Bezirk Kaunas

Gedenkstätte Girkalnis

Der Ort
Girkalnis ist eine Gemeinde in der Kreisgemeinde Raseiniai mit ca. 1000 Einwohnern (2001) und Zentrum des Amtsbezirks Girkalnis. Sie liegt an der An1, ca. 50 km nordwestlich von Kaunas in Richtung Klaipeda, ca. 10 km vor Raseiniai, von der Ausfahrt Girkalnis aus auf der Straße Nr. 3518.

Das Ereignis
Bereits in den ersten Tagen des Überfalls deutscher Truppen am 22. Juni 1941 übernahmen "Weißarmbinder" die Kontrolle über Girkalnis und begannen mit der Verfolgung, Demütigung und Ermordung jüdischer und kommunistischer Einwohner. Am 7. (oder 8.) Juli wurden laut Jäger-Bericht sechs kommunistische Funktionäre erschossen. Die Juden wurden zusammen getrieben und in drei Häusern eingesperrt, gefoltert und fast ausgehungert.

Am 21. August 1941 trafen litauische „Weißarmbinder" aus Raseiniai in Girkalnis ein, trieben unter Mithilfe der örtlichen Polizei 128 jüdische Männer, Frauen und Kinder auf zwei Lastwagen und ermordeten sie in der Nähe des Ortes Kurpiškė im Wald von Kadagynė. An dem Massaker waren mehr als 30 Polizisten und "Weißarmbinder" unter dem Kommando des Chefs der Distriktpolizei, Stasys Lukminas, beteiligt. Wenige Tage später erlitt am selben Ort eine große Zahl von Juden aus Betygala und Raseiniai das gleiche Schicksal. Einige litauische Bauern der Umgebung, die Juden versteckt hatten, wurden verhaftet. Es gab aber auch hilfsbereite Litauer wie die Bauernfamilie Jaroslavas Rakevicius aus der Nähe von Raseiniei, die 20 jüdischen Familien aus dem Ghetto in Kaunas auf ihrer Flucht half.

Gedenkstein

Nach sowjetischen Quellen wurde nach dem Krieg in der Nähe von Kurpiškė ein Massengrab mit ca. 1600 bis 1650 Opfern gefunden. Es ist davon auszugehen, dass sich darunter auch die ermordeten Juden von Girkalis befanden. 

Gedenken
Am südlichen Ortsausgang von Girkalis nimmt man links die Abzweigung nach Parmedžiava (6 km). Man fährt eine Schotterstraße ca. 2,5 km bergauf bis zu einem schwarzen Markstein (250 m) und folgt diesem im spitzen Winkel rechts in den Wald bis zu einem Gedenkstein mit der Inschrift in Jiddisch und Litauisch: „Hier wurde im August 1941 das Blut von ungefähr 1650 Juden – Kinder, Frauen und Männern vergossen, brutal ermordet von Hitlers Exekutoren und ihren örtlichen Helfern. Möge ihr Blut geheiligt bleiben.“
GPS 55.29700139 23.21861306 / 55°17.8201'N 23°13.1168'E

Literatur / Medien
Lithuanian Holocaust Atlas (2011) S. 69; Dieckmann 2011, Bd. 2, S. 801, 1326; Wette: Karl Jäger, 2011, Bl. 1
http://www.holocaustatlas.lt/EN/#a_atlas/search//page//item/147/
http://www.jewishgen.org/yizkor/pinkas_lita/lit_00191b.html