Region Westmakedonien / Regionalbezirk Kozani
Der Ort
Das an den westlichen Ausläufern des Vermio-Gebirges liegende Mesovouno (auch: Messovouno, Messovuno und Mesovouni) gehört zur Gemeinde Eordaia und hat 407 Einwohner/innen (Stand 2011).
Seit dem Jahr 1998 gehört Mesovouno zu den Märtyrerorten Griechenlands (gem. Präsidialdekret 399/1998).
Erreicht wird der 20 km nordöstlich von Ptolemaida und 40 km südwestlich von Edessa liegende Ort von Süden kommend über die auch „Egnatia Odos“ genannte, Adria und Bosporus verbindende Autobahn A2, von der auf die E65 in Richtung Ptolemaida abgebogen wird; bei der Ausfahrt Ptolemaida Ost wird auf die Landstraße nach Komnina/ Mesovouno abgezweigt. (Folgt man der Straße weiter, wird nach 6 km Pyrgi erreicht.)
Die Ereignisse
Massaker am 23. Oktober 1941
Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Griechenland wurde die Bevölkerung des in der deutschen Besatzungszone liegenden Dorfes Mesovouno mehrmals Opfer deutscher Kriegsverbrechen. Erstmals wurde das Dorf am 23. Oktober 1941 Ziel einer „Vergeltungsaktion" für einen angeblich kommunistisch initiierten Aufstand, als 142 Jungen und Männer zwischen 16 und 60 Jahren durch Wehrmachtssoldaten des 2. Bataillons des 433. Infanterieregiments der 164. Infanteriedivision unter der Führung von Major Ludwig Gümbel zusammengetrieben und erschossen wurden (Fortiadis et al. S. 43). Das Dorf wurde bis auf die Kirche völlig zerstört, die Frauen und Kinder in weit entfernte Ortschaften „umgesiedelt" .
Massaker am 23. April 1944
Ein zweites Massaker begingen deutsche Truppen drei Jahre später in und um Mesovouno - von den Bewohnern provisorisch wieder aufgebaut - am 23. April 1944 im Rahmen des Unternehmens „Maigewitter" auf vermeintliche Stützpunkte der ELAS-Partisanen: Einheiten des unter dem Kommando von SS-Standartenführer Kar1 Schümers stehenden 7. SS-Polizei-Panzer-Grenadier-Regiments (4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division) brachten hierbei 95 Menschen um (Fortiadis et al. S. 92).
Gedenken
Am Ortseingang weist ein Hinweisschild grob in Richtung der Gedenkstätte für die Opfer der Massaker, die sich an einer scharf rechts von der Hauptstraße abknickenden Straße befindet.
Der in Delmenhorst ansässige deutsch-griechische Kulturverein Dialogos hat sich zur Aufgabe gemacht, die in Mesovouno und Pyrgi verübten Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Im April 2014 wurde innerhalb des Gedenkareals von Mesovouno dazu eine Erinnerungstafel aufgestellt.
Nach 1945:
Ermittlungsverfahren wegen des Massakers 1941
1972 übernahm die Staatsanwaltschaft München von der Staatsanwaltschaft Würzburg ein Ermittlungsverfahren gegen Oberst der Bundeswehr a.D. Ludwig Gümbel. In der Sache gab Gümbel zu, dass er der für diese Aktion verantwortliche Offizier war. Nach Schilderung des Sachverhalts befand der zuständige Staatsanwalt, dass „dem Beschuldigten eine strafbare Handlung nicht nachgewiesen werden [kann], denn die Hinrichtung der Bewohner des Ortes Mesovounon ist nach damals geltendem Recht als rechtmäßig zu erachten. [...] Danach gingen von den Bewohnern Mesovounon völkerrechtswidrige, gegen die deutschen Besatzungstruppen gerichtete Handlungen aus, die zu Repressalmaßnahmen gegen die Bevölkerung berechtigten. [...] Selbst wenn man die Repressalie als nicht durch das Völkerrecht gerechtfertigt ansehen wollte, wäre der Beschuldigte wegen des Befehls des Divisionskommandeurs gemäß § 47 MStGB entlastet. Jedenfalls würde es am Unrechtsbewußtsein fehlen, da eingehende Völkerrechtskenntnisse bei dem Beschuldigten nicht vorausgesetzt werden können und ein Anlaß zu Zweifeln an der Rechtmäßigkeit der Sühnemaßnahme für ihn nicht bestand. Im übrigen läge verjährter Totschlag vor, da sich weder aus den Angaben der griechischen Zeugen noch aus den glaubhaften Äußerungen des Beschuldigten irgend ein Hinweis auf das Vor1iegen der besonderen Merkmale des § 211 StGB ergibt. Aus diesem Grund konnte auch davon abgesehen werden, das Ermittlungsverfahren auf weitere Angehörige der beteiligten Einheiten zu erstrecken" (aus der Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft München, zit. nach Fortiadis et al, S. 16-20).
Ermittlungsverfahren wegen des Massakers 1944
In den 1970er-Jahren wurden zunächst bei der Staatsanwaltschaft Koblenz, dann bei der Staatsanwaltschaft München mehrere Ermittlungsverfahren u.a. gegen den meistbelasteten Führer des 2. Bataillons, Major Schlätel, geführt (Schümers war 1944 bei Arta auf eine Mine gefahren und dabei ums Leben gekommen). Sämtliche Ermittlungsverfahren wurden eingestellt.
Literatur / Medien:
Fortiadis, Kostas / Dordanos, Stratos / Michailidis, Iakovos: Unschuldige Opfer im Vermion - Pirgi und Messovouno unter der deutschen Besatzung (1941-1944), Dialogos - Griechisch-Deutscher Kulturverein Delmenhorst 2018; Kalogrias, Vaios: Makedonien 1941-1944, Okkupation Widerstand Kollaboration, Ruhpolding 2008, S. 50; en.wikipedia.org/wiki/Mesovouno_massacres; www.nwzonline.de/delmenhorst/gedenken-an-verbrechen-wachhalten_a_6,0,1745240160.html