Schriftgröße A A A

Koło

Woiwodschaft Großpolen/Wojew. Wielkopolski

Der Ort
Gemeinde mit 23.100 Einwohner/innen (2006) an der Warthe in Zentralpolen. 1939 – 1945 im annektierten Warthegau, von den Deutschen Warthbrücken genannt. Endbahnhof für die Deportationen in das Vernichtungslager Kulmhof/Chelmno nad Nerem. Zug von Lodz ca. 2 ½ Std, von Poznan 1.50 Std. Mit dem Auto von Lodz 89 km (A 2, Maut), von Poznan/Posen 133 km (A 2, Maut).

Bahnhof Koło (2020)

Die Ereignisse
Judenverfolgung, Deportation, Ermordung
In den 1930er Jahren lebten etwa 12.000 jüdische Menschen in der Stadt, Händler, Handwerker, Kleinfabrikanten (Textil). Anfang September 1939 flohen mehrere hundert Juden in Richtung Osten (Südost-Polen und Sowjetunion). Die Deutschen marschierten am 8. September ein, die Stadt wurde Teil des vom Reich annektierten Reichsgaus Wartheland/Warthegau. Einen Tag später wurden zahlreiche Juden ermordet oder zur Zwangsarbeit verpflichtet. Am 20. September zündeten die Deutschen die Große Synagoge an und erpressten Lösegeld von der Gemeinde. Im Oktober 1939 wurden alle Juden ab 14 Jahren zur Zwangsarbeit in deutschen Fabriken und bei der Polizei verpflichtet. Sie mussten eine gelbe Armbinde, später den gelben Stern tragen. Die Deutschen setzten einen ein 11-köpfigen Judenrat ein.

 Denkmal zerstörte Synagoge

Zwischen 1939 und 1943 ‚siedelten‘ die Nazis etwa 7000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Koło und den umliegenden Dörfern aus, d.h. deportierten sie in die Vernichtungslager. Anfang Dezember 1939 begann die erste Deportation, im damaligen NS-Jargon „Aussiedlung“, von Juden in das 'Generalgouvernement'. Die Deutschen trieben etwa 1.300 Juden in die kleine Synagoge. Am 10. Dezember 1940 wurden 1139 Juden nach Izbica bei Lublin verschleppt; wegen fehlender Unterkünfte wurde mehrere hundert weitergeschickt, z.B. in die Kreisstadt Kranystaw oder nach Zamość (s. Hänschen, Izbica, a.a.O., S. 169f.). Ihre Häuser 'gingen' an deutsche An-/Neusiedler. Weiter wurden 150 jüdische Familien in Ghettos von Bugaj und Nowiny Brdowskie „verbannt“; ein Teil wurde im November 1941 in ein Zwangsarbeitslager in Inowroclaw (dt. Hohensalza) , die anderen im Januar 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert.
Im Dezember 1940 wurde ein Ghetto in Koło eingerichtet. Etwa 500 Männer wurden zwischen dem 19. und 21. Juni 1941 in Arbeitslager in Umgebung von Posen gebracht; rund hundert Frauen im Augst 1941 in ein Arbeitslager in Breslau/Wrocław.

Ankunft eines Deportationszugs nach Kulmhof; Quelle: wikipedia, gemeinfrei

Deportationen nach Kulmhof/Chelmno
Deutsche Polizei trieb die verbliebenen jüdischen Einwohner*innen am 8. bis 11. Dezember 1941 zusammen. Sie waren die ersten, die nach Kulmhof/Chelmno nad Nerem deportiert wurden, wo sie im Vernichtungslager Kulmhof mit Gas getötet wurden (Näheres s. dort). Später wurden Koło und der Bahnhof Durchgangsstation für Juden aus dem Ghetto ‚Litzmannstadt‘ (Lodz) und aus dem Warthegau – auf dem Weg in das Vernichtungslager Kulmhof.

Gedenken
Gedenkstein zerstörte Synagoge von Koło
Auf der Tafel steht: „Die Große Synagoge wurde 1939 von den Nazis zerstört, die kleine Synagoge in ein „Aussiedlungs“-Zentrum umgewandelt. Zwischen 1939 und 1943 „siedelten“ die Nazis ungefähr 7000 Juden aus Koło und der Umgebung aus und deportierten sie in die Vernichtungslager. Im ewigen Gedenken“ (in einer kleinen Grünanlage, Nowy Rynek)

Friedhof, ehem. Eingang; Quelle: https://sztetl.org.pl/en/towns/k/600-kolo Friedhof, Gedenkstein; Quelle dto.

Der ehemalige Friedhof liegt in der Nähe der ul. 3 Maja.

Am 20. Januar 1945 (nach schweren Gefechten) wurde Koło von der Roten Armee befreit.

Literatur/Medien
Miron, Guy/Shulhani, Shlomit: Die Vad Vashem Enzyklopädie der Ghettos während des Holocaust, Göttingen/Jerusalem 2014, S. 322-323.
Hänschen, Steffen: Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust: Die Deportationen in den Distrikt Lublin im Frühsommer 1942, Berlin 2018.
https://sztetl.org.pl/de/stadte/k/600-kolo
https://pl.wikipedia.org/wiki/Ko%C5%82o_(miasto)
https://en.wikipedia.org/wiki/Ko%C5%82o

(Uhh – 2020)