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Palmiry

Palmiry

Der Ort

Dorf der gmina Czosnów, 370 Einwohner*innen. In den nahen Kampinos-Wäldern erschossen die ns-deutschen Besatzer 1939-1941 zahlreiche Polen*innen, u.a. Angehörige der polnischen Intelligenz. Von Warschau zum Museum-Memorial Palmiry ca. 27 km (Wislostrada und DK 7), mit ÖPVN ca. 1 ¾ Stunde.

Palmiry, Frauen werden zum Erschießungsort geführt; Quelle: wikimedia commons Palmiry, Leere LKW auf dem Rückweg von Massenerschießung; Quelle: en. wikipedia, gemeinfrei

Geschichte

Der Ort Palmiry liegt in den Kampinos-Wäldern (oder Puszcza Kampinoszka / Kampinos-Heide), einem weitläufigen Gebiet, ca. 30 km westlich von Warschau. Dort erschossen die deutschen Besatzer vom 7.12.1939 bis Juli 1941 heimlich 1.757 Menschen. Die Opfer, vorwiegend Angehörige der polnischen Intelligenz, waren aufgrund von Listen (vgl. Sonderfahndungsbuch Polen) oder nach Straßenrazzien festgenommen und – ohne Verfahren etc. – in das Warschauer Gestapogefängnis Pawiak gesteckt worden. Sie wurden dann meist nachts mit LKW heimlich nach Palmiry gebracht und über vorher ausgehobenen Gruben erschossen, die anschließend zugeschüttet wurden. Viele Menschen wurden Mitte 1941 in der sog. AB-Aktion („Außerordentliche Befriedungsaktion“) getötet. Ziel der Nazis war es, die polnische intellektuelle und wirtschaftliche Elite auszuschalten und ihren Einfluss auf den Widerstand gegen die Besatzer zu unterbinden.

Die Erschießungen blieben nicht geheim. Z.B. konnten einmal Frauen fotografiert werden, die zu einem Erschießungsplatz im Wald gebracht wurden (Foto s. oben). Die Aufdeckung der Exekutionen ist u.a. Förstern zu verdanken, die heimlich die Gräber markierten. Nach der Befreiung wurden die Leichen exhumiert und – zusammen mit anderen Opfern - auf einem Friedhof fünf km von Palmiry entfernt beigesetzt. Dort sind insgesamt 2.115 Ermordete aus Orten in und um Warschau begraben.

Palmiry, Friedhof ; Quelle: wikimedia commons Palmiry, Gedenktafeln; Foto: sztetl.org/pl Palmiry, Muzeum_Memorial; Foto: muzeumwarszawy.pl

Erinnerung

Auf dem Friedhof sind viele bekannte Persönlichkeiten begraben, wie z. B. Jan Pohoski, stellvertretender Bürgermeister Warschaus. Über dem Eingang steht (in deutscher Übersetzung): „Es ist leicht über Polen zu sprechen, schwieriger für Polen zu arbeiten, noch schwieriger für Polen zu sterben, am schwierigsten ist für Polen zu leiden“.

 

Im Jahre 1973 entstand neben dem Friedhof das Martyrium Museum – eine Abteilung des Warschauer Stadtgeschichte-Museums (Muzeum Historyczne miasta stołecznego Warszawy). 2011 wurde ein neues Gebäude eröffnet. Eine multimediale Ausstellung zeigt einerseits Erschießungsszenen – und regt zum anderen durch Ruhe zum Gedenken an die Verstorbenen an. Die Exponate werden in Schaukästen ausgestellt. Die Fassade des Museumsgebäudes wurde mit Stahlplatten verkleidet. Die Löcher in den Platten symbolisieren Einschusslöcher; deren Anzahl ist so groß wie die Zahl der Erschossenen.

 

Literatur/Medien

Bartoszewski, Władysław: Der Todesring um Warschau. 1939-1944, Warschau 1969, bes. S. 38-85

Kochanowski, Jerzy/Kosmala, Beate: Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg. Geschichte und Erinnerung, Potsdam/Warschau 2003, Stichwort 'Exekutionen in Polen', S. 274-276
Szarota, Tomasz: Warschau unter dem Hakenkreuz 1939-1944, Paderborn 1985

https://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/1387/Ehrenfriedhof-und-Museum-Palmiry 

https://erinnerungsorte.org/miejsca/palmiry-museum-gedenkstaette-palmiry-und-friedhof /

https://sztetl.org.pl/de/stadte/p/591-palmiry 

https://de.wikipedia.org/wiki/Gedenkst%C3%A4tte_in_Palmiry 

Fotos: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Palmiry_massacre  bzw. https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Palmiry_massacre     

 

(2022 - Uhh)