Im Frühjahr 1942 wurden die Ghettos in den Dörfern des Bezirks Lublin nach und nach aufgelöst: Zehntausende jüdische Menschen wurden in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor deportiert und ermordet. Ein Teil der Verbliebenen wurde auf dem jüdischen Friedhof erschossen. Wer jetzt noch lebte, wurde – oft zu Fuß – nach Izbica getrieben. Tausende Juden wurden so nach Izbica verschleppt.
Ab März und Mai 1942 wurden mehrere tausend jüdische Menschen aus West- und Mitteleuropa nach Izbica verschleppt und anschließend in Belzec und Sobibor ermordet. Sie waren mit Zügen von den Bahnhöfen Breslau, Düsseldorf, Frankfurt/M., Koblenz, Nürnberg, Würzburg, Stuttgart; Wien; aus der Slowakei und Tschechien (Theresienstadt), meist mit einem Zwischenstopp in Lublin, hierher transportiert worden (näheres bei Hänschen, a.a.O., S. 264 ff.).
Am 24.3.1942 brachte ein Deportationszug fast 1000 jüdische Menschen aus Franken (u.a. Nürnberg, Fürth, Würzburg, Kitzingen, Ochsenfurt) vom Bahnhof Nürnberg-Märzfeld nach Izbica (Hänschen, a.a.O., S. 293ff.); vgl. Denkmal der fränkischen Juden, unten Abschnitt Gedenken.
Das Ziel der Deutschen, etwa gleich viele Juden nach Izbica zu verschleppen und von dort in die Mordlager zu deportieren, wurde verfehlt. Der Ort war völlig überfüllt und die Lebensbedingungen verschlechterten sich weiter. Zeitweise mussten die neu Ankommenden auf einem Feld neben der Bahnstation kampieren. Oft mussten sich bis zu zehn Familien eine Wohnung teilen. Lebensmittel waren schwer oder nur zu überhöhten Preisen zu beschaffen. Es gab kaum fließendes Wasser oder Kanalisation; die meisten Häuser waren aus Holz; die ungepflasterten Straßen verwandelten sich nach jedem Regen in schlammige Tümpel. Hinzu kamen Spannungen zwischen den einheimischen und ausländischen Juden.
Deportationen in die Vernichtungslager, Ghettoauflösung
Im Frühjahr 1942 begannen die Deportationen in die Vernichtungslager; die Menschen wurden jeweils vorher an der „Rampe“ am Rand des Bahnhofs gesammelt. Am 24. März und 10. April 1942 verließen die ersten Transporte mit jeweils etwa 2000 polnischen Juden den Bahnhof Izbica in Richtung Mordlager Belzec; nahezu alle wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft durch Gas ermordet. Vor dem Transport vom Oktober 1942 nach Belzec und Sobibor wurden mindestens 500 Juden bereits vor der Abfahrt in ihren Verstecken oder auf der Wiese vor dem Bahnhof erschossen.
Im Oktober 1942 wurde das Ghetto aufgelöst. Am 18. oder 19. Oktober, dem „schwarzen Tag von Izbica“, musste sich die jüdische Bevölkerung auf dem Marktplatz einfinden. Als der Platz in den Güterzügen nicht ausreichte, erschossen Wachleute bis zu 700 Juden.
Am 2. November wurden Alte und Kranke an Ort und Stelle erschossen, die Jungen am Bahnhof versammelt und nach Belzec deportiert. Die zurückbleibenden über 1000 Juden wurden auf Befehl des örtlichen Gestapochefs, Kurt Engels, zuerst im Kinogebäude eingesperrt. Nach einigen Tagen wurden sie gruppenweise herausgeführt, auf dem jüdischen Friedhof von Einheiten der Trawniki und des Reserve-Polizeibataillons 101 erschossen und in Massengräbern verscharrt.
Es wurde ein zweites Ghetto eingerichtet; bei dessen Auflösung Anfang April 1943 wurden etwa 800 bis 1000 Juden nach Sobibor deportiert und dort ermordet. Danach wurden die noch nutzbaren Häuser z.B. von einheimischen oder zugezogenen Polen und Volksdeutschen bewohnt. Nur 14 der tausende aus Izbica Deportierten haben die Vernichtungslager überlebt.