Region Emilia-Romagna / Provinz Parma

Monumento al PartigianoDie Stadt
Der Geburtsort Arturo Toscaninis ist mit 194.417 Einwohner/innen (Stand 2016) heute eines der bedeutensten Wirtschaftszentren der norditalienischen Region Emilia-Romagna und Hauptort der Provinz Parma.
Wegen der Verdienste der Bevölkerung während des Kampfes gegen die deutsche Besatzung wurde Parma im Jahr 1947 mit der Medaglia d'Oro al Valor Militare ausgezeichnet.
Parma liegt an der Autobahn A1 von Mailand (130 km) nach Bologna (100 km).

Die Ereignisse
Widerstand gegen die deutsche Besatzung
Nach der deutschen Besetzung Italiens im September 1943 hatten die in Parma eingerückten Truppen ihren Standort in der Zitadelle (heute innerhalb der Umfassungsmauer eine öffentliche Grünanlage), Parma wurde Sitz der Militärkommandatur 1008, die Geheime Feldpolizei war in der Villa Medioli, das Gestapo-Hauptquartier im Palazzo Rolli untergebracht. Gleich nach Beginn der deutschen Okkupation formierten sich auch in Parma faschistische Kampfgruppen, die in Anknüpfung an die Mordkommandos der frühen Zwanziger Jahre erneut Jagd auf politische Gegner machten: Wie in Rom die Schlägerbande von Pietro Koch waren es in Parma Gruppen der „Banda Carità” (Klinkhammer, S, 395).

Das ehemalige Carcere di San Francesco Neben den im Hinterland aktiven Partisanen, die vorrangig entlang der für die Deutschen wichtigen Bahn- und Straßenverbindung Parma - La Spezia agierten, trugen in Parma Gruppen der SAP („Squadre d’Azione Partigiana“) und Frauenverteidigungsgruppen („gruppi di defesa della donna“, Gdd) den Widerstand gegen die deutsche Besatzung;
Immer wieder mussten sie sich wegen Spitzeln neue Aufenthaltsorte suchen. Dann wurde meistens auch der Deckname gewechselt. Die italienischen Behörden übergaben politischer Aktivitäten verdächtige Gefangene an die Gestapo. Dort wurden diese in provisorischen Zellen zusammengepfercht und gefoltert. Zeugenaussagen dokumentieren den Einsatz von
Elektroschocks an allen Körperteilen“ (La Resistenza 2003, S. 12).
Politische Gefangene, Widerstandskämpfer, Wehrdienstverweigerer und später auch Juden wurden von den deutschen Besatzern vorrangig im bereits vorher unter dem italienischen Faschismus als Gefängnis für Antifaschisten genutzten Gefängnis San Francesco inhaftiert. Dort hatten sich einige Wärter dem Widerstand angeschlossen: Sie bauten ein geheimes Netzwerk auf, bewerkstelligten, dass die Gefangenen untereinander und mit der Außenwelt kommunizieren konnten, informierten über Gefangenentransporte und vieles mehr. Von Spitzeln verraten, wurden die 3 Gefängniswärter Gennaro Capuano, Enrico Marchesano und Giuseppe Patrone am 19. August 1944 im Hof des Gefängnisses erschossen.

Gedenktafel am Palazzo del GovernatoreNachdem am 31. August 1944 Partisanen zwei berüchtigte Mitglieder der faschistischen Schwarzen Brigaden (Brigate Nere, BN) erschossen, wurden am 1. September 1944 sieben politische Gefangene, die sich in ihrem Gewahrsam befanden, zunächst bestialisch gefoltert und dann auf der zentralen Piazza Garibaldi umgebracht. Die Leichname waren so entstellt, dass die Angehörigen sie kaum identifizieren konnten.

Während der Duchkämmungsaktionen im Hinterland von Parma, u.a. dem „Unternehmen Wallenstein", bei dem zwischen 30. Juni und 7. Juli 1944 über 5.000 Mann eingesetzt wurden, um die Bergmassive zwischen Parma und La Spezia zu durchkämmen (Klinkhammer, S. 475), wurde eine Vielzahl von Menschen aus Parma umgebracht oder nach Deutschland deportiert.

Gedenktafel für die Geschwister Fano und Della PergolaJudenverfolgung
Seit dem 14. Jahrhundert waren in Parma und der Umgebung jüdische Gemeinden ansässig. Im Jahr 1938 bestand die kleine jüdische Gemeinde in Parma laut der „Judenkartei", einer aufgrund der „Rassegesetze" (siehe: Judenverfolgung in Italien) angelegten Sonderdatei, aus 134 Personen.
Wer nicht hatte fliehen können, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen, wurde im Dezember 1943 zunächst in die Konzentrationslager Salsomaggiore Terme (Männer) und Monticelli (Frauen und Kinder) verschleppt, später nach Fossoli. Am Morgen des 5. April 1944 wurden die jüdischen Bewohner/innen Parmas in verschlossene Viehwagons verfrachtet und nach Auschwitz deportiert. Aufgrund der gesammelten Informationen wird die Zahl der Opfer aus Parma auf 22 bis 24 Menschen geschätzt.
Die Synagoge (Vicolo Fratelli Cervi 4) wird heute nur noch an hohen Feiertagen genutzt.

Gedenken
Monumento al Partigiano
Auf der Piazza della Pace vor dem Palazzo Pilotta steht das 1956 errichtete Monumento al Partigiano des Bildhauers Marino Mazzacurati, der auch das Widerstandsdenkmal in Neapel geschaffen hat. Die Skulptur stellt einen mit Maschinengewehr bewaffneten Partisanen dar, zu dessen Füßen ein Anderer im Sterben liegt.

Gedenktafel am ehemaligen Gestapo.HauptquartierGedenktafel am Ex-Palazzo Rolli
Neben dem ehemaligen Palazzo Rolli an der Piazzale Risorgimento, in dem während der deutschen Besatzung die Gestapo ihren Sitz hatte, steht eine Erinnerungstafel, die all jene Menschen ehrt, die in diesen Mauern gefoltert und ermordet wurden. 

Gedenktafeln am Palazzo del Comune
In den Arkaden des Palazzo del Comune an der Piazza Garibaldi sind diverse Gedenktafeln angebracht, u.a. auch eine, die den Opfern des Frauenwiderstands gewidmet ist. 

Gedenktafel am Palazzo del Governatore
Am Eingang zum Palazzo del Governatore an der Piazza Garibaldi wird der 7 Männer gedacht, die dort am 1. September 1944 umgebracht wurden.

Gedenktafel für die 3 ermordeten Gefängniswärter Ex- Gefängnis San Francesco
Die Gebäude des ehemaligen Carcere di San Francesco werden heute von der Universität vn Parma genutzt. An der Außenmauer befindet sich eine Gedenktafel für die 3 Gefängniswärter Gennaro Capuano, Enrico Marchesano und Giuseppe Patrone, die am 19. August 1944 im Hof des Gefängnisses erschossen wurden.

Gedenktafel für die Geschwister Fano und Della Pergola
Auf einer kleinen Grünanlage in der Via Bramante wird der Kinder der Familien Della Pergola und Fano gedacht, die am Tag ihrer Ankunft, zusammen mit allen anderen Kindern des Deportationszuges, am 10. April 1944 in den Gaskammern von Auschwitz ermordet wurden.

Monumento ai Caduti di Cefalonia e Corfù
An die aus Parma stammenden Opfer der Verbrechen auf den griechischen Inseln Kefalonia und Korfu, bei denen nach dem Kriegsaustritt Italiens im September 1943 die überwältigten und gefangen genommenen italienischen Soldaten zu Hunderten einfach exekutiert wurden, wird mit einem Monument auf dem Cimitero della Villetta erinnert.

Einrichtungen:
Das Resistenza-Institut der Provinz Parma, das Istituto storico della Resistenza e dell’età contemporanea per la provincia di Parma, befindet sich in 43121 Parma, Vicolo delle Asse 5; E-Mail: [email protected], www.istitutostoricoparma.it.

Literatur / Medien:
Campanini, Stefania / Pisi, Guido: Giorgio kam nicht mehr zum Unterricht - Die Verfolgung jüdischer Menschen in Parma: von den "Rassegesetzen" 1938 bis zur Shoa, In: La resistenza. Beiträge zum Widerstand in Italien, Bd. 3, Erlangen 2006, S. 18-20; Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung: Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Saló 1943–1945. Tübingen 1993; Verein zur Förderung alternativer Medien e.V. (Hg.): Agitation, Sabotage, Attentat - GAP und SAP in italienischen Städten, In: La Resistenza, Band 3, Erlangen 2003, S. 12-13; resistenza.de/die-verfolgung-jdischer-menschen-in-parma; resistenzamappe.it/parma; it.wikipedia.org/wiki/Monumento_al_partigiano