Hauptort: Metz
Einführung
Das Departement im Nordosten Frankreichs hat 2,4 Mio Einwohner/innen (1936: 1,86 Mio.). Es war im 19. und 20. Jahrhundert ein Zentrum des lothringischen Kohle- und Erzbergbaus und der Stahlindustrie. Alle Gruben sind geschlossen, der letzte Hochofen wurde 2013 ausgeblasen, es gibt aber noch Metall- und andere Industrie.
Die heutigen Grenzen erhielt das 'Moselgebiet' 1871 durch den deutsch-französischen Friedensvertrag. Das Reich beanspruchte die deutschsprachigen Gebiete (einschließlich der Kreise Château-Salins und Sarrebourg im damaligen Departement Meurthe), wollte sich aber auch Teile der Erzgruben und Stahlindustrie im französischsprachigen Pays Messin (um Hagondange) sichern; das Erzbecken um Briey dagegen wurde dem geschaffenen Departement Meurthe-et-Moselle zugeschlagen und blieb französisch. 1918 (und 1945) wurden die Departementsgrenzen beibehalten.
Bei Kriegsbeginn im September 1939 wurden die Einwohner/innen aus grenznahen Gemeinden nach Südfrankreich evakuiert, tausende flohen vor den im Mai/Juni 1940 heranrückenden deutschen Truppen (vgl. Artikel 'Exode'). Vielen von ihnen verwehrten die Deutschen die Rückkehr in ihre Dörfer und Städte.
Annexion, Germanisierung, Nazifizierung
Das Moselgebiet wurde im Sommer 1940 faktisch von Nazideutschland annektiert und so behandelt, als ob es Teil des „Großdeutschen Reichs“ sei. NS-Gauleiter Josef Bürckel wurde „Chef der Zivilverwaltung (CdZ)“ und Leiter des mit Saar und Pfalz zusammengelegten NSDAP-Gaus ‚Westmark‘. Die Verwaltungsspitzen wurden mit Deutschen besetzt, SiPo/SD/Gestapo als Polizeiorgane installiert, ein deutsches Sondergericht in Metz errichtet, einige Gemeinden zu Groß-Städten zusammengelegt (z.B. Hagondange, Moyeuvre-Grande), Forbach Stadtteil von Saarbrücken. Innerhalb von 10 Jahren sollte das Moselgebiet germanisiert und nazifiziert sein. Die französischen Namen wurden eingedeutscht, deutsch als Amts- und Unterrichtssprache vorgeschrieben, Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel verbindlich, 1941 der Reichsarbeitsdienst und im August 1942 die Wehrpflicht in der deutschen Wehrmacht eingeführt. Letztlich wurden 30000 junge Männer (und später auch Frauen) gegen ihren Willen („Malgré-nous“) zwangsrekrutiert und vor allem an der Ostfront eingesetzt, etwa 8000 starben im Krieg oder Gefangenschaft, rund 7000 hatten sich dem entzogen oder waren desertiert (vgl. Denkmäler in Amnéville, Forbach, Montigny-lès-Metz).
Gauleiter Bürckel betrieb eine Bevölkerungspolitik teils nach völkischen Gesichtspunkten („ethnische Säuberung“), teils nach der politischen Gesinnung. Im Herbst 1940 wurden die verbliebenen Juden nach Südfrankreich transportiert und dort in Lagern wie Gurs interniert; die meisten wurden anschließend in die Vernichtungslager deportiert, wo fast alle ums Leben kamen, allein aus Metz über 1500. Ab November 1940 wurden etwa 100000 missliebige „Frankophone“ („Französlinge“ in der NS-Sprache) nach Vichy-Frankreich ausgewiesen. Die Familien von 10000 Menschen, die Ende 1942 ein Bekenntnis zur „Deutschen Volksgemeinschaft“ abgelehnt hatten, wurden als „nicht eindeutschungsfähig“ in Arbeitslager in Polen und Tschechien „umgesiedelt“ = deportiert. Auf die durch die Ausweisungen freiwerdenden Bauernhöfe setzte die Landbewirtschaftungsgesellschaft Ostland (später: Reichsland) Bauern aus der Pfalz und dem Saarland oder Volksdeutsche aus Südosteuropa ein. Kohle- und Erzgruben sowie Stahlunternehmen wurden beschlagnahmt und an die Ruhr- und Saarkonzerne vergeben. Mehrere Hunderttausend Kriegsgefangene (meist Sowjetbürger, Jugoslawen, Polen, später Italiener) wurden in Lagern eingesperrt, z.T. unmittelbar neben den Betrieben (z.B. Forbach, Creutzwald, Boulay-Moselle, Moyeuvre-Grand, Hagondange), und in den Gruben und Industriebetrieben ausgebeutet. Zusätzlich wurden tausende von (zivilen) Zwangsarbeiter/innen, vor allem aus der Sowjetunion und Polen, eingesetzt, 1942/43 waren 1/3 und mehr der Belegschaften Zwangsarbeiter/innen.