Treblinka I

Ab Juli 1941 wurde nahe dem Dorf Małkinia Górna an der Bahnstrecke Warschau ↔ Białystok das (Straf-)Arbeitslager Treblinka (auch Treblinka I genannt; poln.: Karny obóz pracy) aufgebaut; es unterstand dem SS- und Polizeiführer von Warschau, Arpad Winand. Vom Bahnhof Treblinka führte eine Stichbahn zum Arbeitslager. Lagerkommandant war SS-Sturmbannführer Theodor van Eupen, zur Lagermannschaft gehörten fast 100 Wachmänner (SS und Trawniki). Das  Lager war von Stacheldrahtzaun und Wachttürmen umgeben. 

 

Gefangene

Zuerst wurden vorwiegend Polen aus Warschau und Umgebung inhaftiert, die „gegen ein von einer deutschen Behörde des Generalgouvernements erlassenes Verbot oder Gebot“ verstoßen hatten; die waren schwammig formuliert (vgl. z.B. Nichteinhalten der Ausgangssperre; fristlose Kündigung ohne Grund; Schaffner, die Menschen ohne Fahrkarte mitfahren ließen; Familienangehörige von Personen, die Juden oder sowjetische Kriegsgefangene versteckt hatten; Opfer von Straßenrazzien;  oder einfach, wenn man Arbeitskräfte brauchte. Später wurden zunehmend Juden eingeliefert. Meist waren um die 1.000 Häftlinge im Lager, insgesamt waren es 20.000.


Zwangsarbeit
Die meisten wurden in der Kiesgrube, am Bahnhof Malkinia, bei der Trockenlegung von Sümpfen, Frauen bei landwirtschaftlichen Arbeiten eingesetzt. Sie mussten auch beim Aufbau und dem Betrieb des Vernichtungslagers Treblinka helfen. Als ab April 1943 die Leichen der im Vernichtungslager ermordeten Juden verbrannt wurden, mussten Häftlinge  die Asche auf der etwa 2-3 km langen Straße zwischen den Lagern verstreuen (daher ihr Name „schwarze Straße“ (czarna droga).


Aussage des zwangsverpflichteten Bauern Kasimir S. vom Herbst 1944: „Mit meinem Fuhrwerk musste ich Asche abfahren aus den Öfen, in denen die Menschen verbrannt wurden. Diese Asche wurde an den Lagerzaun herangefahren und dort ausgeschüttet. Die  arbeitsverpflichteten Bauern … luden diese Asche in ihre Fuhrwerke und brachten sie auf die Chaussee. Wir wussten natürlich, dass wir Leichenasche auf die Straße schütteten. Davon sprachen auch die 12- und 15-jährigen Jungen, welche die Asche von den Wagen warfen.

Ich habe während eines Jahres, von April 1943 bis zum Mai 1944, Asche gefahren und verstreut. Das (Vernichtungs-)Lager wurde im September 1943 geschlossen. Um aber die Spuren des Verbrechens zu vertuschen, musste ich fast ein Jahr, bis Mai 1944, Berge von Schlacke und Asche auf die Chaussee hinausfahren und verstreuen – von den verbrannten Menschen. Die Asche kam auf die befestigte Chaussee, die die Lager Nr. 1 und Nr. 2 verband. Danach wurden eiserne Rollen darüber gezogen zur Befestigung. Große Stücke Schlacke, wo menschliche Knochen noch erkennbar waren, wurden dann vergraben. …. Es fanden sich Goldzähne, goldene Münzen, Brillanten, die die Wachleute beim Scharren in der Asche fanden und sich aneigneten.“
Ende der 1990er Jahre kam das Labor für Denkmaluntersuchungen der Universität Torún zu dem Ergebnis, dass keine organischen Reste im Belag der „schwarzen Straße“ gefunden wurden (Quelle: Archiv Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V., Kassel) .

Etwa die Hälfte der Häftlinge starb an Krankheiten, der anstrengenden Arbeit, Unterernährung oder Misshandlungen. Als die Rote Armee im Juni 1944 näherkam, gab die SS das Lager auf.


Denkmal ‚Todesmauer‘; Foto: Adrian Grycuk, pl.wikipediaTötungen, Hinrichtungen
Einige Wärter verübten Gewalttaten, z.B. bei Verstößen gegen die Lagerordnung, Kranke und Arbeitsunfähige wurden erschossen, im Herbst 1942 fast alle Typhuskranken; viele kranke jüdische Häftlinge wurden ins Vernichtungslager gebracht und dort ermordet.
Im März 1942 wurden etwa 100 Gefangene der Warschauer Gestapo-Gefängnisse Pawiak und al. Szucha von den Deutschen im Maliszewski-Wald erschossen (einige Gräber sind durch ein Kreuz und Blumen erkennbar); in der Nähe wurden außerdem über 500 von einem deutschen Sondergericht im Warschauer Ghetto zum Tode Verurteilte erschossen.

 

Gedenken

Fundamente einzelner Bauten sowie ein Friedhof mit Einzelgräbern sind zu erkennen, neuerdings geben Informationstafeln nähere Hinweise. Nahe dem Monument des Mordlagers steht ein Wegweiser zum Arbeitslager /Karny obóz pracy.

Denkmal Sinti und Roma; Foto: Adrian Grycuk, pl.wikipediaZur gleichen Zeit wie das Monument („Mausoleum“) des Mordlagers wurde im ehemaligen Arbeitslager die aus ungleichmäßigen, rötlichen Quadern bestehende „Todesmauer“ („sciana smierci“) geschaffen; sie erinnert an tausende durch Hunger, Misshandlungen und Gewalt ums Leben gebrachten ‚Arbeitshäftlinge“. Das Mahnmal daneben gedenkt der Sinti und Roma, die im Arbeitslager ausgebeutet und zugrunde gerichtet wurden (pomnik zamordowanych Romów i Sinti).

 

Literatur/Medien

https://muzeumtreblinka.eu/en/informacje/treblinka-i/
https://pl.wikipedia.org/wiki/Karny_ob%C3%B3z_pracy_w_Treblince
http://www.deathcamps.org/treblinka/labourcamp_de.html  

https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitslager_Treblinka

https://sztetl.org.pl/en/file/103037

 

(Uhh – Ffm 2016/2021)