Region Lothringen/Lorraine, Departement Moselle
Der Ort
Kleinstadt, 5070 Einwohner/innen, an der D 954 zwischen Saarlouis/D (26 km) und Metz (30 km).
Die Ereignisse
Zahlreiche jüdische Menschen wurden im November 1940 von den Deutschen ausgewiesen und in südfranzösischen Lagern interniert, vor allem Gurs (vgl. Departement Moselle, Einführung). Dreizehn Männer, Frauen und Kinder wurden in den Todeslagern ermordet, in die sie zwischen 1942 und 1944 deportiert worden waren.
Kriegsgefangenenlager Ban Saint-Jean / Johannis-Bannberg-Bolchen
Im September 1941 ließ die deutsche Wehrmacht im nahen Ban Saint-Jean (Gebiet der Gemeinde Denting) auf einem ehemaligen französischen Militärgelände ein Kriegsgefangenenlager errichten, das Stalag XII G Johannis-Bannberg-Bolchen (Bolchen war der deutsche Name von Boulay), zunächst als Nebenlager des Stalag XII F Forbach. Bis 1944 sollten mehrere zehntausend sowjetische sowie jugoslawische, polnische und italienische Kriegsgefangene durch das Lager gehen. Sie wurden dann in kleinere, meist in unmittelbarer Nähe der Gruben und Betriebe gelegene Lager in den lothringischen Bergbau- und Stahlrevieren weiter transportiert (vgl. z.B. Auboué, Homécourt, Rombas). Dort mussten sie unter extremen Bedingungen arbeiten. Im November 1944 wurde das Lager mit den arbeitsfähigen Gefangenen von der Wehrmacht evakuiert und dann von US-Soldaten eingenommen.
Tausende sowjetische Kriegsgefangene sind im Lager umgekommen, meist infolge von Unterernährung oder Krankheit. Die Zahl der Toten ist nicht abschließend geklärt. Die frz. Regierung nennt die Zahl von 2879 – so viele Leichen wurden bei einer Grabung 1979/1980 exhumiert und dann auf dem Nationalfriedhof Noyers-Saint-Martin bei Paris bestattet. Die Zahl könnte bei etwa 20000 liegen; Indiz dafür ist, dass man bei Kriegsende von 204 Massengräbern mit jeweils 80 bis 120 Toten ausging; die Zahlen werden auch von einer Kommission der Zentralen Stelle Ludwigsburg nach einer Untersuchung vor Ort wiedergegeben (vgl. zum Ganzen G. Becker 2001, S. 101ff., 151ff.; ders. 2005, S. 95ff).
Gedenken
Die Synagoge befindet sich in der Rue du Pressoir. Der Gedenkstein auf dem israelitischen Friedhof nennt dreizehn Namen von in der Deportation gestorbenen jüdischen Menschen (Rue du Général Newinger, gegenüber dem Supermarkt).
Auf dem 'cimetière soviétique'/sowjetischen Friedhof nebenan sind sowjetische Kriegsgefangene aus dem Lager Ban Saint-Jean bestattet; die Gesamtzahl ist nicht genannt. Text auf dem dreieckigen Stein: „ossuaire soviétique“ , d.h. Massengrab sowjetischer Soldaten. Im hinteren Teil ehrt eine Stele ukrainische Kriegsgefangene, viele von ihnen sind im Feldlazarett von Boulay gestorben. Inschrift: „Hier liegen 3600 Ukrainer. Opfer des Krieges 1939-1945“
Vom Lager Ban Saint-Jean (auf dem Gebiet der Gemeinde Denting) sind nur einige Ruinen übrig geblieben. Frühere Denkmäler und Gedenkkreuze auf dem Gelände des Lagers existieren nicht mehr. Ein nach langen Debatten 2012 errichtetes Denkmal – drei Blöcke aus hellem Stein – trägt die Inschriften in französisch, russisch, ukrainisch: „Den tausenden ukrainischen und anderen sowjetischen Kriegsgefangenen, die 1941 bis 1944 in dem Stalag Ban Saint-Jean gestorben sind. Der Du vorbeikommst, erinnere Dich“ (D 25 →Boucheporn, dritter Weg links (Schild „Stèle du Ban Saint-Jean“), knapp 2 km bis zum Parkplatz links, dann Fußweg etwa 300 Meter).
Ein historisch-pädagogischer Lehrpfad entlang des Fußwegs ist geplant.
Literatur/Medien
Becker, Gabriel: Le camp du Ban Saint-Jean (Moselle), Ricrange 2005
ONAC Moselle: Les lieux de détention en Moselle annexée et dans le Gau Westmark 1940 – 1945, Metz 2007
http://www.kerfent.com/bansaintjean.htm
http://documents.irevues.inist.fr/bitstream/handle/2042/43835/CL_1989_1_11.pdf?sequence=1 (=sowj. Kriegsgefangene in Bergwerken etc.)
http://php4.arte.tv/box/deux-rives/entrer/choisissez-une-thematique/memoire/le-camp-du-souvenir/#
http://www.moosburg.org/info/stalag/stalag12fz.html