Autonome Region Aostatal

Der Ort
Das zur Gemeinde Saint-Vincent gehörende Dorf Amay liegt auf ca. 1.420 Metern Höhe an der Straße, die über den Colle di Joux nach Brusson im Val d’Ayas führt. Über die im Ortszentrum von Saint-Vincent beginnende Straße erreicht man Amay nach ca. 14 km. Zum Parco della Rimembranza folgt man der Straße noch kurz in Richtung Colle di Joux.

Das Geschehen
Partisanenfriedhof von AmayDie Region um den Colle di Joux war im Winter 1943 Rückzugsgebiet von Partisanen, u.a. der 17. Matteotti-Brigade, und Ziel diverser Aktionen der Faschisten im Rahmen der sogenannten „Bandenbekämpfung“. In Amay hielten sich auch junge Leute aus dem Umfeld der Bewegung Giustizia e Libertà auf, unter ihnen Primo Levi, Vanda Maestro und Luciana Nissim, die dort versuchten, eine eigene Einheit aufzustellen. Im Morgengrauen des 13. Dezember 1943 wurden sie von drei Hundertschaften faschistischer Miliz umstellt, verhaftet und zunächst nach Aosta gebracht. Über Fossoli erfolgte später ihre Deportation nach Auschwitz. Primo Levi und Luciana Nissim überlebten Auschwitz, Vanda Maestro wurde Ende Oktober 1944 in der Gaskammer ermordet. 

Gedenken
Parco della Rimembranza di Amay
Direkt nach Ende des Krieges wurde oberhalb von Amay ein kleiner Partisanenfriedhof für die Toten der 17. Matteotti-Brigade angelegt und in den darauffolgenden Jahren die Kapelle errichtet. Um den Beitrag der jüdischen Bevölkerung an der italienischen Resistenza zu würdigen, wurde 50 Jahre nach der Befreiung eine Gedenktafel für Primo Levi, Vanda Maestro und Luciana Nissim im Park hinter der Kapelle aufgestellt. Auf ihr steht das einleitende Gedicht „Se questo è un uomo“ („Ist das ein Mensch?“), das dem ersten Kapitel des gleichnamigen Buches von Levi vorangestellt ist. (Übersetzung in Deutsch):

Gedenktafel für Primo Levi

Ihr, die ihr gesichert lebet,
In behaglicher Wohnung;
Ihr, die ihr abends beim Heimkehren
Warme Speise findet und vertraute Gesichter:
Denket, ob dies ein Mensch sei,
Der schuftet im Schlamm,
Der Frieden nicht kennt,
Der kämpft um ein halbes Brot,
Der stirbt auf ein Ja oder Nein.
Denket, ob dies eine Frau sei,
Die kein Haar mehr hat und keinen Namen,
Die zum Erinnern keine Kraft mehr hat,
Leer die Augen und kalt ihr Schoß
Wie im Winter die Kröte.
Denket, daß solches gewesen.
Es sollen sein diese Worte in eurem Herzen.
Ihr sollt über sie sinnen, wenn ihr sitzet
In einem Hause, wenn ihr geht auf euren Wegen,
Wenn ihr euch niederlegt und wenn ihr aufsteht;
Ihr sollt sie einschärfen euren Kindern.
Oder eure Wohnstatt soll zerbrechen,
Krankheit soll euch niederringen,
Eure Kinder sollen das Antlitz von euch wenden.

Literatur / Medien:
Levi, Primo: Ist das ein Mensch? München 2010; Levi, Primo: Das periodische System, München 2010, S. 140–143; www.deportati.it/triangolorosso/1996/contributo_ebrei; www.resvallee.it/public/img/pubblicazioni/ID190A.pdf