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Avion (Pas-de-Calais)

Region Hauts-de-France/Nord - Pas-de-Calais, Departement Pas-de-Calais

Cité des Cheminots; Quelle: Le Lensois NormandDer Ort
Stadt von 17870 Einwohner/innen. 1988 wurde der Kohleabbau eingestellt; z.Zt. wird noch Grubengas gefördert. Mit dem Auto von Arras 16 km (N 17).

Die Ereignisse
Wegen der steigenden Zahl von Bergleuten und der Kohleförderung wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Bergarbeitersiedlungen ('corons'), ein großer Bahnhof mit Werkstatt und eine Eisenbahnersiedlung '(Cité des Cheminots') gebaut, im 1. Weltkrieg zerstört und wieder aufgebaut.

Résistance
Im Winter 1940/41 gab es erste Sabotagen an Bahnanlagen, über die Wehrmachttransporte gingen. Im Januar 1941 protestierten 1300 Hausfrauen vor dem Rathaus gegen die schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und Brennmaterial. Die Belegschaften der drei Schachtanlagen beteiligten sich aktiv am Bergarbeiterstreik 1941 in Nordfrankreich. Nach der harten Reaktion der Unternehmen und Sicherheitsorgane folgte eine Serie von Sabotagen und Anschlägen auf Bahnmaterial und deutsche Einrichtungen, die der deutschen Kriegswirtschaft z.T. empfindliche Schläge versetzen konnte.

Denkmal Bergarbeiterstreik Gedenktafel A. Bekaert in Arras Denkmal Eisenbahner-Widerstand

Der Repression durch Wehrmacht sowie frz. Polizei und Gendarmerie fielen 59 Einwohner/innen zum Opfer, die meisten Mitglieder der FTP und KPF, viele waren polnische Einwanderer. Einer der ersten war der aus Belgien stammende Albert Bekaert, der im August 1941 in der Zitadelle von Arras erschossen wurde.

Razzia und Deportation von Juden
Nach vielen Diskriminierungen aufgrund antisemitischer Gesetze und Requisitionen für Baustellen der Organisation Todt (vgl. Atlantikwall) verhafteten deutsche Feldgendarmen mit Hilfe frz. Polizei bei der Razzia vom 11. September 1942 (dem jüdischen Neujahrsfest) 21 jüdische Männer, Frauen und Kinder, das jüngste war 1 ½ Jahre. Sie wurden vom Bahnhof Lille-Saint-Sauveur über Malines/Mechelen (Belgien) in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, keine/r kam zurück.

Denkmal KZ-Opfer Totendenkmal Gedenkstein Bombenopfer

Gedenken
Das Denkmal des Bergarbeiterstreiks trägt die Inschrift: „Mut und Hoffnung! Ehre den Bergleuten! Patriotischer Streik Mai-Juni 1941“ (35 Rue de la Bastille, gegenüber in kleinem Park).
Der Widerstand der Eisenbahner wird symbolisiert durch eine Sabotage an Schienen (aufgebogen in die Form einer Flamme, dazwischen Schwellen). Das Denkmal ist den „Eisenbahner-Résistants während der deutschen Besatzung“ gewidmet (Place des martyrs de la Résistance, in der Eisenbahnersiedlung).
Das Totendenkmal führt auf besonderen Tafeln die Namen der 33 in Internierungs- oder Konzentrationslagern Umgekommenen sowie der 26 als FTP- oder FFI-Angehörige oder als Geisel Erschossenen. Eine - schwer leserliche – Tafel am Fuß des Denkmals ehrt die etwa 20 „von den deutschen Nazis massakrierten oder erschossenen Polen“ (in polnisch und französisch) (Place des Anciens Combattants).
Eine Stele ehrt die Opfer der Konzentrationslager. Am Fuß erkennt man ein Stück der gestreiften Häftlingskleidung mit dem roten Winkel der politischen und NN-Deportierten (4 Rue Vaillant-Couturier, nahe Friedhof).
Ein Gedenkstein erinnert an 251 Einwohner/innen, Opfer alliierter Bomben, die eigentlich das Eisenbahndepot und den Bahnhof  treffen sollten (auf dem Friedhof, 9 Rue de la Piscine). 

Literatur/Medien
Dejonghe, Étienne/Le Maner, Yves: Le Nord – Pas-de-Calais dans la main allemande 1940-1944, Lille 1999, S. 252ff.
http://memoiresdepierre.pagesperso-orange.fr/alphabetnew/a/avion.html
http://memoiresdepierre.pagesperso-orange.fr/alphabetnew/a/avionlistedeportejuifs.html
http://lelensoisnormand.unblog.fr/2010/03/11/la-cite-des-cheminots/ 
https://fr.wikipedia.org/wiki/Avion_(Pas-de-Calais)