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Monte San Martino

Region Lombardei / Provinz Varese

Der Ort
Der Monte San Martino ist ein 1.087 Meter hoher Berg circa 25 km nordwestlich der Provinzhauptstadt Varese zwischen Lago Maggiore und dem Luganer See. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden am Monte San Martino nach Norden ausgerichtete Verteidigungsstellungen der sogenannten „Cadorna-Linie“ angelegt. Auf dem Gipfel stand bis zu seiner Zerstörung durch die Deutschen am 18. November 1943 das als Nationalmonument klassifizierte Oratorio di San Martino. Es wurde 1958 wieder aufgebaut.
Der Monte San Martino ist von Varese aus über die SS 394 über Cittiglio bis Cuveglio erreichbar, dort zweigt man links nach Duna ab und folgt der Ausschilderung.

Das Geschehen
Stele auf dem Monte San Martino In den Stellungen der Cadorna-Linie am Monte San Martino hatten sich sofort nach dem Kriegsaustritt Italiens am 8. September 1943 Soldaten einer in Portovaltravaglia am Lago Maggiore stationierten Bersaglieri-Einheit um ihren Kommandanten Colonnello Carlo Croce (1892–1944) verschanzt. Für Croce, der am Ersten Weltkrieg und am Russlandfeldzug teilgenommen hatte, stand außer Frage, dass sein Land gegen die Besetzung durch deutsche Truppen verteidigt werden müsse. Während sich die meisten Soldaten seiner Einheit für die Heimkehr in ihre Heimatorte oder zur Flucht in die Schweiz entschieden, folgten ihm die Übrigen. Ihnen schlossen sich weitere Männer aus der Umgebung an. Die Gruppe (Mitte November 1943 ca. 170 Mann) nannte sich „Gruppo Militare Cinque Giornate Monte di San Martino di Vallata-Varese“.

Am 13. November 1943 begannen die deutschen Besatzer, unterstützt von Carabinieri und faschistischer Miliz, in den umliegenden Gemeinden eine großangelegte Durchkämmungsaktion unter der Zivilbevölkerung: In den folgenden Tagen wurden Hunderte Menschen gefangen genommen. Die Einheit um Carlo Croce versuchte mit Straßensperrungen und Sabotageaktionen, diese willkürlichen Greifaktionen aufzuhalten, worauf die Luftwaffe am 18. November 1943 den Monte San Martino mit Bombardierungen überzog. Über 30 Männer kamen beim Rückzug ums Leben, weitere wurden verhaftet, dem Rest der Truppe gelang die Flucht in die Schweiz.
Carlo Croce – wie auch einige andere – kehrte später nach Italien zurück, wurde bei Gefechten nahe Sondrio verletzt, von der SS gefangen genommen und starb am 24. Juli 1944 im Hospital von Bergamo an den Folgen der Folter.
Die Geschehnisse vom November 1943 am Monte San Martino sind in die Geschichte der italienischen Widerstandsbewegung als deren erste Schlacht eingegangen.

Gedenken
Sacrario di San Martino
Im Oktober 1963 wurde auf dem Monte San Martino das Sacrario eingeweiht. Es besteht aus einer Krypta, letzte Ruhestätte für einige der Opfer, unter ihnen Carlo Croce, und einer 12 Meter hohen Stele, auf der fünf Basreliefs das Leben in Widerstand und Verfolgung aufzeigen sollen.

Krypta im Sacrario Urnengräber der Opfer

Sentiero „Gruppo Cinque Giornate – San Martino 1943“
Aus Anlass des 60. Jahrestages der ‘Battaglia di San Martino’ hat die Provinz Varese zusammen mit den Partisanenverbänden ANPI, FIVL, FIAP und den umliegenden Gemeinden einen Wanderweg angelegt und ausgewiesen, der von Portovaltravaglia am Lago Maggiore nach Ponte Tresa am Luganer See führt. Hinweistafeln am Weg informieren über die historischen Hintergründe.

Literatur / Quellen:
Bocca, Giorgio: Storia dell’Italia partigiana, Mailand, 1995, S. 59–61; it.wikipedia.org/wiki/Battaglia_del_San_Martino; it.wikipedia.org/wiki/Carlo_Croce