlangt öffentlich die Revision der deutsch-polnischen Grenze. Piłsudski plant in einer Polizei-Aktion einen Präventivkrieg gegen Hitler-Deutschland. Das wird jedoch von Frankreich abgelehnt.

1934, 26. Januar
Nachdem Hitler im Herbst 1933 taktische Verständigungsbereitschaft gezeigt hat, kommt es zum auf 10 Jahre begrenzten deutsch-polnischen Nichtangriffsabkommen.

1934, 13. September 
Polen kündigt den 1919 mit den Alliierten abgeschlossenen Vertrag zum Schutz von Minderheiten (deutsche, österreichische, russische, ungarische sowie jüdische Menschen).

1935, 12. Mai
Piłsudski stirbt. Seine Nachfolger schlagen innenpolitisch einen unverhüllten Rechtskurs ein.

1938, 30. September
Münchener Abkommen: Die Besetzung des Sudetenlandes durch NS-Deutschland wird faktisch von England und Frankreich faktisch hingenommen. Polen erhält das Olsa-Gebiet (poln. Śląsk Zaolziański).

1938, Ende Oktober
Die Gestapo nimmt 17.000 in Deutschland lebende polnische Juden und Jüdinnen fest und schiebt sie in polnische Grenzorte ab wie z.B. Zbąszyń (dt. Bentschen).

1938, 24. Oktober
Hitler fordert von Polen die Rückgliederung Danzigs an das Deutsche Reich und eine exterritoriale Straßen- und Eisenbahnverbindung durch den „Korridor“ nach Ostpreußen. Dies wird von Polen abgelehnt. Die Forderungen werden immer drängender.

1939, 31. März
Großbritannien und Frankreich erklären, Polen im Verteidigungsfall militärisch zu unterstützen.

1939, 23. August
Hitler-Stalin-Pakt“: Der deutsche Außenminister Ribbentrop und der sowjetische Außenminister Molotow unterzeichnen einen Nichtangriffspakt. In einem geheimen Zusatzprotokoll verständigen sie sich über die jeweiligen Interessensphären in Polen.

1939, 1. September
Die SS täuscht am 31. August einen polnischen Angriff auf den Sender Gleiwitz vor. Die deutsche Wehrmacht marschiert ohne Kriegserklärung in Polen ein und löst damit den 2. Weltkrieg aus. Die Art der Kriegsführung kommt einem „Auftakt zum Vernichtungskrieg“ gleich. Bis April 1940 werden über 60.000 Polen getötet.

1939, 3. September
Hitler missachtet das Ultimatum Frankreichs und Englands, sich aus Polen zurückzuziehen. Daraufhin erklären beide Staaten Deutschland den Krieg, werden jedoch militärisch nicht tätig.

1939, 17. September
Die Rote Armee marschiert in Ostpolen (vgl. Kresy) ein und besetzt die im Hitler-Stalin-Pakt bezeichneten Gebiete.

1939, 17. - 20. September
In Frankreich wird eine polnische Exilregierung berufen. Am 30. September ernennt der Exilpräsident W. Raczkiewicz General W. Sikorski zum Premierminister, der die rechtliche Kontinuität des polnischen Staates betont. Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 flieht die Exilregierung nach London.

1939, 28. September
Warschau kapituliert. Am Tag darauf werden im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag die deutschen und sowjetischen Einflusssphären in Polen angepasst sowie die Demarkationslinien präzisiert. In den Augen der Besatzer hört der polnische Staat auf zu existieren.

1939, 6. Oktober
Nach dem schnellen Vorstoß der deutschen Truppen, dem Einfall der Roten Armee in Ostpolen und dem Ausbleiben der militärischen Unterstützung Englands und Frankreichs kapitulieren die letzten polnischen Militärverbände am 5. Oktober. Isolierte Gruppierungen der polnischen Armee werden bis zum 6. Oktober besiegt. Mit der Schlacht bei Kock endet der Krieg.

1939, 19. - 23. Oktober
Hermann Göring erlässt Maßnahmen zur wirtschaftlichen Ausbeutung Polens (u.a. Rohstoffe, Maschinen, Grund und Boden, Gold, Kunstbesitz), Betriebe und Banken werden an Treuhänder übertragen.
1939, 26. Oktober
Die westpolnischen Gebiete Posen incl. der Industriestadt Łódź und Umgebung, Danzig-Westpreußen und Ostoberschlesien werden als „Eingegliederte Gebiete“ vom Deutschen Reich annektiert. In der Mitte Polens wird das „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“ mit zunächst vier Distrikten als „Nebenland des Deutschen Reiches“ errichtet. Generalgouverneur wird Hans Frank mit Sitz in Krakau.

1939, 6. November
Im Rahmen der „Sonderaktion Krakau“ verhaftet deutsche Polizei 183 Hochschullehrer und deportiert 168 von ihnen in das KZ Sachsenhausen.

1939, Dezember
Im „Sonderfahndungsbuch Polen“ sind über 61.000 Angehörige der polnischen Intelligenz verzeichnet, die verhaftet oder ermordet werden sollen. In den ersten vier Monaten werden mehrere 10.000 Menschen von den Deutschen erschossen.

1939, Dezember
Zwangsumsiedlung von 87.000 Polen aus dem annektierten „Reichsgau Wartheland“ in das Generalgouvernement.

1940, Januar
Zwangsarbeiter*innen für die deutsche Wirtschaft werden zunehmend unter Polizeischutz rekrutiert.

1940, 8. Februar
Errichtung des Ghettos Litzmannstadt (dt. Umbenennung von Łódź), in dem seit der Abriegelung im Mai 160.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingeschlossen werden und arbeiten müssen; ab Oktober 1941 auch jüdische Menschen aus anderen Ländern. Bis 1944 werden die meisten in den Vernichtungslagern ermordet.

1940, 1. April
Errichtung der „Umwandererzentralstelle Posen“ durch den Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich. Sie soll Polen und Juden insbesondere aus den annektierten Gebieten Danzig-Westpreußen und Wartheland in das Generalgouvernement „aussiedeln“, d.h. enteignen und deportieren.

1940, April
Auf dem Gelände einer polnischen Vorkriegskaserne am Stadtrand von Auschwitz (poln.: Oświęcim) beginnt die SS mit der Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz.

1940, 15. Mai - 15. Juli
Im Rahmen der „Außerordentlichen Befriedungsaktion“ (AB-Aktion) werden im Generalgouvernement durch die deutsche Sicherheitspolizei (Sipo) etwa 3500 Personen (z.B. Priester, Lehrer und Offiziere, politische Funktionäre) verhaftet und ermordet. Ziel ist es, jeglichen Widerstand gegen die deutsche Besatzung im Keim zu ersticken.

1940, 14. Juni
Der erste Deportationszug mit 728 polnischen politischen Gefangenen aus Tarnów trifft im KZ Auschwitz ein. Die Gefangenen müssen die vorhandenen Gebäude auf dem Lagergelände ausbauen und neue errichten.

1940, 2. Oktober
Beginn der „Aussiedlung“ der 300.000 jüdischen Einwohner/innen Warschaus in ein Gebiet westlich des Zentrums. In diesem überfüllten „Jüdischen Wohnbezirk“ wird auf Befehl der Deutschen das Warschauer Ghetto errichtet. Mitte November wird die 3,1 qkm große Fläche mit einer 18 km langen und 3 Meter hohen Mauer abgeriegelt. Die Tore werden von SS-Männern bewacht.

1940, Dezember
Im Generalgouvernement wird als zivile Säule des polnischen „Untergrundstaates“ die Regierungsdelegatur der Republik Polen tätig. Sie entwickelt eine reduzierte Form parlamentarischen Lebens im Untergrund.

1941, 4. März
Die Verordnung über die Deutsche Volksliste soll die Gemanisierungspolitik in den annektierten Gebieten systematisieren. Sie teilt die als „eindeutschungsfähig“ angesehenen Volksdeutschen in vier Gruppen mit unterschiedlichen Rechten und Lebensmittelrationen ein.

1941, 22. Juni
Deutscher Überfall auf die Sowjetunion. Das seit 1939 sowjetisch besetzte Ostgalizien mit Lwów/Lemberg (heute: westl. Ukraine) wird als „Distrikt Galizien“ Teil des Generalgouvernements.

1941, 27. Juni
Die deutschen Besatzer zünden die Große Synagoge in Białystok an, über 700 Jüdinnen und Juden verbrennen. Insgesamt werden an diesem Tag 2.000 bis 2.200 Juden in Białystok ermordet.

1941, 5. - 7. Oktober
Aktion zur Zerschlagung der katholischen Kirche im Warthegau, über 540 Priester werden verhaftet.

1941, 4. Dezember
Das Reich erlässt die „Verordnung über die Strafrechtspflege gegen Polen und Juden in den eingegliederten Ostgebieten“. Polen und Juden werden fast rechtlos gestellt.

1941, 8. Dezember
Auf Initiative des Gauleiters Arthur Greiser werden erstmals Juden aus dem Warthegau und dem Ghetto Litzmannstadt im Vernichtungslager Kulmhof ermordet. Die Opfer werden in umgebauten Lastkraftwagen durch Auspuffgase erstickt.

1942, Februar
Bildung der Armia Krajowa (AK – Heimatarmee), sie umfasst alle der polnischen Exilregierung unterstehenden militärischen Kräfte. Bis 1944 zählt die AK 250.000 bis 350.000 Freiwillige, die aus verschiedenen Widerstandsgruppen kommen.

1942, ab März
Die Ermordung der Juden im Generalgouvernement unter der Tarnbezeichnung „Aktion Reinhardt“ beginnt: im März in Belzec, im April folgt Sobibor und im Juli Treblinka. Allein in Treblinka werden bis August 1943 mehr als 700.000 Jüdinnen und Juden in Gaskammern ermordet, die meisten aus den Ghettos von Warschau und Białystok. Auch im Konzentrationslager Majdanek bei Lublin werden im Herbst 1942 Gaskammern errichtet.

1942, März
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in der Nähe des KZ Auschwitz I wird in Betrieb genommen. Die meisten der nach Auschwitz deportierten Juden aus den deutsch besetzten Ländern Europas sowie Sinti und Roma werden nach der Ankunft in Gaskammern ermordet. Etwa 25 % bis 30% werden zur Sklavenarbeit im Stammlager oder in den Außenlagern bestimmt. Bis zur Befreiung des Lagers durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 sterben in Auschwitz etwa 1,1 Mio. Menschen, davon 90% Juden.

1942, Mai
Die Volksgarde (Gwardia Ludowa) entsteht als erster Kampfbund der Polnischen Arbeiterpartei. Am 1. Januar 1944, nach dem Anschluss einiger Abteilungen der Bauernbataillone und der sozialistischen Kampfbünde, wird die Volksgarde in die Volksarmee (Armia Ludowa) umgewandelt.

1942, 22. Juli
Das Warschauer Ghetto wird Schritt für Schritt aufgelöst, über 300.000 Ghettobewohner/innen werden bis Ende 1942 in den Vernichtungslagern ermordet, die meisten in Treblinka; etwa 40.000 bleiben noch im Ghetto.

1942, 28. November
Nach einem Erlass Himmlers vom 12. November beginnt südlich von Lublin, in der Region Zamość, eine brutale Aussiedlung der polnischen Bevölkerung. Damit soll die geplante Germanisierung vorangetrieben werden. In dieser Gegend mit ihrem fruchtbaren Boden soll das „erste deutsche Siedlungsgebiet“ im Generalgouvernement entstehen.

1943, 19. April
Im Warschauer Ghetto-Aufstand kämpfen jüdische Ghettobewohner*innen gegen die Deportationen. Nach der Zerschlagung des Aufstandes am 16. Mai wird die Große Synagoge auf deutschen Befehl gesprengt. Während der Kämpfe sterben etwa 12.000 jüdische Menschen, 37.000 werden nach dem Kampf erschossen oder in Vernichtungslager deportiert.

1943, 14. Oktober
Häftlingsaufstand im Vernichtungslager Sobibor: Über 300 Insassen gelingt die Flucht aus dem Lager. Viele werden auf der Flucht ermordet. Ungefähr 50 erleben das Ende des 2. Weltkrieg.

1944, ab Februar
„Aktion Burza“ der AK: Kämpfe, teilweise zusammen mit der Roten Armee, gegen Wehrmachtseinheiten u.a. in Kowel, Wilna und Lwów/Lemberg.

1944, 22. Juli
Im befreiten Lublin wird das sowjetisch gestützte „Polnische Komitee der Nationalen Befreiung“ (Lubliner Komitee) gegründet. „Londoner“ und „Lubliner“ Regierung können sich über die Nachkriegs-Herrschaft in Polen nicht einigen.

Westverschiebung Polens, Quelle: wikipedia

1944, 1. August
Beginn des Warschauer Aufstands. Etwa 45.000 Kämpfer der AK erheben sich gegen die Besatzer. Der Aufstand zählt zur größten Erhebung gegen das Nazi-Regime in Ostmitteleuropa.

1944, 2. OktoberEnde des Warschauer Aufstands. Er fordert 180.000 zivile Opfer, über 20.000 Kämpfer verlieren ihr Leben. Ungefähr 17.000 Aufständische geraten in Gefangenschaft. Große Teile Warschaus werden infolge der Kämpfe zerstört.

1945, 17. Januar
Einmarsch der sowjetischen Armee in Warschau. Die Provisorische Regierung Polens übernimmt die Kontrolle über weitere polnische Gebiete.

1945, 27. Januar
Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee.

1945, 8. Mai
Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht, Ende des 2. Weltkriegs.

1945 „Westverschiebung Polens“
Durch Beschluss der alliierten Siegermächte fallen die polnischen Ostgebiete (heute: westliche Teile von Belarus und Ukraine sowie die Region um Wilna/Litauen) an die Sowjetunion bzw. Litauen, Polen erhält „als Ausgleich“ die deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße und einen Teil von Ostpreußen.

1989
Nach den Parlamentswahlen im Juni 1989 entsteht am 29. Dezember 1989 die Dritte Republik Polen (poln.: III Rzeczpospolita).